Jahrelang daddelte Colbinger in unterschiedlichsten Formationen von Leipzig aus und mit einer Gitarre unterm Arm durch die Weltgeschichte. Nun wurde es etwas ruhiger um ihn herum. Obwohl er doch gerade ein Buch herausbrachte. Ein Buch? Wirklich? Tanner hakte ein.
Hallo Huey Colbinger. Wir haben ja schon eine ganze Weile nichts mehr voneinander gehört. Dabei bist Du sehr aktiv, hattest Deine eigene monatliche Show im VOGUE, warst oft im SPIZZ am Musizieren, hast Lied um Lied herausgebracht und in die Radios und Herzen gedrückt – und jetzt bist Du auch noch Schriftsteller geworden. Mannomann. Was für ein Output. Brauchst Du nie Ruhe?
Hallo Volly. Ja, das stimmt, persönlich ist unser letztes Gespräch schon eine Weile her. Die letzten sechs Jahre war ich ja mit Band viel live unterwegs und ich habe ja verschiedene Songs released und Videos veröffentlicht. Da ich Singer und Lyricist bin und meine Lieder und Texte selber schreibe, lag es für mich nah auch Gedichte zu veröffentlichen, diese schreibe ich schon solang, wie Songs.
Ursprünglich sollte es ein kleiner Zyklus werden, aber dann sind doch 31 Texte zusammengekommen. Die Entstehung dieser Gedichte hatte jedoch auch mit einer aus meinem Inneren herauskommenden Veränderung zu tun gehabt.
Es war der Beginn einer persönlichen Weiterentwicklung, die einher ging mit Selbstreflexion, dem IST, dem HIER und HEUTE. Es war der Beginn eines bewussteren Umgangs mit allem was einen umgibt. Was die Ruhe betrifft, ich bin sehr dankbar, dass ich viel erleben darf und dadurch kreativ arbeiten kann. Ich denke, ich ruhe in der Bewegung, das trifft es wohl ganz gut.
“In Freude vergeht der Zorn” klingt weise und ist der Titel Deines Buches. Im Netz fand ich folgende Beschreibung dazu: “Stille beseelt meinen Körper. Schatten befriedet meinen Geist. Warten auf die Berührung, die Leben, Liebe und Energie verheißt. Ich gehe rufend in die Nacht hinaus. Tue Kund von meiner Einsamkeit. Liebe, ein Wort nicht nur. Taten besiegeln den Schwur.” Und weiter steht da: “Huey Colbinger. Worte und Lieder sind sein Weg zur Freude und zur Erkenntnis. Seine Gedichte und Texte waren und sind die Weggefährten durch sein Leben. Er verarbeitet seine emotionalen Gedankenwelten und realen Erfahrungen in seinen Liedern und Gedichten, die ihm halfen den Weg zu einem offenen Herzen zu finden und zu beschreiten. Er erzählt kleine Geschichten, die wir alle immer und immer wieder in unseren vielen persönlichen Welten erleben. Er wünscht allen die Gewissheit, dass das Gute und die Liebe für jeden da draußen zu finden sind und die Suche danach uns Wahrhaftigkeit und Sinn verleiht. So ist sein Leitsatz: “Machen wir uns auf und bleiben wir dran.” Hast Du das selber geschrieben? Das Buch ist ja nur als ebook erschienen. Wie lief denn da das Procedere der Herausgabe? Gibt’s da Lektorat, einen Verlag, all so was? Erzähl mal bitte …
Dieser Beschreibungstext ist zum einen ein Liedtext und zum anderen, um was es mir geht. Dieser stammt von einem Freund, der mich auch schon lange kennt und es sehr gut getroffen hat. Was die Veröffentlichung des Buches betrifft … ich wollte es einfach “nur” machen. Nein im ernst, es ist das erste und ich schreibe am nächsten. In diesem Falle ist es bei EPubli aus Berlin erschienen und es gibt mehrere Möglichkeiten es ans Licht der Welt zu bringen. Natürlich werden auch die Texte überprüft.
Warum aber ein e-Verlag? Hattest Du keine Lust auf Print?
Ich wollte einfach nur einen Anfang machen. Das nächste Buch wird es auch in “echt” geben.
Gibt es Dich auch auf Lesungen? Und wenn Ja wo und wenn Nein warum nicht…
Bei einer neuen Veröffentlichung ist dies durchaus denkbar, ich baue jedoch immer mal ein Gedicht bei einem Liveaufritt ein.
Du wohntest wunderschön am Karl Heine Kanal in der Nähe vom Stelzenhaus, wenn ich richtig informiert bin. Nun wird es im Stadtteil ja immer dichter. Bekommst Du davon etwas mit? Was ist Dein Gefühl beim Thema Entwicklung der Stadt Leipzig?
Ich wohnte da fast elf Jahre und habe die Entwicklung des Stadtviertels hautnah miterlebt. Es ist ein sehr buntes und lebendiges Fleckchen Leipzig geworden. Es gibt Freiräume für die kleine Galerie um die Ecke und verschiedenste neue Läden und Kneipen sind entstanden. Ansonsten wünsche ich mir, dass es weiterhin Oasen der künstlerischen Entfaltung gibt und nicht alles den populäreffizienten Nutzungskonzepten zum Opfer fällt. Ich schaffe und lebe jetzt in Passau/Bayern.
Danke, Huey, für die Antworten – und viel Spaß und Aufmerksamkeit beim Weitertun.
Danke Dir Volly und auf bald mal wieder in Leipzig.
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