Anfangs ward sie beinah vergessen im Jubiläumsreigen der Stadt Leipzig. Aber dann legte der Leipziger Stadtrat ordentlich nach und machte den 200. Geburtstag Clara Schumanns im Jahr 2019 zum Schwerpunkt eines ganzen Kulturjahres. Und das ließen die Erfurter Bahn und die Leipziger LTM zu Claras 199. Geburtstag am 13. September schon mal mit einem Termin im Hauptbahnhof beginnen.

Geboren wurde Clara als Tochter des Musikpädagogen Friedrich Wieck am 13. September 1818 im Haus „Hohe Lilie“ am Neumarkt 28. Eine Tafel am heute dort stehenden Kaufhaus erinnert u. a. daran. Robert Schumann kam als Untermieter ins Haus, bei Wieck nahm er Klavierunterricht und verliebte sich in die talentierte Tochter. 1840 heirateten Robert und Clara – gegen den Willen des Vaters – in Schönefeld und bezogen 1840 bis 1844 die Wohnung in der Inselstraße, wo sich heute die Schumann-Erinnerungsstätte befindet.

Im Alter von neun Jahren gab sie ihr erfolgreiches Konzertdebüt im Leipziger Gewandhaus. Als anerkannte Künstlerin feierte sie in der Leipziger Zeit Konzerterfolge in Paris, Wien, Kopenhagen, St. Petersburg u.a. und heiratete hier Robert Schumann. Anlässlich ihres 50-jährigen Künstlerjubiläums wurde sie 1878 im Leipziger Gewandhaus geehrt.

Clara Schumann ist die berühmteste Musikerin, die in Leipzig geboren wurde. Aber eigentlich ist sie mehr. Auch wenn sie als virtuose Pianistin zu ihrer Zeit berühmt war und mit den besten Musikerkollegen auf Europas Bühnen zu erleben war. Sie war auch eine ebenso begnadete Komponistin wie Robert – nur halt in einer Zeit, in der das Genie reineweg männlich verstanden wurde.

Mit dem Projekt CLARA19 lässt die Stadt Leipzig mit der Unterstützung vieler Partner nun das gesamte Jahr über Clara Schumann hochleben. Um auf das Festjahr 2019 aufmerksam zu machen, wirbt die Erfurter Bahn GmbH in Kooperation mit der Leipzig Tourismus und Marketing (LTM) GmbH ein Jahr lang mit einem thematisch gestalteten Triebwagen des RegioShuttles VT 314, der auf dem mitteldeutschen Streckennetz, unter anderem bis Erfurt, Weimar, Jena und Saalfeld in Thüringen bis hin nach Hof (Bayern) eingesetzt wird.

Die feierliche Zugtaufe erfolgte am 13. September, dem 199. Geburtstag von Clara Schumann, am Bahnsteig 6 des Leipziger Hauptbahnhofes.

Dr. Skadi Jennicke, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur der Stadt Leipzig sowie Schirmherrin von CLARA19, erinnert daran, dass Clara und Robert von Anfang an mit Begeisterung die Eisenbahn nutzten, zu Zeiten, als andere Leute noch fürchteten, bei 30 km verrückt zu werden: „Clara Schumann reiste wie keine zweite Künstlerin des 19. Jahrhunderts. Mit dem Ausbau des Zugnetzes fuhr sie europaweit zu Konzerttourneen. Die Künstlerin gestaltete so eine europäische Kultur mit, die als neugierig und tolerant beschrieben werden kann. Mit dem Festjahr CLARA19 laden wir viele Gäste zu einem vielfältigen Programm nach Leipzig ein. Ich bedanke mich sehr herzlich bei allen Partnern, dass wir das Festjahr CLARA19 prominent auf der Erfurter Bahn bewerben können!“

Zugtaufe mit Gregor Nowak (Künstlerischer Leiter des Festjahres CLARA19), Michael Hecht (Erfurter Bahn), Dr. Skadi Jennicke (Schirmherrin und Kulturbürgermeisterin), Oliver Mietzsch (Geschäftsführer ZVNL) und Marit Schulz (Prokuristin LTM). Foto: Andreas Schmidt, LTM
Zugtaufe mit Gregor Nowak (Künstlerischer Leiter des Festjahres CLARA19), Michael Hecht (Erfurter Bahn), Dr. Skadi Jennicke (Schirmherrin und Kulturbürgermeisterin), Oliver Mietzsch (Geschäftsführer ZVNL) und Marit Schulz (Prokuristin LTM). Foto: Andreas Schmidt, LTM

Seine Musikliebe artikulierte bei der Gelegenheit auch Michael Hecht, Geschäftsführer der Erfurter Bahn GmbH: „Wir freuen uns, dass wir als Erfurter Bahn das Clara-Schumann-Jubiläum unterstützen dürfen und schicken gern unseren Zug als Botschafter in Thüringen, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Bayern auf die Strecke.“

Und wo wir schon einmal bei Zügen sind: Die Deutsche Bahn will die ersten 25 ihrer neuen ICE-4-Züge nach berühmten Komponisten und Komponistinnen benennen. Neben Felix Mendelsohn Bartholdys Schwester Fanny Hensel wird auch Clara Schumann einem ICE ihren Namen geben.

