Die massiven Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie haben auch Leipzigs Clubszene mit voller Breitseite getroffen. Nichts erscheint unter Corona-Bedingungen so unmöglich, wie wieder hunderte tanzende Menschen auf engem Raum die Nächte durchfeiern zu lassen. Da helfen auch bei den Organisatoren des Elipamanoke in Plagwitz alle Grübeleien nichts: Bevor der Club wieder aufmachen kann, braucht es noch einige kluge Ideen und vor allem Unterstützung von Freunden.
Deswegen hat der beliebte Club in der Markranstädter Straße schon am 22. Juli eine Crowdfunding-Aktion auf Startnext gestartet. Und mit einem Hilferuf wendet sich der Club jetzt an die Öffentlichkeit. Darin erklären die Macher auch, warum ein geschlossener Club die Finanzen auffrisst und wie man darum ringt, ein Konzept für die Wiedereröffnung zu finden.
Der Hilferuf aus dem Elipamanoke
Seit Freitag, 13. März, konnte in unseren Räumlichkeiten keine Veranstaltung stattfinden, obgleich es zu diesem Zeitpunkt von den Behörden noch kein offizielles Verbot für Veranstaltungen mit weniger als 1.000 Gästen gab, herrschte unter den Leipziger Livespielstätten große Einigkeit, das Risiko eines „Superspreading-Events“ in unseren Kulturräumen nicht eingehen zu wollen.
So gehören wir, wie fast die gesamte Veranstaltungsbranche, zu den Ersten, die ihren Betrieb vorsorglich einstellten und werden aller Voraussicht nach, auch zu den Letzten gehören, die ihren regulären Betrieb wieder aufnehmen können.
Nach fast vier Monaten Pandemie war unsere Zwischenbilanz erschütternd.
Die Ausgaben in diesem Zeitraum beliefen sich auf ein Vierfaches der anfänglich gewährten Soforthilfe. Bereitgestellte Mittel aus dem Bundesprogramm NEUSTART KULTUR fördern vor allem pandemiebedingte investive Umbau-, Modernisierungs- und Ausstattungsmaßnahmen. Die Miete für unsere Räumlichkeiten und weitere umfangreiche monatliche Kosten können wir aus diesen Mitteln nicht decken.
Durch die solidarisch gesammelten Gelder aus dem „Soliticket“ des LiveKommbinat Leipzig e. V. konnte einigen Kulturstätten, u. a. auch uns, schon eine kleine Finanzspritze gegeben werden. Ein Großteil des Geldes wird aber als „Feuerwehrtopf“ für brenzlige Situationen einer evtl. bevorstehenden zweiten Corona-Welle zurückgehalten. So schöpfen wir dank der sehr großen und breiten Unterstützung unserer Gäste, aus dieser Kampagne vor allem Mut und Zuversicht!
Doch nun wird auch unsere Situation zunehmend bedrohlicher für die Existenz unseres Clubs. Daher haben wir am 22.07.20 eine eigne Crowdfunding Kampagne gestartet, auf die wir aufmerksam machen wollen!
Die Entstehung unseres Clubs in einem Wächterhaus-Projekt in Leipzig-Plagwitz und der Umzug fünf Jahre später, in die neuen größeren Räume, ist Beispielhaft für die Entwicklung der gesamten Stadt und des Stadtteils Plagwitz im Besonderen. So sind es doch die mit Kunst, Kultur und Leben gefüllten Freiräume einstiger Abrisshäuser und leerstehender Produktionsstätten, die der Stadt und Plagwitz ihren heutigen Charme erst ermöglichten und die Legenden von der Boomtown „Hypezig“ in alle Munde brachten.
Die Folgen der Gentrifizierung und die Verdrängung der Kultureinrichtungen wurden auch im Leipziger Westen in den vergangenen Jahren überaus deutlich spürbar.
Das Pferdehaus im Westwerk musste für einen Supermarkt weichen. Die DHF, Dr. Seltsam, Bimbo Town, Lola Bar und viele mehr wurden aus dem Stadtteil getilgt, in dem einst mit der „Basis“ der erste Techno Club, in den Wirren der Wendejahre entstand.
Das Elipamanoke ist einer dieser nur noch rar gesäten identitätsstiftenden Rückzugsorte, in deren Intimität sich Persönlichkeiten entfalten können, ein diskriminierungsfreies Miteinander gelebt und das physische erleben von Musik ermöglicht wird. Die verbleibenden großen kommerziellen Konzerthäuser im Kiez können diese soziale Komponente der Clubkultur nicht bedienen
Wir sowie die wenigen anderen verbleibenden Musikclubs, sind akut in unserer Existenz gefährdet und nur gemeinsam lässt sich das Corona induzierte Aussterben der Leipziger Kulturstätten verhindern!
Viele Künstler/-innen und Kollektive, von Techno, House und Hip Hop, bis hin zu Jazz finden in unserem Laden ihren Weg ins professionelle Clubgeschehen. Wir versuchen, diese jungen Menschen auf ihrem Weg zu begleiten, ihr musikalisches Talent weiterzuentwickeln und sie auch bei ersten Produktionen, Label-Arbeit und Ähnlichem zu unterstützen.
Neben den eigentlichen Veranstaltungen vermissen wir die soziale Interaktion mit unseren Gästen und die gemeinsamen Entwicklung mit unseren Künstler/-innen besonders. Gängige „Biergarten“-Konzepte, wie in einigen anderen Locations bereits praktiziert, lassen sich auf unseren kleinen Freiflächen und den engen Zugängen zu den Sanitäreinrichtungen, weder rentabel noch zufriedenstellend mit einem derzeit notwendigen Infektionsschutzkonzept umsetzen.
So verstehen wir unter Elipandemie nicht nur den finanziellen Schaden, den diese Pandemie verursacht, sondern besonders den Verlust des Clubs als sozialen – Save Space – mit allen Folgen, die bei uns und in unserem Umfeld, in dieser Zeit teils drastisch zum Vorschein kommen.
So nutzen wir die Zeit unbeugsam & ehrenamtlich im Kollektiv für notwendige Renovierungsmaßnahmen, arbeiten gemeinsam im LiveKommbinat e. V. an geeigneten Maßnahmen, die einen Veranstaltungsbetrieb während der Corona Pandemie ermöglichen könnten und träumen von der Zeit nach der Pandemie, in der wir unsere kleine Hinterhof-Kaschemme wieder unbeschwert für unsere Gäste öffnen können.
Die neue Leipziger Zeitung Nr. 81: Von verwirrten Männern, richtigem Kaffee und dem Schrei der Prachthirsche nach Liebe
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