Im Leipziger Westen agiert ein buntes Völkchen aus Selbermachern, Fantasten und Kreativen. Das passt genau ins Vorurteil, macht den Stadtteil aber eben auch so liebenswert und beweglich. Einer davon ist Carlo Vivary - und der bringt sogar etwas Glamour in die Stadt. Tanner traf ihn und fragte herum: Hallo Carlo Vivary. Das ist ja mal ein grandioser Künstlername. Ist es doch, oder? Weißt' schon, die Stadt in der Tschechischen Republik, wo der Karlsbadbecher herkommt.

Hi Volly! Den Namen Carlo trage ich seit meiner Geburt. Das Vivary wurde mir dann später angedichtet. Ich hatte spontan einen Gastauftritt bei der Band Los Banditos und als ich auf die Bühne kam, wurde ich als Carlo Vivary vorgestellt. Das die Stadt Karlsbad im Tschechischen Karlovy Vary heißt, wusste ich damals noch nicht aber sie war in dem Moment die Inspiration für meinen Künstlernamen. Das war vor zwölf Jahren.

Wie kam es zu Deiner Berufswahl, seit wann machst Du das und wie arbeitest Du?

Das hat sich alles entwickelt. Plakatkunst hat mich immer sehr fasziniert. Natürlich fand ich nicht nur Plakate als Medium spannend – aber trotzdem hat mich das besonders gereizt. Und irgendwann habe ich selber angefangen für Freunde Flyer und Plakate zu entwerfen. Ziemlich schlechte mitunter. Am Anfang hab ich alles am Rechner entworfen, bevor ich auch angefangen habe zu zeichnen. Inzwischen zeichne ich alles per Hand und mache nur noch die Nachbearbeitung am Rechner. Und ich kann meine Arbeiten nicht mehr nur auf Plakaten unterbringen.

Bei Bastl Boards kommt gerade eine neue Collection von Dir heraus. Erzähl mal bitte, was diese Collection beinhaltet? Und gleich noch eine Frage, die sich förmlich aufdrängt: Bastl Boards hat hoffentlich mit einem Menschen namens Bastl zu tun und nicht mit Boards zum Selberbasteln?

Ja. Die “Feather Collection”! Das ist am Ende ein ziemlich umfangreiches Projekt geworden. Im Kern sind das sechs verschiedene Longboards. Also sechs verschiedene Designs die entwickelt und umgesetzt werden mussten. Die Motive habe ich von Anfang an so angelegt, das sie auch animiert werden konnten. Und so bekommt jedes Design einen kleinen Animations Clip zum jeweiligen Release. Das erste Deck ist schon in den Shops und bis Ende September auch die restliche Feather Collection. Und im Laufe des Jahres, werden auch noch Shirts und Sticker mit den Motiven kommen … Wer wissen will, was es mit dem Namen “Bastl Boards” auf sich hat, der sollte der Shredderei, dem Hauptquartier von Bastl Boards, am besten selbst einen Besuch abstatten. Es lohnt sich allein für den Kaffee und die Kekse!
Deine Backlist liest sich ja verführerisch – in Deiner Illustratorenschaft wurden Siebdruck Poster für Calexico, Kadavar, Dyse, Bela B geboren. Ich hörte auch von einem offiziellen Gigplakat der Queens of Stone Age. Hossa. Und all dies hier aus dem Leipziger Westen. Da müssen doch die Groupies Schlange stehen oder liegen vor Deiner Künstlerkemenate? Ist es so?

Nee … Bei Groupies muss ich an kreischende Teenager-Mädchen denken. Ich bekomme im Netz ein ganz gutes Feedback auf meine Arbeit und es gibt inzwischen auch ein paar Stammkunden, die ein paar Drucke von mir in ihrer Sammlung haben. Aber das sind tendenziell eher erwachsene Männer. Als Groupies würde ich die nicht bezeichnen.

Wo und wie kann man denn Deine Werke erstehen?

Ich habe einen Online Shop, der befindet sich momentan allerdings noch im Aufbau. Außerdem werde ich dieses Jahr zum ersten mal an der “Flatstock Europe”, im Rahmen des Reeperbahn Festivals in Hamburg teilnehmen. Das ist Europas größte Gigposter Convention. Außerdem werde ich, wie im letzten Jahr auch, bei der Gigposter Convention “Colored Gigs” in Dresden und dieses Jahr zum ersten mal auch in Leipzig teilnehmen. Das ist alles im September. Die genauen Termine kann man auf meiner Homepage nachlesen.

Wie ist der Markt für Grafiker und Illustratoren in Leipzig? Die Kreativwirtschaft ist ja ein oft bemühter Begriff. Kannst Du Deine Familie und Dich ernähren oder legst Du nebenbei noch als DJ auf, um die Brötchen zu bestreichen?

Für die Butter aufs Brot hat es bisher immer gereicht und immer öfter gibt es auch Käse oder sogar Wurst als Beilage. (grinst) Du hast recherchiert! Das mit dem Auflegen mache ich nicht aus finanziellen Gründen. Ich finde es einfach besser auf eine Party zu gehen, kostenlos zu trinken und gute Musik aufzulegen, als Geld für Getränke auszugeben, um schlechte Musik zu ertragen. (lacht). Ich glaube mit meiner Arbeit würde ich schnell an Grenzen stoßen, wenn ich mich nur auf den Markt in Leipzig beschränken müsste. Was aber nicht heißen muss, dass das auf jeden aus meiner Berufsgruppe zutrifft. Außerdem ist es auch schönes Gefühl, Kundschaft in der ganzen Welt zu haben.

Ich denke, um Produkte wie Deine, bekanntzumachen, braucht es ja auch Ausstellungen. Ist da etwas geplant demnächst? Oder gibt es eine Galerie im Netz?

Also ich habe natürlich eine Homepage und bin bei diversen Sozialen Netzwerken und Foren vertreten. Es gibt auch ein paar Ideen zu einer richtigen Ausstellung aber noch nichts Spruchreifes. Ich sag Bescheid!

Danke Carlo für Deine Antworten.

Ich danke fürs Interview, Volly!

www.carlovivary.com

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