Mit Schriftstellern zu reden kann schon etwas länger dauern. Da ist ja auch immenses Mitteilungsbedürfnis. Dazu dann ganz besonders, wenn ein Mann wie Peter Lemar auch noch Musiker ist und Erfolge hatte und ein Auf und Ab lebte. Lemar besuchte Tanner in seinem Büro. Und antwortete auf Tanners Fragen.
Hallo Peter, da kommst Du hier so vorbei, um mir Dein Buch in die Hand zu drücken – und dann steht da drauf (also als Titel): “Es geht um Nichts!” – Nun weiß ich jedoch, dass es um weit mehr geht und dass dieses NICHTS eher etwas mit der Lösung der Weltenergiefrage zu tun hat. Kannst Du den Leserschaften einen kleinen Einblick in das Innere Deines Buches geben?
Unbedingt! Denn der Titel wurde mit Bedacht gewählt. Das großgeschriebene Nichts steht nämlich für das Vakuum, das nach heutigem Wissensstand eben nicht nichts ist, sondern das genaue Gegenteil davon, nämlich ein virtueller Ozean von Energie. Diese Energie lässt sich über einen entsprechenden Resonator – vergleichbar mit einer Stimmgabel, die einen Ton erzeugt – in physikalische Energie umwandeln.
Ich verstehe nur Bahnhof. Das musst Du wirklich etwas genauer ausführen.
Ok. Dazu muss man Folgendes wissen: Nikola Tesla hatte 1900 in seinem berühmten Artikel The Problem Of Increasing Human Energy eine Vision über den Fortschritt der Menschheit durch neue Energiequellen vorgestellt, was seinerzeit eine Sensation hervorrief. Abgesehen davon, dass er ein weltweites WLAN auf Basis von Longitudinalwellen einrichten wollte, er hatte auch herausgefunden, dass das Vakuum über große Potenziale verfügt, die sich unter bestimmten Umständen spontan entladen. Er war nicht der erste, der davon wusste, denn auch in den alten Feldgleichungen von James Maxwell sind sie noch enthalten.
Doch Hertz lehnte die Potenziale als mystisch ab (weil niemand wusste, woher sie stammen) und vereinfachte die Gleichungen, mit denen heute immer noch jeder Elektriker rechnet. Inzwischen bestreitet kein Physiker mehr, dass es die Vakuumpotenziale gibt (man nennt sie auch Nullpunktenergie), doch sie gelten als so winzig klein, dass man sie vernachlässigt. Zu Unrecht, den bekanntlich steckt der Teufel im Detail. Längst gibt es Patente und Möglichkeiten, über spezielle Resonatoren Raumenergie zu gewinnen. Die Wirkungsgrade solcher Freier Energie-Maschinen schwanken zwischen 100 und 1000 Prozent.
Echt? Aber warum ist das denn nicht Gemeinmeinung?
Das kann ich Dir sagen: Kann nicht sein, sagen die klassischen Physiker, weil gemäß dem Energieerhaltungssatz nicht mehr Energie aus einem System herauskommen kann, als vorher reingesteckt wurde. Doch das ist falsch, weil die Welt selber kein geschlossenes System ist. Die gesamte Prämisse stimmt nicht, denn genaugenommen würde es weder dich noch mich geben (noch die gesamte materielle Welt), ohne das Vakuum. Alles kommt aus dem Vakuum, weil es dort schon virtuell existiert. Dies zu bestreiten, wäre genauso unsinnig, wie wenn jemand daherkäme und behaupten würde, du hättest keine Eltern, wärst einfach nur da.
Aha – und jetzt bitte zum Buch.
