Der krumpelige, von Sorgen gebeugte Versicherungsmakler, der dem Tanner eine goldene Idee, nämlich die Investition in eine Schweizer Firma, schmackhaft machen wollte ist glücklicherweise ein Relikt der Neunziger Jahre geblieben. Tanner erkannte es aber sofort - damals - schließlich stellte sich die Frage, warum der Mann so gebeugt lebte, wenn er doch diese tolle Idee selber hätte in Luxus tragen können.
Silke Fritzsche kann nun sogar erklären, was dem Tanner da schwante. Und dies macht sie auch – im Buch “Körpersprache. Das Fritzsche-Prinzip” und Anfang September zusammen mit Bert Callenbach auf der Bühne des Central-Kabarett. Eine redselige Dame, diese Frau Fritzsche – und sehr unterhaltend.
Guten Tag, Frau Kollegin. Im September kommt es zum Drei-Abende-Fritzsche-Spezial im Central Kabarett – unter dem Titel “Guckst Du noch oder siehst Du schon?” – Körpersprache einmal anders! Dabei wird Ihr neues Buch “Körpersprache. Das Fritzsche Prinzip” kredenzt. Die Veranstalter haben dafür den Begriff Edutainment in den Raum geworfen. Was soll das denn bitte sein?
Guten Tag, Herr Kollege. Was Edutainment bedeutet? Lernen (Education) und Unterhaltung (Entertainment) miteinander zu verbinden und dabei jede Menge Spaß zu haben. Körpersprache-Erlernen kann durchaus die Lachmuskeln stark strapazieren – und das zeigen Bert Callenbach und ich vom 4.-6.September 2014 im wunderschönen Blauen Salon im Central Kabarett. Wir haben so gut beim ersten Auftritt im März harmoniert, dass wir nun – nachdem wir auch im Theater komplett überbucht waren – zum Wiederholungstäter werden. Es wird ein bunter Mix sein aus Sketchen, kleinen Episoden aus dem Buch und das Publikum wird auch nicht geschont, der eine oder andere wird uns wohl auf der Bühne besuchen müssen. Da sind wir knallhart. Jeweils danach gibt’s noch eine Signierstunde für das “Fritzsche Prinzip”, wer dann körpersprachlich so aufgeregt sein sollte, dass er gleich noch in die zweite Runde will, kann dann das Buch weiterlesen.
Körpersprache kann über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Ein verkrümmter, zittriger Zeitgenosse hat wahrscheinlich wenig Chancen auf den Chefposten in einer Marketingagentur. Wie können Sie helfen? Gibt es an den Abenden Mitmachaktionen, so ein bisschen wie die vier Yoga-U’s?
Also Yoga mit dem herauf- und herabschauenden Hund war eigentlich auf der Bühne nicht geplant, aber Sie bringen mich da auf Ideen, geschätzter Kollege. Mitmachen ist bei unserem Bühnenabend grundsätzlich erwünscht und mit den vier Typen haben Sie gar nicht so verkehrt gelegen. Aber da wird es eher um die Körpersprache-Typen gehen: den harmoniebegabten und etwas konfliktscheuen Teamspieler, den “Bewahrer”, den analytischen, manchmal etwas engstirnigen “Finder”, den “huch, ich habe schon wieder eine Idee-Typ”, der hier als “Schöpfer” bezeichnet wird und das zielgerichtete Energiebündel, den “Jäger”. Die Kernfragen werden sein, an welchen Körpersignalen, also Mimik, Gestik oder Tonfall, erkenne ich denn mein Gegenüber, an welcher Körpersprache kann ich sofort sehen, wie der andere tickt. Geht das überhaupt? Und es wird ne Menge Aha-Effekte geben, der eine oder andere wird sich selbst in den Typen wiederfinden oder seinen Nachbarn.
Klarer wird: Wie wirke ich denn selbst? Was plappert und verrät mein Körper denn alles, während wir denken, wir hätten alles unter Kontrolle. Denn immerhin ist die Körpersprache die älteste Sprache der Menschheit, dazu schneller als das gesprochene Wort und verdammt ehrlich. Das ganze garniert mit vielen Tipps fürs (körpersprachliche) Leben und fertig ist der unterhaltsame geistige Abendsnack der Körpersprache … und am Ende klappt’s dann auch mit dem Nachbarn. Und was den zittrigen Zeitgenossen angeht, den bauen wir auch wieder auf – allerdings nicht mit Fassade, das ist so gar nicht mein Ding, sondern eher von innen her und genauso, wie es zu diesem Menschen passen würde. Stärken zu stärken und zu Schwächen zu stehen ist aus meiner Erfahrung ein viel besserer Ansatz als jahrelang jemand sein zu wollen, der man nicht ist. Ausnahme: es gibt eine Schwäche, mit der man sich selbst regelmäßig ins Knie schießt, sozusagen Selbstsabotage. Dann ist schon Handlungsbedarf – und auch da kann Körpersprache helfen. Denn es gilt: Innen wie außen.
