Igs Bauer hat schon Jahrzehnte Leipzigs Kulturboden beackert. Er hat Bühnen bespielt und Feste gefeiert. Derzeit wagt er sich mit Theremin und Laserharfe in den Kampf um den Applaus und für besseren Geschmack. Und schlägt eine Lanze für die sächsische Mundart.

Gibt es gerade neue Aktivitäten von Dir? Erzähl mal bitte ein bisschen.

Um eins voranzuschicken: Wer seine Zeit und Kraft in dieser Weise einsetzt, muss schon einigermaßen verrückt sein. Dabei entsteht die Frage: Wenn man das selber erkennt, ist es dann ein Zeichen von Besserung oder schon der totalen Hoffnungslosigkeit!? – Weiß nicht. Nachdem ich über einige Jahre verschiedene musikalische Programme entwickelt habe, die für den kleinere Rahmen im Kleinkunstbereich gedacht sind, wollte ich nun mal wieder zurück zu meinen rockigen Wurzeln.

Ziel Eins war dabei ein konzertantes Bühnenprogramm mit multimedialen Zügen. Ziel Zwei: Breites musikalisches Spektrum, neben meinen Basisinstrumenten (Gitarre und Gesang) eher außergewöhnliche Klangerzeuger einzusetzen.

So ist ein Showpart entstanden (und da gibt es noch vieles dran zu schrauben, zu entwickeln, zu verbessern) den ich “Don’t touch it” nenne. Wir ostgermanischen Amateurbriten wissen nun sofort: Nix anfassen! Ich versuche mit Licht, Dunst, Videotechnik und zwei sehr besonderen Geräten aus dem Null-Acht-Fünfzehn-Keller aufzusteigen. Das sind also im Kern zwei Instrumente, die ich spiele, ohne sie dabei zu berühren. Das erste, ein Theremin, habe ich schon etwas länger. Es basiert auf elektromagnetischen Feldern, die sich um zwei Antennen aufbauen. Mein Körper (Hände, Finger) stören die Feldkapazität und diese Störungen werden gemessen und in Tonhöhe bzw. Lautstärke umgesetzt. Das klingt kompliziert. Oder? Ich hatte die Chance das Ganze der Hanka Rackwitz bei “Mieten, Kaufen, Wohnen” vorzustellen. Sie zumindest war beeindruckt.

Das zweite Instrument ist ein echter Hingucker. Meine Laserharfe, die ich über einige Monate aus verschiedenen, sehr speziellen Baugruppen entwickelt habe, hat zwölf fächerförmig aus der Kiste wachsende grüne Strahlen (Jean Michel Jarre war einer der Pioniere dieser Technik). Man sieht sie aber eben nur, wenn es dunkel genug ist und genügend nebliger Dunst im Raum das Licht reflektiert. Mit meinen Händen (weiße Handschuhe machen sich gut dabei) decke ich die Strahlen ab und es erklingt jeweils ein Ton. Ich komme beruflich aus der Technik, was mir hier sehr hilft. Es ist dabei nicht nur das Instrument alleine, ich benutze drumherum noch ganz viele Steuerungsmöglichkeiten, da es letztendlich funktionieren muss, ohne dass mir da weitere Mitstreiter zur Verfügung stehen. Das war eine sehr aufwendige, aber spannende Geschichte.

Du bist einer der wenigen Vertreter sächsischer Mundartsängerei. Warum – glaubst Du – ziehen heuer so viele Kulturschaffende ihre Wurzeln ein? Schämt sich gar so mancher unserer weichen wunderschönen Sprache?

