Stück für Stück nehmen die Licht-Installationen fürs Leipziger Lichtfest Gestalt an. Am 30. September wurde der Lichtraum am Goerdeler-Denkmal eröffnet. Am 2. Oktober wurde die Licht-Ton-Installation „Leipzig-Berlin“ des Künstlers Philippe Morvan aus Leipzigs Partnerstadt Lyon in den Promenaden Hauptbahnhof (Osthalle) freigegeben, wo sie bis zum 9. Oktober gezeigt wird. Und am Montag, 7. Oktober, folgt nun Lichtraum Nr. 6 in der Lennéanlage an der Schillerstraße.

Im Zentrum von Philippe Morvans Installation im Hauptbahnhof erzeugen rund 1.000 von den Leipzigern gespendete Retro-Taschenlampen Lichteffekte. Das Kunstwerk hat einen Durchmesser von neun Metern und ist drei Meter hoch. Um das Projekt umzusetzen, hatte Philippe Morvan im April 2019 die Leipziger und ihre Gäste aufgerufen, sich in das Kunstwerk einzubringen und alte Taschenlampen abzugeben. Die Resonanz auf den Aufruf war sehr groß.

Der Titel ist sinnbildlich: Morvans Licht-Ton-Installation ist zum einen dem Jubiläum „30 Jahre Friedliche Revolution“ gewidmet und wird deshalb zuerst in Leipzig gezeigt, bevor sie im Anschluss in Berlin beim „Festival of Lights“ zu sehen sein wird. Dort nimmt sie Bezug auf das Jubiläum „30 Jahre Mauerfall“. Das Kunstwerk „Leipzig-Berlin“ zeichnet so buchstäblich den Weg von der Freiheit zur Einheit nach. Weitere europäische Städte sind bereits daran interessiert, das Kunstwerk zu zeigen.

 Philippe Morvan (Lichtkünstler, Lyon) vor seinem Kunstwerk in der Osthalle des Hauptbahnhofs. Foto: Andreas Schmidt
Philippe Morvan (Lichtkünstler, Lyon) vor seinem Kunstwerk in der Osthalle des Hauptbahnhofs. Foto: Andreas Schmidt

Basis des Projektes bilden rund 1.000 rechteckige, mit Flachbatterien betriebene Taschenlampen, die zwar in vielen Haushalten noch vorhanden sind, aber nicht mehr zum Einsatz kommen. Die kreisförmig angeordneten Lampen sind technisch steuerbar, sodass auf diese Weise grafisches Lichtdesign möglich wird. Mit den Taschenlampen verbinden die Menschen unterschiedliche Erinnerungen und Assoziationen. Durch die Anordnung entsteht außerdem ein begehbarer Bereich als symbolischer „Runder Tisch“: Die Menschen sind eingeladen, in den Kreis zu treten und miteinander ins Gespräch zu kommen.

Dazu Philippe Morvan: „Die Installation ist ein grafisches und gleichzeitig ein chromatisches Werk. Es ist auch eine Art Museum. Alle Taschenlampen symbolisieren für mich eine Menschenmenge, bestehend aus vielen Personen und ihren verschiedenen Geschichten.“ Viele unterschiedliche Modelle sind Bestandteil der Licht-Ton-Installation. Das älteste Modell stammt aus den 1920er Jahren. Außergewöhnlich ist eine schwarze Lampe aus den 1940er Jahren, die einem geschliffenen Diamanten ähnelt.

Der Kontakt zum französischen Lichtkünstler kam durch die engen Beziehungen zur Partnerstadt Lyon auf Vermittlung des Referates Internationale Zusammenarbeit der Stadt Leipzig sowie der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH zustande.

Lichtraum 6 am Schillerdenkmal

Am Montag, 7. Oktober, eröffnet am Schillerdenkmal in der Lenné-Anlage (Schillerstraße) der sechste und damit letzte Lichtraum auf dem Weg zum Lichtfest Leipzig. Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr, der Eintritt ist frei. Start der Eröffnung, die zwei verschiedene Performances zeigt, ist in der Nähe der S-Bahn-Haltestelle Wilhelm-Leuschner-Platz. Der Lichtraum steht unter dem Motto „Für ein offenes Land mit freien Menschen!“.

Performance 1: Freiheit schillert

Viele Menschen in Europa lebten bis zum Herbst 1989 hinter dem „Eisernen Vorhang“, einem Teil der Welt, der als sozialistisch galt. Trotz des utopischen Versprechens der Machthabenden war diese Staatsform nicht der „Himmel auf Erden“, sondern für viele ihrer Bürger das krasse Gegenteil. Doch was störte die Menschen? Was fehlte ihnen, wo doch fast alle eine sichere Arbeit hatten und materiell abgesichert waren? Was bewegte sie, unter Losungen wie „Für ein offenes Land mit freien Menschen!“ auf die Straße zu gehen, ihre Wünsche und Sehnsüchte zu artikulieren und sich damit gegen die Regierenden zu stellen?

Die Kraft des Lichts steht hier der Macht des Wortes gegenüber. Eine Textcollage wird diesen Lichtraum füllen: Die Poetryslammer Rainer Holl und Josephine von Blueten Staub treten in Dialog und Widerstand mit 30 Jahren Vergangenheit und unserer Gegenwart. Zusätzlich gibt es einen musikalischen Beitrag von Liedermacher Stephan Krawczyk.

Slam-Poeten: Rainer Holl, Josephine von Blueten Staub

Musik: Stephan Krawczyk

Projektpartner „Freiheit schillert“: Polnisches Institut Berlin/Filiale Leipzig, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Archiv Bürgerbewegung Leipzig

Blick auf die Lennéanlage an der Schillerstraße. Foto: Andreas Schmidt
Blick auf die Lennéanlage an der Schillerstraße. Foto: Andreas Schmidt

Performance 2: Wildwechsel im Park

Stadtparks sind tagsüber öffentliche Plätze der Erholung. Sobald es dunkel wird, können sie sich wandeln. Der Park wird zum Ort der Heimlichkeit, der Schutz bietet vor ungebetenen Blicken und Begegnungen mit den Ordnungsorganen. Gesetze geben die Rahmenbedingungen für unser Leben vor, bilden aber nicht die soziale Realität ab. In Deutschland spricht sich zwar die große Mehrheit der Menschen für die völlige Gleichberechtigung homosexueller Menschen aus, doch einander in der Öffentlichkeit küssende Frauen oder Männer werden von vielen Menschen als unangenehme Störung empfunden.

In der DDR war Homosexualität unter Erwachsenen seit 1968 zwar nicht mehr strafbar aber dennoch weniger toleriert. Was passierte in den damaligen Nächten im Schillerpark? Was hat ein Park, einst und jetzt, mit der Suche nach persönlicher Freiheit und gesellschaftlicher Gleichberechtigung zu tun? Diese Fragen nimmt die Performance mit Musik und Text in den Blick.

Regie/Konzeption: Christian Hanisch
Dramaturgie/Recherche: Christoph Awe
Schauspiel/Live-Musik: Karoline Günst, Alexander Fabisch, Victoria Schätzle
Live-Musik: Gabriel Jagieniak

Jugendchor der Oper Leipzig eröffnet Lichtraum Nr. 5 am 30. September am Neuen Rathaus

Jugendchor der Oper Leipzig eröffnet Lichtraum Nr. 5 am 30. September am Neuen Rathaus

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