Als ich das begriffen hatte, kam das Thema Unterdrückte Erfindungen gewissermaßen zu mir. Ich las ein Buch und einen Artikel über Elektroautos, der damit begann, dass der Siegeszug des Elektroautos schon vor 120 Jahren begonnen hätte. Daraufhin recherchierte ich und fand bestätigt, dass 1890 fast alle Taxis in Philadelphia Elektrotaxis waren (45 km/ h schnell, Reichweite 100 km, brauchten nicht angekurbelt werden). Als ich dann noch vom Colerschen Magnetstromapparat las, der durch einen Bericht des britischen Geheimdienstes bestens dokumentiert ist (Hans Coler hatte für die Nazis einen Motor gebaut, der im Kilowattbereich Strom erzeugte) war mein Entschluss gefasst, einen Wissenschaftskrimi zum Thema Raumenergie zu schreiben.
Er beginnt als Prolog mit Nikola Tesla, wie er in seinem New Yorker Labor vor Mitgliedern des McAllister Clubs eine Vorführung gibt. Anschließend wirbt er bei John Astor um weitere Gelder für sein Projekt zur drahtlosen Energie- und Nachrichtenübertragung (1898). Dann beginnt die eigentliche Handlung (Zeitraum 2013/14): Es geht um zwei Leipziger, die einen Vakuummotor zur Serienreife bringen, der aus Raumenergie elektrischen Strom gewinnt. Schon bald zeigt sich, wie schwierig es ist, dafür Interessenten aus der Energiewirtschaft zu finden. Schließlich will ein großes amerikanisches Unternehmen das Patent kaufen. Doch kurz darauf wird dessen Vizechef, zuständig für den Bereich alternativer Energien, einer Sexualstraftat bezichtigt und verhaftet.
Das Patent verschwindet und die beiden Patentinhaber kommen auf mysteriöse Weise ums Leben. Zur gleichen Zeit sorgt ein rätselhafter Selbstmord am Kernforschungszentrum in Genf für Aufsehen. Doch als Inspektor Kohler von der Mordkommission den Verbindungen zwischen den Ereignissen auf die Schliche kommt, wird er von dem Fall entbunden.
Meine Fresse, das klingt ja wild.
Ja, eben. Warum Kohler von dem Fall entbunden wird, kann sich der Leser selber denken. Denn von Seiten der Öl- und Stromindustrie besteht kein Interesse an einer Technologie, die umweltschonend, emissionsfrei und billig ist. Sie will weiterhin mit der konventionellen Stromerzeugung Milliardengewinne machen – zu Lasten von Umwelt und Verbraucher.
P.S.: Ich kenne Prof. Claus Turtur persönlich, der mir in wissenschaftlichen Belangen zur Seite stand. Er hat 1998 in Magdeburg einen Vakuumkonverter vorgestellt, der aus Raumenergie Strom gewinnt. Auch er weiß nicht genau, was die Vakuumenergie des Raumes ist. Es könnte sich dabei um Neutrinoenergie handeln oder um eine noch unbekannte Form von dunkler Energie. Wohlgemerkt: Das gesamte sichtbare Universum stellt nur 5 Prozent dar von dem, was effektiv vorhanden ist. Von daher ist Raumenergie unerschöpflich! Sie nicht zu nutzen, wäre genauso widersinnig, wie Atmungsgeräte mitzuschleppen, anstatt selber zu atmen.
Danke. Nun ist das Buch ja mittlerweile, wenn ich richtig informiert bin, Dein neuntes … Wenn ich mir den Buchmarkt so verinnerliche, ist bestimmt Dein Buch OSTROCK! (Wartberg Verlag) das erfolgreichste. Liege ich da richtig? Du tummelst Dich ja auch hauptsächlich im Indie- und Kleinverlageozean – wollen die Großen nicht? Und warum eigentlich?
Also: Das Ostrock!-Buch ist nicht das erfolgreichste, weil es ja nur für ein Nischenpublikum gemacht ist, sondern mein Erzählband “Die abstrakte Frau”, der in Deutschland schon zwei Auflagen erlebt hat und in Amerika immerhin 5.000 Mal verkauft wurde. Das ist in Anbetracht der Fülle des heutigen Buchmarkts gar nicht schlecht.