Wenn ich das so genau wüsste. Bestimmt ist es, wie so oft, eine Summe von Ursachen. Auch meine Eltern haben mich ständig gemahnt, hochdeutsch zu reden. Dabei ist hochdeutsch ja eigentlich niedersächsisch – also auch bloß sächsisch. Manche behaupten, Walter Ulbricht wäre ein schlimmer Faktor gegen unseren Dialekt und dass wir in der Beliebtheitsskala Deutschlands meist auf dem letzten Platz liegen, macht die Sache auch nicht einfacher. Ich bin bei Auftritten eher sparsam mit sächsischen Liedern, aber eine wirkliche Ablehnung erfahre ich eigentlich nicht. Schade ist, dass Veranstalter so überhaupt kein Interesse zeigen. Würde doch mein Repertoire diesbezüglich super in die Leipziger Öffentlichkeit passen. Da höre ich mitunter, dass so etwas doch nun wirklich keiner den ganzen Abend haben will. Dass ich vielleicht außerdem noch drei andere Lieder singen könnte, traut man mir offensichtlich nicht zu. Schade. Egal, ich bleibe da dran.

Dein OEuvre ist ein wahrhaft gewaltiges, selbst Deine Familie sitzt mit im singenden Boot. Worauf bist Du am meisten stolz in Deinem jahrzehntelangen Schaffen?

Besonders stolz bin ich darauf, dass ich nun endlich meine Steuererklärung 2013 abgeliefert habe. Das fühlt sich an wie nach einer überstandenen schweren Krankheit.(Jedes Jahr wiederkehrend) – Spaß beiseite und danke für die Blumen. Mann, kennst Du schwierige Worte!

Ich weiß von mir, dass ich nicht zu einem Virtuosen tauge. Meine Stärken liegen eher in der Breite, in der Vielseitigkeit und meinen Ideen. So habe ich großen Spaß daran, zu experimentieren und mir Neues einfallen zu lassen. Das ist mein Ding. Stolz bin ich vielleicht darauf, dass ich über die 14 Jahre, die ich professionell als Musiker unterwegs bin, mich nie auf meinen Lorbeeren ausgeruht habe. Es sind viele Songs entstanden und ich kann auf fast zehn Kleinkunstprogramme zurückgreifen. Ich nenne sie so, weil ich dafür keinen anderen Namen habe. Ich weiß nicht, ob Andere etwas Ähnliches machen und wie sie das dann bezeichnen. Man muss dazu wissen, dass der Aufbau und die Umsetzung eines derartigen Programms nie unter zwei Jahren Arbeit abgegangen ist. Über jedem steht ein Thema, zu dem ich dann Musik finden muss und möglichst lustige Texte schreibe, die daraus eine Geschichte entstehen lassen. Beispiele sind: Weltreise mit dem Schiff, Gartenparty, Leipzig-Programm, Wein aber auch eins zum Thema Theodor Körner und Völkerschlacht.

Du bist freiberuflicher Künstler, einer der wenigen Dauerseller – klappt’s mit dem vollen Kühlschrank?

Jeder, der so unterwegs ist weiß, dass Musik machen ein unsicherer Job ist. Klar gibt es auch welche, bei denen es richtig gut läuft. Durch meine Projekte habe ich natürlich auch stets Investitionsbedarf. Aber es geht halt so. Meine Frau muss allerdings schon mitverdienen. Die andere Seite der Medaille: Ich habe über ganz viele Jahre als Amateur gemuggt – immer irgendwie mit schlechten Gewissen der Familie gegenüber. Jetzt nun den ganzen Tag Zeit dafür zu haben, sich mit Instrumenten und Tönen auszutoben, ist eben auch ein Geschenk. Ich genieße es. Scheiß auf’s Geld.

Gibt es Lebensweisheiten, die Du noch unters Volk streuen möchtest? Dann streue …

Ich gehe nicht davon aus, dass jemand von mir erwartet, ich hätte welche erfunden – als Hobby-Philosoph – aber ich finde den einen oder anderen Spruch interessant, wichtig und bedenkenswert:

Ich muss wirken die Werke des,

der mich gesandt hat solange es Tag ist.

Es kommt die Nacht da niemand wirken kann. (gefunden im Knauthainer Schlosspark auf einem Obelisk. Ich habe einen Song draus gemacht. Und es sagt mir, dass ich nicht hier bin um da zu sein, sondern, dass ich meine Zeit nutzen soll)

Fülle deine Tage mit Leben und nicht Dein Leben mit Tagen.

Die Inseln der Glückseligkeit lassen sich nicht zu Kontinenten ausbauen.

Danke, lieber Igs – und weitermachen!

www.igsbauer.de

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