Natürlich kann man immer wieder erzählen, wie wertvoll und artenreich der Leipziger Auenwald ist. Aber wirklich begreifen kann man es nur, wenn man es wirklich selber sieht. Am besten mit jemandem zusammen, der einem das alles nicht nur erklären kann, sondern auch zeigt, worauf man achten sollte. Denn es ist auch mit dem Auwald so: Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Höchste Zeit für eine Entdeckertour.

Am 27. März ging es auf so eine Entdeckertour durchs Rosental zum Elsterbecken. Eingeladen hatte Falko Haak, der Abenteuertourguide, der das Natur-Abenteuer-Leipzig 2020 ins Leben gerufen hat. Als kleines Start-Up, wie er selber sagt, bei dem sich alles um Naturentdeckungen im Leipziger Neuseenland dreht:„2020/2021 entweder zum schlechtesten Zeitpunkt oder eventuell zum besten Zeitpunkt, den man sich vorstellen kann?“, fragt er sich selbst. „Auf jeden Fall biete ich mit meinem kleinen Team unterhaltsame und anspruchsvolle Erlebnis- und Rätseltouren rund um die Themen Naturschutz und Stadtgeschichte im Leipziger Auwald und darüber hinaus an.“
Das Team sind zertifizierte Natur- und Landschaftsführer, die nicht nur wissen, wie man sich in der Natur verhalten muss, sondern auch, was es dort zu sehen gibt.

Leiter der Tour: Falko Haak. Foto: Tilly Domian
Leiter der Tour: Falko Haak. Foto: Tilly Domian

Für an wohligeres Wetter gewöhnte Großstädter war das Wetter am 27. März zwar denkbar ungünstig, kam der erste heftige Regenguss doch schon kurz vor dem vereinbarten Starttermin um 14 Uhr.

Doch das hat die wettergerecht eingepackten Teilnehmer/-innen der Tour durch die Elsteraue nicht abgeschreckt, und pünktlich zu Beginn schien tatsächlich die Sonne. Die Tour war hauptsächlich als betriebsinterne Tour für die neuen Guides gedacht. Die LZ durfte dabei sein, wie die kleine Gruppe mit sieben Leuten schon mal probte, wie das sein wird bei den richtigen Exkursionen, die ja durchaus eine Menge Zuspruch finden könnten.

Pause am Elsterbecken. Foto: Tilly Domian
Pause am Elsterbecken. Foto: Tilly Domian

Denn wenn der nächste Urlaub auswärts auch wieder unmöglich sein wird, werden noch mehr Leipziger/-innen aufbrechen, um die grüne Wildnis vor der eigenen Haustür zu erkunden. Und viele werden wissen wollen, was dieses Natura-2000-Gebiet eigentlich so besonders macht. Nach einer kurzen Vorstellung ging es an diesem fast aprilmäßigen Samstag gleich los mit dem ersten Rätsel.

Ja, Rätsel, denn es wird nicht nur einfach gewandert, da die Touren sich auch und besonders an Familien mit Kindern richten. Also musste man jetzt ein Schraubglas suchen und dann die Aufgabe darin lösen. Das macht auch als Erwachsener Spaß. Denn wenn man das, was da krabbelt und kreucht im Glas betrachtet, erkennt man es besser. Und wer ein gutes Gedächtnis hat, kann es sich merken. Denn wann achtet man schon auf all das kleine Krabbelzeug da im Wald und am Fluss?

Danach ging’s dann auf die geplante dreistündige Wanderung, die zur Entdeckungstour werden sollte. Von Station zu Station, verbunden mit Informationen zur Geschichte und immer wieder Rätseln, die sich hauptsächlich um die Natur drehten.

„Dieses kleine Abenteuer“, wie es Falko Haak nennt, führt durch das nördliche Rosental bis ans Ufer des Elsterbeckens durch den artenreichen Leipziger Auwald. Zu den kleinen Aufgaben und naturkundlichen Entdeckungen gehörten zum Beispiel Fragen wie: „Erkennt ihr die Frühblüher im Auwald? Könnt ihr die Tierspuren lesen?“

Nebenbei durften sich die Teilnehmer der Tour an Baumbestimmung versuchen. Da merkte man erst, wie wenig man sich sonst damit beschäftigt.

Finale auf dem Wackelturm im Rosental. Foto: Tilly Domian
Finale auf dem Wackelturm im Rosental. Foto: Tilly Domian

Die Strecke war auch für unsere Exkursionsteilnehmerin völliges Neuland, war sie doch vorher noch nie in der Gegend an der Luppe und dem Elsterstaubecken unterwegs. Auf der Landzunge zwischen Staubecken und Nahle hat die kleine Auenexpedition eine Pause eingelegt, die freilich bald wieder abgebrochen werden musste, als eine richtig schwarze Wolkenwand heranzog. Aber das gehört bei Touren in der richtigen Natur einfach dazu und erinnert daran, was mit wetterfester Kleidung tatsächlich gemeint ist.

Erwischt hat es die kleine Expedition dann trotzdem, inklusive Regen, Graupelschauer, Sturm und einem hinter der Gruppe umstürzenden Baum. Zum Glück wurde niemand verletzt. Aber auch so kann man erleben, was das Baumsterben durch die lange Trockenheit und die neuartigen Schädlinge im Auenwald derzeit anrichtet. Um Totholz muss sich derzeit wirklich niemand sorgen, um die eigene Sicherheit beim Betreten der Waldwege dann schon eher. Die Gruppe jedenfalls wurde ordentlich nass.

Nach knapp drei Stunden (normalerweise dauert die Tour etwa 3,5 Stunden) waren alle Teilnehmer/-innen wieder am Startpunkt, dem Wackelturm im Rosental, der bei dem Wetter seinem Namen alle Ehre gemacht hat. Zitieren wir einfach mal unsere Expeditionsteilnehmerin: „Und ich hab Höhenangst … war aber dennoch oben. Insgesamt fand ich es sehr schön, unser Guide Falko war sehr freundlich und wusste eine Menge zu erzählen. Fazit: Ich würde jederzeit wieder mitgehen. Und für dieses Jahr sind, zusätzlich zu den bisherigen, noch drei neue Touren geplant.“

Und auch wenn es zuletzt stürmisch und nass war, gab es trotzdem eine Belohnung: den grandiosen Ausblick auf die Stadt von der Plattform des Wackelturms.

Entdeckertour am Elsterbecken am 27. März

Video: LZ

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