Allerdings geht die dritte Auflage nur schleppend voran, weil das Buch eben nicht bei Reclam oder Kiepenheuer erschienen ist – Verlage, die übrigens früher alle mal in Leipzig waren. Dazu muss man wissen, dass kleine Verlage nicht die finanzielle Power haben, ihre Bücher deutschlandweit in die Buchläden zu legen, das können nur die Mainstream-Verlage. Und was nicht im Buchladen liegt, kennt keiner, wird also nicht gekauft.
“Die abstrakte Frau” zum Beispiel ist ein Buch, von dem Ralf Julke (Leipziger Internetzeitung) mal gesagt hat, man könne es in eine Reihe mit Kafka und Poe stellen. Doch die großen Verlage haben kein Interesse daran, weil anspruchsvolle und tiefsinnige Sachen angeblich nicht gehen. Man hängt die Fahne in den Wind, das heißt, unterhaltsam, witzig oder banal sind die besten Verkaufsrezepte.
Aber Krimi läuft doch blendend, noch der letzte Schrutz wird in den Großverlagen rausgeballert.
Ja, was den Wissenschaftskrimi angeht, so hatte ich durchaus den Fuß in der Tür beim Grafit Verlag. Doch dem war offiziell der Plot zu weit auseinandergezogen (Deutschland, Schweiz, Amerika, Indien), weswegen er abgesagt hat. Hinzu kommt natürlich, dass man keinen Arsch in der Hose hat, sich auf ein so prekäres Thema einzulassen wie das der Vakuumenergie. Eh man sich damit in die Nesseln setzt, lässt man es lieber. Es sei denn, Schätzing hätte das Buch geschrieben. Hat er aber nicht. Also ist die einzige Chance, das Thema unter die Leute zu bringen, die, sich an das nächst höhere Schiedsgericht zu wenden, sprich: Filmemacher dafür zu interessieren.
Du sagtest mir, dass Du ab jetzt Dein Hauptaugenmerk auf die Musik – und nur noch auf die Musik – lenken willst. Wieso denn das? Was ist der ausschlaggebende Moment gewesen?
Der, dass ich mit meinem gesellschaftskritischen Buch um ein Haar keinen Verlag gefunden hätte (nun macht ‘s der VAS-Verlag in Bad Homburg). Der Grund: Ich betrachte ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, bei dem Literaturgesellschaften sofort kapitulieren und meinen, das funktioniere nicht. Es funktionierten nur Einzelphänomene, das heißt, man könne ein Buch über soziale Netzwerke schreiben, über Medien oder Sex, aber nicht über alles zusammen. Die Ganzheit ist offenbar etwas, was uns in Angst und Schrecken versetzt, ebenso wie Anspruch und Tiefgang. Wir aalen uns lieber in Oberflächlichkeit und Banalität, in dem, was gerade in ist.
Doch damit verfällt die Kultur immer mehr, sie wird zu einer Mainstreamkultur, die überall das Gleiche hervorbringt. Dazu gehört auch, dass du nur dann erfolgreich sein kannst, wenn du pausenlos dein Facebookprofil pflegst und aller Welt postest, wie geil du bist. Das fällt mir gelinde gesagt schwer. Wir sind zu einer Gesellschaft der Selbstverliebten geworden. Und als hübscher Nebeneffekt kommt noch die totale Überwachung hinzu, die aber niemanden interessiert, weil heute jeder ein Beobachter von allem ist und gleichzeitig ein von allen Beobachteter (Panoptikum).
Das zu sehen tut weh. Das ist so ähnlich wie die Tatsache, dass ungerechterweise nicht die Dummen unter der Dummheit leiden, sondern die Gescheiten … Deswegen hab’ ich mir gesagt, Schluss mit dem Leid, du kannst die Welt eh nicht retten, also mach was, was dir leicht fällt und obendrein noch Spaß macht, und das ist die Musik.
