Der Leipziger Literaturverlag wird jetzt auch schon 20 Jahre alt. Und um den Geburtstag zu feiern, eröffnet er am Donnerstag, 29. November, die Ausstellung „Die Überwindung der Trägheit“ mit Arbeiten des Künstlers und Musikers Torsten Pfeffer. Dazu gibt es die Aufführung des Schlagzeugsolos „Madhouse – You mean an institution?“ von Dominique Ehlert und die druckfrischen „Inskriptionen“ No. 10. Und die Gäste des Abends dürfen selbst auf die Bühne.
„Einen Verlag zu gründen ist nicht schwer, ihn zu halten aber …“, stöhnt Viktor Kalinke, der Verleger, ein bisschen. Aber eigentlich hat er viel zu viel Spaß an diesem Verlagsprojekt, das ursprünglich eigentlich kein richtiger Verlag werden sollte.
Mit seinen Worten: „Die Arbeit im Verlag kann ein Traum sein, gel(i)ebte Utopie, Selbstverwirklichung und Selbstausbeutung, beide erscheinen sie endlos. Als die Künstlerin Marion Quitz und ich vor 20 Jahren den Gang zum Gewerbeamt wagten, dachten wir zunächst an ein paar eigene Projekte, die in der Schublade schlummerten: einen Ausstellungskatalog für das Goethe-Institut in Kairo, wo wir gerade Bilder zeigten, und eine zweisprachige Ausgabe des Laozi, für die sich damals kein etablierter deutschsprachiger Verlag zu interessieren schien.“
Und bei Laozi ist es ja nicht geblieben. Gerade erst hat er sich mit dem „dicken Zhuangzi“ einen regelrechten Lebenstraum verwirklicht. Manchmal wird man ja auch deshalb Verleger, weil man unbedingt Autoren und Bücher herüberholen will in die heimische Leselandschaft, die sonst kaum eine Chance hätten. Verleger sind Brückenbauer über Sprachen, Zeiten und Kontinente hinweg.
„Nach zwei, drei eigenen Projekten wurden wir mit Publikationsvorschlägen überhäuft und unversehens wurde aus dem Verlag eine Unternehmung, die sich ihren eigenen Weg durchs Auf und Ab zu bahnen begann“, erinnert sich Kalinke. „Literaturen aus Litauen, Portugal, Polen, Ex-Jugoslawien, Russland, der Mongolei und Georgien rückten in unseren Fokus. Die Arbeit nimmt seitdem kein Ende und dennoch gilt, was Konfuzius eins im 5. Jahrhundert v.u.Z. bereits entdeckte: ‚Wähle einen Beruf, den du liebst, und du brauchst keinen Tag in deinem Leben mehr zu arbeiten.‘“
Da geht es dem Leipziger Literaturverlag mit seinem Kulturgenussladen in der Brockhausstraße in Schleußig ganz genauso wie vielen anderen Leipziger Verlagen auch. Die Botschafterarbeit für besondere Autoren, Bücher und Texte ist viel zu wichtig, als sie einfach deshalb sein zu lassen, weil man vielleicht in anderen Berufen mehr Geld für Sinnlosigkeiten bekommt. Gerade in Zeiten einer wieder zunehmenden nationalen Verdummung ist die Arbeit beim Vermitteln großer Literatur aus aller Welt unersetzlich. Auch wenn es doch immer wieder nur das kluge, interessierte Publikum erreicht.
Doch das wird mit dieser Arbeit erreicht. Die Texte finden ihre aufmerksamen Leser. Und am Donnerstag, 29. November, wird das ab 20 Uhr in der Brockhausstraße 56 gefeiert.
Mitsamt der Vorstellung der neuen Publikation „Inskriptionen No. 10: ende der genieästhetik“.
Die „Inskriptionen“ sind der Blick durch viele Augen. Im aktuellen Heft wird das Ende des einsamen auserkorenen Genies verkündet, so der Verlag: Die „Inskriptionen“ sind eine virtuelle Gemeinschaft, für jedermann/frau zugänglich. Sie sind Dialog, Reaktion, stoßen an. In den „Inskriptionen“ offenbaren sich Alltagsmomente, aktuelle Empfindungen zur Gesellschaft, Immerwährendes wie Naturbeschreibungen und Du-Ich-Beziehungen – davon wird an diesem Abend zu hören sein.“
Und dann wird natürlich auch noch die Ausstellungseröffnung für „Die Überwindung der Trägheit“ mit den Arbeiten von Torsten Pfeffer gefeiert.
Zum Künstler: „Keineswegs sicheren Fußes, aber durchaus frustrationstolerant vollzog sich in Pfeffers bildnerischen Arbeiten eine allmähliche Rückbesinnung auf figurative Gebilde. In Hinwendung zur unmittelbaren, rohen, erzählerischen, körperlichen Geste, beginnt sich etwas grundlegend Menschliches einzuschreiben.
2018 wurde für ihn zum Jahr der Fokussierung. Er widmete die ersten Monate ausschließlich dem kompositorischen Großprojekt ‚Das Ende der Friedenspflicht‘ und fand hier zu einer neuen Klarheit in Form und Sprache, mit denen er gleiches ebenso direkt zu erkunden sucht: Wahrhaftigkeit. Die in dieser Ausstellung präsentierten Arbeiten bezeugen Pfeffers neugefundene stilistische Schärfe.“
Keine Kommentare bisher