Zwanzig Jahre machten „Blind Guardian“ einen Bogen um Leipzig, am 30. April waren sie wieder da. Zusammen mit „Orphaned Land“ bespielten die Krefelder Vorzeigemetaller das Haus Auensee. Und nicht nur das, speziell für Leipzig gruben sie einen Schatzzz aus, der seit 25 Jahren nicht mehr zum Vorschein kam. André Olbrich, Lead-Gitarrist bei "Blind Guardian", gibt Auskunft – nicht nur darüber, sondern auch, was er persönlich mit Griechenland und Südeuropa und der aktuellen Nachrichtenlage in Deutschland verbindet.
Hallo André, seit der 1995er Tour mit „Nevermore“ seid ihr nicht mehr in Leipzig gewesen. Wie hat sich die Stadt seit damals aus eurer Sicht verändert?
Ich bin gestern durch die Stadt, durch die Fußgängerzone gelaufen, und ich war beeindruckt, wie toll das alles ist. Hammerstadt! Echt super, gefällt mir sehr gut.
Ihr kommt ja aus dem Ruhrgebiet, aus Krefeld. Das Ruhrgebiet wird ja auch als die “DDR des Westens” bezeichnet. Ist es dort wirklich so schlimm?
(laut lachend) Das ist mehr Satire. Wir haben viele sehr schöne Ecken. Speziell Düsseldorf: sehr schöne Stadt, Altstadt sehr gepflegt, die Fußgängerzone… Krefeld hat ein bisschen Nachholbedarf, ein verschlafenes Städtchen, wo wir wohnen, aber sehr zentral. Wir sind ganz schnell in Köln, Düsseldorf, Essen, Duisburg. Auch nach Holland, Venlo braucht man nur ‘ne halbe Stunde. Es ist für uns ganz praktisch, so zentral zu sein.
Ähnlich wie die ehemalige DDR hat auch das Ruhrgebiet in den letzten 20, 25 Jahren extreme wirtschaftliche, strukturelle Umwälzungen erfahren. Bekommt man das als Band mit oder ist man da in einem “eigenen Kosmos”?
Natürlich bekommt man mit, was in Deutschland passiert. Ich guck ja auch jeden Abend Nachrichten. In bestimmten Phasen der Band, wenn man längere Zeit auf Tour ist, gehen Sachen aber auch an einem vorbei. Ist man dann wieder zu Hause, versucht man wieder, viel nachholen.
Auf Tour kommt man aber viel rum und sieht viele Sachen vor Ort, wo eben anderen die Informationen fehlen. Meiner Meinung nach ist es immer besser, sich tatsächlich dann so einen Schauplatz anzugucken, mit eigenen Augen zu sehen. Da bekommt man ganz andere Eindrücke und auch ganz andere Hintergrundinformationen als in den Nachrichten.
Du hast gerade Touren angesprochen. Ihr seid ja auch in Südeuropa ziemlich populär. Bekommt man da die Änderungen, Veränderungen speziell in Ländern wie Griechenland oder Spanien intensiver mit?
Ja. Wir waren gerade in Spanien, einem der Krisenländer, da konnte man deutlich in allen Bereichen spüren, dass es dort ein bisschen runter gegangen ist in den letzten Jahren. Natürlich gehen die Merchandise-Verkäufe zurück, da die Leute das Geld nicht mehr so locker haben. Man merkt das auch in den Städten, viele Häuser sind runtergekommen, es ist kein Geld da, um weiter zu investieren, die Leute müssen sparen, das macht sich in allen Bereichen bemerkbar.
Ich habe speziell noch eine persönliche Verbindung zu Griechenland, meine Frau ist Griechin, deswegen bekomme ich da auch die Zustände mit. Es ist teilweise auch nicht so, wie es hier dargestellt wird.
Kotzt dich da das “Griechenland-Bashing” in Deutschland nicht besonders an?
Ja, das ist extrem nervig. Das ist einfach nicht die Wahrheit. Ich kann jetzt mal speziell meinen Schwiegervater nehmen: Der hat sein ganzen Leben gearbeitet, ist gerade in Rente, und dann wird ihm kurz alles gestrichen und weggenommen, wofür er sein ganzen Leben gearbeitet hat und muss jetzt, obwohl er viel eingezahlt hat, im Alter zusehen, wie er noch irgendwie Geld reinkriegt, weil er seine Familie nicht mehr ernähren kann. Das ist schon ziemlich unfair: Am Ende müssen es doch die kleinen Leute austragen!
Im zweiten Teil geht es um die neue Platte „Beyond The Red Mirror” von „Blind Guardian“, warum der „Uffta“-Metal der 80er für “Blind Guardian” tot ist und die Planungen zu einem Orchesterwerk. Ganz am Schluss wird auch klar, wo der Schatz verborgen liegt.
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