In längst vergangenen Zeiten warst Du chartkompatibel, spieltest bei Logo und bei Zebra und holtest Dir den Titel Künstler des Jahres 2007 mit Jive Talkin´ – drängt es Dich noch nach den Pop-Charts? Oder warum machst Du Musik? Und dieses Ein Teil von mir, welches in den Schlagerchats gerade auftaucht, was ist dies denn? Und was sind das für Charts?
Chartkompatibel ging in der Ex-DDR eigentlich gar nicht, weil es keine Charts gab, die sich über Verkaufszahlen regelten, da lief alles übers Voten der Hörer oder wusste der Geier, wie. Aber immerhin kenne ich das Gefühl, wie es ist, im Radio die Hitparade zu hören und auf einmal das eigene Lied auf Platz 1 vorzufinden. Heute ist das alles um Welten schwieriger. Um überhaupt mit einem Titel z. B. in die Schlagercharts zu kommen, musst du ein Label haben und das Lied muss bemustert werden. Dann geht es darum, wie oft der Titel im Radio gespielt wird. Die offiziellen deutschen Schlagercharts sind die maßgeblichen Charts in Deutschland.
Ein Teil von mir hat sich da 6 Wochen gehalten, kam aber nur auf Platz 122 (von insgesamt 150). Das will ich ändern und in Zukunft für eine Sängerin schreiben. Sie hat sich vor drei Jahren sämtliche Lieder von Helene Fischer und Andrea Berg draufgedrückt, singt gut und ist eine Sonne. Ich denke, Entspannung, Leichtigkeit und Sonne sind besser, als sich ständig mit den Schattenseiten des modernen Massenkapitalismus herumzuschlagen. Es drängt mich also tatsächlich wieder in die Charts, einmal, weil ich inzwischen erkannt habe, dass ich schreiben kann, zum anderen, weil ich gern noch erleben will, dass mal irgendwas von mir geht, und zum dritten, weil ‘s mir Freude macht.
Das ist schön und scheint auch etwas die Spannung herauszunehmen, die ja, wie wir alle wissen, auch krank machen kann.
Da hast Du vollkommen Recht, Volly und, was nicht zu vernachlässigen ist: Bei Musik muss man nicht stundenlang recherchieren und schwere Bücher wälzen, sondern die Sachen fallen einem aus dem Moment heraus ein – wie aus dem Nichts! – und dann muss man natürlich noch ‘n guten Text finden, das Lied produzieren und platzieren. Das ist auch Arbeit, aber eine die sich hoffentlich lohnt, weil ich dann nicht mehr Einzelkämpfer bin, sondern eine Sonne an meiner Seite habe, die das jeweilige Lied in die Welt hinausträgt. Auch über Facebook und mithilfe von Internetmarketing und allem Pipapo, was nicht so mein Ding ist, das soll sie mal machen.
Wie kommt denn der interessierte Mensch an Deine Werke eigentlich heran? Erzähl mal bitte …
Alle Bücher gibt ‘s bei Amazon, Thalia oder Hugendubel und die Musiktitel in den meisten Onlineshops oder auch bei Amazon (z. B. Ein Teil von mir, I will remember und Ev’rybody’s Dancin). “Die Verarschungsgesellschaft”, das gesellschaftskritische Buch, wird ab Juli/August im Buchhandel sein. Aber nicht unter diesem Titel, sondern wahrscheinlich unter einem neuen. Vielleicht wird er Cool, cooler, am coolsten! Das Ende der Bürgergesellschaft lauten oder Welt am Netz! Die gläserne Gesellschaft. Noch steht der Titel nicht fest. Da es ein Sachbuch ist, erscheint es unter meinem bürgerlichen Namen (Elmar Schwenke), während alle Kunstprodukte unter Peter Lemar erscheinen.
Danke, Peter …
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Schön, mal wieder was von Elmar-Peter zu hören. Werde mir sein neues Buch wieder kaufen und wünsche ihm viel Erfolg mit dem Musikmachen!