Ab Montag, 14. Dezember, gilt in Sachsen der harte Lockdown. Fahrlässigkeit und einige falsche politische Entscheidungen haben dazu geführt, dass der Freistaat mittlerweile das am stärksten von Corona-Infektionen betroffene Bundesland ist. Und eigentlich hatten die sächsischen Kulturbetriebe beim „Lockdown Light“ im November noch gehofft, wenigstens ein paar Weihnachtsprogramme spielen zu können. Doch jetzt wenden sich die Landeskulturverbände lieber mit einem Offenen Brief an die Bürger des Freistaats.

Denn mittlerweile ist auch klar, dass gerade jetzt eine Öffnung von Theater, Kinos, Kulturhäusern die Pandemie eher noch befeuern würde. Doch auch die Kultur und ihre Akteure kann man nur schützen, wenn man jetzt wirklich alles tut, um die Infektionszahlen in Sachsen deutlich zu drücken.

Der Offene Brief vom 11. Dezember:

Was jetzt wichtig ist!

Sächsische Landeskulturverbände appellieren an die Vernunft und rufen zur Rücksichtnahme auf

Sachsens hohe Infektionszahlen, Krankenhausbelegungen und damit Sterberaten sind mehr als besorgniserregend. Mit den bundesweit höchsten Inzidenzwerten hat sich Sachsen zu einem Hotspot entwickelt, durch den Menschenleben gefährdet werden und das Gesundheitswesen zu überlasten droht.

Die elf sächsischen Landeskulturverbände appellieren deshalb an die Vernunft eines jeden Einzelnen, die Schutzmaßnahmen einzuhalten, Maske zu tragen und einen Mindestabstand zu gewährleisten. Es steht in unser aller Verantwortung Rücksicht aufeinander zu nehmen und so die Pandemie einzugrenzen.

Es ist jetzt nicht die Zeit, um Öffnungen einzufordern. Der beste Schutz auch für Kultureinrichtungen entsteht, wenn wir die Pandemie schnell bezwingen und dann langsam zu einer Normalität zurückkehren können.

So schwer es fällt, gerade in der Vorweihnachtszeit auf Nähe zu verzichten, geht es jetzt darum, dass jeder möglichst für sich und im Kreis seiner engsten Angehörigen verbleibt. Wir alle müssen auf die Anlässe und wunderbaren Gelegenheiten verzichten, die uns normal aus- und zusammenführen. Das ist besonders einschneidend für den Kulturbereich, weil das Zusammenkommen genauso wie das Liveerlebnis den Charakter jeder Kulturveranstaltung ausmacht.

Trotzdem bleibt die Einsicht, dass wir das Virus nur aufhalten können, wenn wir Abstand halten und Rücksicht auf unsere Mitmenschen nehmen. Es ist auch eine Frage der moralischen Verantwortung jetzt zuerst die erkrankten Menschen und deren Angehörige und das Personal des Gesundheitswesens in den Blick zu nehmen. Ihnen gilt unsere ganze Solidarität.

Dabei glauben wir an die Kraft von Kunst und Kultur, die uns trotz eines verschärften Lockdowns Zuversicht und Hoffnung geben. Musik hören und Bücher lesen, selber künstlerisch tätig werden oder ein Theaterstück streamen. Die Möglichkeiten der künstlerischen Inspiration sind unendlich – auch von zu Hause aus.

Wir fürchten nicht um den Fortbestand von Kunst und Kultur, sondern ahnen bereits, dass in der Erkenntnis des Vermissens deren Relevanz liegt. Lassen Sie uns gemeinsam auf einen tragfähigen Impfstoff bauen und somit auf das nächste Jahr hoffen.

Wir bedanken uns bei unseren Publika, die uns in Kulturvereinen, Bibliotheken, Kulturzentren, Musikschulen, Galerien, Theatern oder Kinos ihre enge Verbundenheit ausgedrückt haben. Kunst- und Kulturproduzenten und Publika brauchen sich gegenseitig. Gemeinsam können wir mit Verantwortung und Rücksichtnahme unseren Teil zum Pandemiegeschehen beitragen.

Wir danken zudem der Staatsregierung, die mit großem Engagement die sächsische Kultur in diesem Ausnahmejahr unterstützt hat. Bedeutsam und erkennbar ist das Bestreben, die Substanz der sächsischen Kulturlandschaft zu erhalten. Sie wird gemäß dem Regierungsentwurf der Staatsregierung auch im nächsten Jahr bestehen bleiben. Das ist trotz aller Sorgen und Nöte eine große Leistung.

Wir wünschen allen eine Frohe Weihnachtszeit.

Bleiben Sie zu Hause, bleiben Sie froh und bleiben sie gesund.

Anne Pallas und Helge-Björn Meyer

Im Namen der Interessengemeinschaft Landeskulturverbände Sachsen

Mitglieder der IG Landeskulturverbände Sachsen:

Landesverband Amateurtheater Sachsen e. V.
Landesverband Bildende Kunst Sachsen e. V.
Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft Sachsen e. V.
Landesverband Sachsen im Deutschen Bibliotheksverband e. V.
Landesverband Soziokultur Sachsen e. V.
Landesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V.
Filmverband Sachsen e. V.
Sächsischer Kinder- und Jugendfilmdienst e. V.
Sächsischer Literaturrat e. V.
Sächsischer Museumsbund e. V.
Sächsischer Musikrat e. V.
Servicestelle FREIE SZENE Sachsen beim Landesverband Soziokultur Sachsen e. V.

Hinweis der Redaktion in eigener Sache

Seit der „Coronakrise“ haben wir unser Archiv für alle Leser geöffnet. Es gibt also seither auch für Nichtabonnenten unter anderem alle Artikel der LEIPZIGER ZEITUNG aus den letzten Jahren zusätzlich auf L-IZ.de über die tagesaktuellen Berichte hinaus ganz ohne Paywall zu entdecken.

Unterstützen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere tägliche Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikäufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den täglichen, frei verfügbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit für Sie.

Vielen Dank dafür.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar