In der künstlerischen Beschäftigung mit den Montagsdemonstrationen von 1989 entstehen im Vorfeld des 9. Oktobers 2019 in Leipzig sechs Lichträume, die sich Montag für Montag in Plätzen entlang des Rings eröffnen. Nach Lichtraum 1 (Nikolaikirche), Lichtraum 2 (Nikolaikirchhof) und Lichtraum 3 (Park am Schwanenteich) eröffnet am Montag, 23. September, um 20 Uhr Lichtraum 4 mit Poetry Slam im Park und Innenhof der ehemaligen Stasi-Zentrale.
Start ist an der „Runden Ecke“ (Dittrichring 24). Der Lichtraum steht unter dem Motto „Keine Gewalt!“.
Die Losung der Friedlichen Revolution „Keine Gewalt“ verdeutlicht den zentralen Moment der Gewaltlosigkeit, der 1989 in Leipzig an der „Runden Ecke“ wie an keinem anderen Ort der Montagsdemonstrationen deutlich wurde. Hier bestand Montag für Montag die Gefahr, dass sich der Zorn der Bürger auf das SED-Regime in einem gewaltsamen Sturm auf die Leipziger Stasi-Zentrale Bahn bricht. Um dies zu verhindern, bildeten Demonstranten Menschenketten mit „Keine Gewalt“-Schärpen und entzündeten tausende von Kerzen vor dem Gebäudekomplex. „Keine Gewalt“ ist eine der zentralen Forderungen der Friedlichen Revolution, die als universelle Botschaft bis heute und auch in Zukunft für eine Lösung politischer und gesellschaftlicher Konflikte unverändert Bedeutung hat.
Macht. Worte! – Der Freedom Slam
Was bringt Mauern zu Fall? Die Freiheit, zu sagen, was man denkt. Und Freiheit zu tun, was man sagt. 30 Jahre nach der Friedlichen Revolution feiert die Generation Y mit ihrem Poetry Slam jenes zentrale Recht, das damals erobert und heute verteidigt werden muss: Meinungsfreiheit. Gegen Unterdrückung. Gegen Lüge. Gegen Hass. Das Europäische Zentrum für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) und Livelyrix laden zu einem Experiment ein: Vier profilierte Slammerinnen und Slammer treten in einem Battle der Poesie gegeneinander an und transformieren das Vermächtnis von 1989 in den Alltag von 2019. Der Freedom Slam – unter freiem Himmel. Das Publikum bestimmt durch seinen Applaus Siegerin oder Sieger.
Mitwirkende: Bonny Lycen, Skog Ogvann, Malte Rosskopf, Franziska Wilhelm, Moderation: Rainer Holl
Now and then, here and there – friedliche Revolutionen
Die Schüler der Leipzig International School setzen sich in Kooperation mit dem Schulmuseum mit dem Phänomen „Friedliche Revolution“ auseinander. Welche der Forderungen und Demosprüche von 1989 sind heute noch aktuell? Inwieweit haben sich aber Schwerpunkte und Ziele der jungen Menschen auch verändert? Können die jungen Demonstranten von „Fridays for Future“ etwas von 1989 lernen? Und wie fügen sich friedliche Revolutionen wie die in Indien (Gandhi), in Ägypten im Zuge des arabischen Frühlings 2011 oder aktuell in Hongkong in das Gesamtbild mit ein?
Exklusives Konzert zum Thema „Keine Gewalt“ von Stephan Krawczyk um 19 Uhr
An die Losung „Keine Gewalt“ erinnert auch das eigens dafür erarbeitete Konzert des DDR-Bürgerrechtlers Stephan Krawczyk. In seinem Programm erzählt und singt der Liedermacher am historischen Ort sowohl über die Bedeutung von „Keine Gewalt“ im Herbst 1989, aber auch in der heutigen politischen Auseinandersetzung, als auch über seine eigene Erfahrung mit der totalitären SED-Diktatur. Wegen systemkritischer Aussagen wurde der Künstler jahrelang von der Stasi beobachtet, bis er schließlich verhaftet und ausgebürgert wurde. Das Ende der DDR erlebte er in West-Berlin.
Das Konzert findet ab 19 Uhr an der „Runden Ecke“ und bei Regen im ehemaligen Stasi-Kinosaal der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ (Eingang Goerdelerring 20).
Lichtraum-Eröffnung um 20:00 Uhr mit Lichtkünstlerin Victoria Coeln
Nach dem Konzert wird um 20:00 Uhr der vierte Lichtraum „Runde Ecke – Keine Gewalt“ der Lichtkünstlerin Victoria Coeln eröffnet. Am Standort der ehemaligen Stasi-Bezirksverwaltung haben alle drei am Ort ansässigen Einrichtungen ihre Ausstellungen für eine „Nacht der offenen Tür“ länger für Besucher geöffnet. So sind in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ die Ausstellungen „Stasi – Macht und Banalität“ und „Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution“ am Montag von 10:00 Uhr bis 23:00 Uhr durchgehend geöffnet. Ab 18:00 Uhr beantworten Mitarbeiter und Gruppenbegleiter in der Ausstellung „Stasi – Macht und Banalität“ auch direkte Fragen von Besuchern zu speziellen Themenbereichen der Schau.
Die nächsten Lichträume werden an folgenden Montagen jeweils um 20 Uhr eröffnet:
Lichtraum 5: „Jetzt oder nie – Demokratie!“ – 30. September 2019, 20 Uhr, Goerdeler- Denkmal am Neuen Rathaus: Eröffnung mit szenischer Choreographie und Musik: Jugendchor der Oper Leipzig und Jugendparlament Leipzig.
Lichtraum 6: „Für ein offenes Land mit freien Menschen!“ – 7. Oktober 2019, 20 Uhr, neben S-Bahn-Station Wilhelm-Leuschner-Platz, später im angrenzenden Schillerpark (Lenné-Anlage): Eröffnung mit Musik- und Textperformances.
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