Soll das heißen, dass Sie den uralten Kampf der Geschlechter auch körpersprachlich unter die Lupe nehmen?
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Tanners Interview mit Barbora Bock: Die Roma selbst sagen, ich sei eine von ihnen …
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In diesem Programm geht’s erstmal darum, dass wir uns und andere besser in punkto Wirkung und Körpersprache verstehen lernen. Ob das nun die bezaubernde Fleischersfrau, unser cholerischer Chef, der nervige Kollege oder wir selbst sind. Aber, wer danach noch Lust hat, sich auf das gefährliche Glatteis der körpersprachlichen Missverständnisse zwischen den Bewohnerinnen der Venus und der Siedler vom Mars zu begeben, der kann sich jetzt schon mal 2015 vormerken. Denn zusammen mit Matt Liebsch stecke ich bereits im kreativen Prozess und Sie können davon ausgehen, dass wir die Bühnenszenen der jeweils völlig verschiedenen Körpersprache von Mann und Frau äußerst praxisnah erstreiten. Auch dann wird es heißen: Nebenwirkung beim Publikum in der eigenen Beziehung nicht ausgeschlossen! Matt und ich hoffen allerdings auf positive, wobei wir bereits überlegt haben, schon im Vorfeld einen Kooperationsvertrag mit einem Scheidungsanwalt einzugehen. Am Ende weiß man nie, wohin es führt, die Geheimnisse der Körpersprache zu verstehen. Noch dazu bei Mann und Frau.
Sie selber, liebe Frau Silke Fritzsche, sind ja eine medienerfahrene Strahlefrau. Was machen Sie, wenn es Ihnen mal so richtig mies geht – und Sie trotzdem vor die Kamera müssen? Wie formen Sie das Bild, welches die Menschen dann von Ihnen bekommen? Grimassen vor den Spiegel? Meditation? Lautes Meerschweinchen-Anschreien?
Bild formen? Strahlefrau? Oje! Das klingt ein bissel zweischneidig in meinen Ohren. Grundsätzlich sprechen Sie zunächst mal mit einer ausgewachsenen Morgenmuffeline, die sich vor den ersten beiden Kaffee des Tages nur mühsam daran erinnert, wer sie ist und was am Tag ansteht. Aber insgesamt bin ich schon ein Mensch, der das Wollknäuel Leben lieber von der Seite aufrollt, die zur Lebensfreude führt. Ich lache einfach gern und laut und manche sagen auch ein wenig “dreckig” und wenn wir ehrlich sind, gibt es täglich dafür auch tausend Gründe.
Man muss nur Hinsehen. “Strahlen” heißt für mich demnach täglich eine innere Haltung zum Leben einzunehmen, die zunächst heißt: “Wenn ich mich nicht verdammt irre, dann habe ich nur dieses eine Leben. Also mach was draus und fang heute damit an. Mit besten Grüßen an den inneren fetten Schweinehund und den Popo hochkriegen!”. Manchmal musst du dich entscheiden, ob du es jetzt und sofort nett haben willst oder eben auch mal durchhältst. Ich glaube, dass manche das Strahlen verlieren, weil sie immer erst ernten wollen – ohne das mühevolle Säen. Verstehe ich ja ein Stück weit, nur so funktioniert nun mal das Leben nicht.
Das heißt ja nicht, dass in meinem Leben nicht mal was schief geht oder ich keine Fehler mache – im Gegenteil: im Fehlermachen bin ich richtig gut. Aber das ist es doch, was das Leben ausmacht, oder? Hinfallen, aua schreien, sich die blutende Nase abwischen und wieder aufstehen. Wieder aufstehen ist überhaupt das Wichtigste für mich. Und wenn sich dann mal so ein morgenmuffeliger Tag in den Weg stellt, der gefühlt nicht enden will, dann sitze ich den eben auch mal aus.
Zum zweiten Teil des Interviews mit Silke Fritzsche auf L-IZ.de vom 5. August 2014
Tanners Interview mit Silke Fritzsche (Teil 2): “Und nu, wo’s glabbt, kündigt des Rindvieh!”
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