Auf dem neuen, hölzernen Pfad oberhalb der neuen Kiwara-Kopje geht es stufenlos weiter. Man könnte auch barrierefrei dazu sagen. Aber wer mit Rolli unterwegs ist, wird beim Erklimmen der Steigung wohl doch ein bisschen Hilfe brauchen. Oder auch nicht. Der Blick über die Savanne lockt und entschädigt. Denn eigentlich ist der erste Teil, den man so aus drei Meter Höhe überschaut, noch die alte Kiwara-Savanna.

Nur mit wuchtigen Felsen und starken Baumstämmen wurde das Gelände neu gestaltet und abgeteilt, damit die Spitzmaulnashörner auch da bleiben, wo sie hingehören. Auch wenn sie sich in den beiden Seitenflügeln ihres Teilgeländes durchaus begegnen dürfen mit den anderen Savannen-Bewohnern. Sofern die sich trauen.

“Wir arbeiten schon seit einer geraumen Zeit erfolgreich mit solchen Vergesellschaftungen von Tierarten, die auch in der Natur in der selben Region vorkommen”, sagt Dr. Jörg Junhold. Doch das, was jetzt im Südteil des Geländes, der eigentlichen Kiwara-Kopje mit den vielen künstlich gebauten Kopje-Felsen entsteht, ist neu. “Das hat noch keiner so probiert”, sagt Junhold. Und kündigt auch schon einmal an, dass es durchaus seine Zeit dauern kann, bis man Spitzmaulnashörner, Geparden und Husarenaffen in der Kopje gleichzeitig sehen wird. “Aber eine Tierart wird auf jeden Fall zur Eröffnung schon im Gelände sein”, so Junhold.

Vom hohen Holzpfad aus kann man so ins Gelände der Nashörner schauen. Foto: Ralf Julke
Vom hohen Holzpfad aus kann man so ins Gelände der Nashörner schauen. Foto: Ralf Julke

Das werden die zwei Gepardenweibchen aus dem Zoo in Port Lympne sein, die sich wahrscheinlich schon tierisch auf ihren Umzug nach Leipzig freuen. Port Lympne klingt nach Serengeti, liegt aber mitten in England. Nach ihnen kommen dann die Husarenaffen zum Austesten, ob ihnen die Kopje gefällt. Auch erst einmal ganz für sich, später dann probeweise mit den Spitzmaulnashörnern oder den Geparden. “Sie wissen ja, wie das in der freien Natur ist: Da gibt es Jäger und Gejagte”, sagt der Zoodirektor.

Aber er will die Husaren ja nicht fressen lassen, auch wenn ihnen bei der guten Ernährung im Zoo ein bisschen Bewegung ganz gut tun wird. Deswegen werden Fluchträume in den Baumkronen samt Girlanden zum Hangeln für die Affen gleich mit eingebaut. Falls die Geparden unten Ärger machen, können sich die Husarenaffen immer noch nach oben verkrümeln und ein paar Bemerkungen machen – wie sich das für Affen gehört.

Und weil die Burschen auch noch richtig gut springen können, schaut man auch hier durch riesengroße Glasscheiben auf die Gesellschaft in der Kiwara-Kopje hinunter, die ganz im Süden dann wieder von einem Wassergraben begrenzt wird, so dass die wasserscheuen Tiere brav im Gelände bleiben. Vorher ist man zwischen lauter hohen Felsen durchspaziert, hat kurz die Klippschiefer besucht und fühlt sich wie in der Sächsischen Schweiz. Hat man also wieder das Zugticket nach Dresden gespart und dabei noch halb Afrika gesehen. Wenn nicht alle Stege und Fenster verstellt sind mit ebenso neugierigen Sachsen. Wann kann man echten Dickhäutern schon mal so schön auf den Kopf gucken?

In der Kiwara-Kopje werden noch Kopjes gebaut. Foto: Ralf Julke
In der Kiwara-Kopje werden noch Kopjes gebaut. Foto: Ralf Julke

7,3 Millionen hat der Umbau des 6.000 (eigentlich ja 8.000) Quadratmeter großen Geländeteils gekostet. Afrika ist damit fast fertig.

Im Sommer soll dann auch noch der große Spielplatz in der ehemaligen Bärenburg freigegeben werden. Und dann geht’s Richtung Südamerika. Denn zwischen Kiwara-Kopje und Hacienda Las Casas soll es künftig nach Südamerika gehen. Ganz ohne Schiffspassage. Das soll 2016/2017 in Angriff genommen werden, verspricht Jörg Junhold.

Wenn Journalisten schon mal nach dem Geld fragen, wollen sie auch gern wissen, ob dann auch gleich wieder die Preise steigen?

“Nein, dieses Jahr auf alle Fälle nicht”, verspricht Jörg Junhold. “Was die nächsten Jahre betriff, sind wir noch am rechnen.”

Die Kiwara-Kopje gibt es also ab 29. April ohne Aufschlag zu sehen. Wenn alles fertig ist. Aber das schaffen wir, verspricht Junhold. Und hofft trotzdem, dass kein Schnee und kein Frost mehr kommt und die Bauarbeiter am Fertigwerden hindert. Den Tieren  wird das Aprilwetter nicht so viel ausmachen. Selbst die Spitzmaulnashörner haben – gut versteckt unter einem schönen Schirm – einen Heizstrahler, der ihnen den Rücken wärmt, wenn’s draußen in der Savane wieder mal regnet und nieselt.

Kleine Tiere können hier - wenn sie mutig sind - ins Nashorngehege wechseln. Foto: Ralf Julke
Kleine Tiere können hier – wenn sie mutig sind – ins Nashorngehege wechseln. Foto: Ralf Julke

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