Marit Schulz, Prokuristin der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH, dankte der Erfurter Bahn für diese erneute Kooperation: „Die LTM GmbH und die Erfurter Bahn verbindet seit einigen Jahren eine sehr gute und enge Zusammenarbeit. So waren bereits 2014 zu ‚25 Jahre Friedliche Revolution‘, 2015 zum Jubiläum ‚1000 Jahre Leipzig‘ und 2017 zum ‚Luther-Jubiläum‘ auf Initiative der LTM GmbH thematisch gestaltete Shuttle-Züge der Erfurter Bahn als Werbebotschafter unterwegs. Die Erfurter Bahn hat diese Initiativen von Anfang an sehr engagiert mitgetragen.“

Ein Festjahr für Clara

Wer sich auf die Spuren der Familie Schumann in Leipzig begeben möchte, der sollte das Schumann-Haus in der Inselstraße 18 und die dortige Ausstellung besuchen. Im Musiksaal finden regelmäßig Konzerte statt. Clara und Robert Schumann bezogen am 13. September 1840, einen Tag nach ihrer Hochzeit, erstmals gemeinsam die Wohnung. Zum Jubiläum wird das Museum im Schumann-Haus neu gestaltet und am 14. September 2019 mit einem Inselstraßenfest zum 200. Geburtstag Claras eröffnet.

Das Schumann-Haus präsentiert sich dann mit einem neuen Museumskonzept. In Zusammenarbeit mit der Kuratorin und Clara-Schumann-Expertin Dr. Beatrix Borchard werden die originalen Wohnräume gestaltet. In der Inselstraße verbrachten Clara und Robert ihre ersten vier Ehejahre. Die Pianistin Lauma Skride und das Gewandhausorchester unter der Leitung von Gewandhauskapellmeister Andris Nelsons interpretieren am 12./13. September 2019 im „Großen Concert“ Clara Schumanns Klavierkonzert op. 7. Eröffnet wird CLARA19 am 26. Januar 2019 in der Hochschule für Musik- und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy.

Das umfangreiche Programm zu Clara Schumanns 200. Geburtstag im Jahr 2019 ist dabei so facettenreich wie die Künstlerin selbst. Es geht über das Musikalische weit hinaus und verbindet die unterschiedlichen Kunstebenen, Alters- und Interessengruppen miteinander. So stehen nicht nur Claras Kompositionen im Mittelpunkt des Festjahres, sondern auch ihre Künstlergemeinschaft mit Robert Schumann, ihre internationale Konzerttätigkeit und ihr Konflikt zwischen Beruf und Familie.

Das Festjahr zu Ehren von Clara Schumann wird von der Stadt Leipzig 2018/2019 mit einer Summe in Höhe von insgesamt 335.000 Euro gefördert. Davon werden 110.000 Euro für die Freie Szene zur Verfügung gestellt, wovon bereits 85.000 Euro vergeben wurden. Zu den ausgewählten Förderprojekten zählen die Leipziger Romantik Festtage (u. a. mit der Pianistin Ragna Schirmer, der Sopranistin Carolin Masur, der Choreografin Heike Hennig), die Leipziger Notenspur (mit Parkkonzerten, thematischen Fahrradtouren und Spaziergängen) sowie die Kindervereinigung Leipzig und die Flügelschlag Werkbühne. Aktuell läuft noch eine Ausschreibung über das Kulturamt zum Clara Schumann-Schwerpunkt. Bis zum 30. September 2018 können Förderanträge eingereicht werden. Informationen: www.leipzig.de/kulturfoerderung.

Gregor Nowak, zugleich Leiter des Schumann-Hauses Leipzig, freut sich auf ein europaweit einzigartiges Festjahr, getragen von dem Engagement der Akteure der mannigfaltigen Leipziger Kulturszene. Das Jahr gestalten werden u. a. das Gewandhaus zu Leipzig, MDR Klassik, das Leipziger Ballett, Schumann-Haus, Mendelssohn-Haus, die Leipziger Buchmesse, das Theater der Jungen Welt, die Leipziger Notenspur sowie viele weitere Institutionen und Vereine.

Den Höhepunkt des Festjahres bilden die Schumann-Festwochen vom 12. bis 29. September 2019, die sich um den Geburts- (13.09.1819) und Hochzeitstag (12.09.1840) ranken.

Reiseangebot für Clara-Verehrer:

Anlässlich des Festjahres CLARA19 können Kulturinteressierte bei der LTM GmbH das dreitägige Reiseangebot „Clara Schumann in Leipzig“ buchen. Neben zwei Übernachtungen in einem 4-Sterne-Hotel enthält das Arrangement u. a. einen Stadtrundgang entlang der Leipziger Notenspur, eine musikalische Führung durch das Schumann-Haus und ein Schumann-Menü in drei Gängen. Informationen und Buchung: www.leipzig.travel/reiseangebote

Das Kulturdezernat korrigiert die Vorlage zu „Clara19“ so, dass jeder die Veränderungen sieht

Das Kulturdezernat korrigiert die Vorlage zu „Clara19“ so, dass jeder die Veränderungen sieht

 

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