Wenige Künstlerinnen und Künstler können von sich behaupten, dass sie eine ganz eigene Färbung ins kulturelle Potpourri des Abendlandes einbringen. Meret Becker jedenfalls gehört zu den wenigen. Sie schauspielert, interpretiert, singt, schreibt, tanzt und ist Meret Becker, so einzigartig wie es nur geht. Am 19.12.13 kommt sie nach Leipzig - und Volly Tanner quetschte schon mal im Vorfeld an ihr herum.
Einen wundervollen Tag Frau Becker. Sie sind am 19.12.2013 endlich mal wieder in Leipzig, um in der Schaubühne Lindenfels Freunde und Sympathisanten zu erfreuen. Was wird denn gereicht? Ihr Portfolio ist ja schier grenzenlos.
“Deins & Done” heißt das Programm und ist bestehend aus traurigen Liebesliedern und erhellenden Conferencen. Die Songs sind irgendwo zwischen Bluegrass- & Singer-Songwriter-Musik angelegt und meinem Stil, den ich musique-en-miniature nenne. Das heißt ganz einfach: Wir bestreiten den Abend nur zu zweit, also mein wundervoller Gitarrist Buddy Sacher und ich. Ich singe, manchmal spielen wir beide Gitarre, es kommen auch immer wieder Instrumente wie die Singende Säge, Spieluhr, Omnichord, Slideguitar oder Wurlitzer ins Spiel. Die Lieder sind ruhig und traurig und es gibt trotzdem zu lachen.
Mittlerweile sind’s im Film ja Mutterrollen – in “Quelle des Lebens” sogar äußerst faltig. Ich erinnere mich aber auch noch an die Rumpelstil-Szene inklusive Zauberstiftüberreichung in “Werner – Der Film” und die wirklich gelungene Playboy-Fotostrecke mit dem Plüschhasen. Werden Sie gerne erwachsen?
In “Quelle des Lebens” hab ich es sogar zur Oma gebracht. Das war hart, mit fünf Stunden Maske, hat aber großen Spaß gemacht. Erwachsen werden ist ja aber keine Frage von Falten, sondern eine Frage der Haltung und der Positionierung. In manchen Dingen ist erwachsen werden eine große Erleichterung und bedeutet einfach mehr Übersicht zu gewinnen. In anderen will ich nicht erwachsen werden und hoffe, ich schaffe das, denn auch das Kindlichsein ist keine bloße Pose. Es hat aber viel mit Vertrauen zu tun. Und manchmal muss ich einfach so tun, als wäre ich erwachsen, weil es nicht anders geht, z.B. als Mutter. Das finde ich sehr anstrengend. Und das körperliche Altern dürfte von mir aus noch viel viel langsamer gehen, es gibt noch sooo viel zu tun!
Ich persönlich mag Sie im musikalischen Fach mehr – liegt vielleicht auch daran, dass ich kein TV-Glotzer (schön, da hatte Nina Hagen Anteil) bin, sondern eher Konzertgänger. Sie berauschten mich in der Leipziger Moritzbastei damals mit ihrem “Finnische Lieder Programm” und anschließendem Finnisches-Bier-Trinken. Sollte Ihre Stimme und Ihre Musik nicht mal wieder auf Tonträger gepresst werden? Die Welt braucht Qualität, Frau Becker.
Vielen Dank, ja, sehr gern & gerade in Arbeit! Wir stecken mitten in der Produktion zum Tonträger “Deins & Done”, der im nächsten Frühjahr erscheinen wird. Das Release-Datum ist noch nicht klar, aber das offizielle Release-Konzert wird am 20. April 2014 in der “Volksbühne” am Rosa-Luxenburg-Platz in Berlin stattfinden.
Sie leben in Berlin, einer Stadt, die den Spagat zwischen Ameisenwimmeln im Innenstadtbereich und Betulichkeit in Köpenick – dazu all die Verwerfungen und Eigenarten eines losgelösten Universums – atmet. Wie leben Sie aber ganz privat? Ist’s der große Bohemé-Ballsaal, in dem immer Musik der 20er des letzten Jahrhunderts dudelt – oder das Häuschen am Stadtrand mit Vorgarten und Zwerg?
Zur Zeit wohne ich einfach nur mitten in Kreuzberg, mit meiner Tochter, viel Besuch von meiner Familie und vielen lieben Freunden und vor dem Fenster ganz viel “Himmel über Berlin”.
Sie haben das Bundesverdienstkreuz, den Grimme-Preis, die Goldene Kamera und und und im Kästchen zu Hause. Was macht man eigentlich damit? Stehen die zu Hause in der Küche bei den Gewürzen auf dem Board, liegen die im Schuppen beim Krempel? Haben solche Preise für Sie überhaupt einen Wert, emotional zum Beispiel?
Die haben ein Fach im Regal in meinem Arbeitszimmer. Nur der Grimmepreis fehlt leider, der zerfällt nämlich leider sehr leicht.
Und zum Abschluss, weil ich weiß, dass Gutes kommt: Möchten Sie den Lesern ein paar weise Worte schenken, jetzt kurz vor der konsumistischen Einkaufsrammelei, dem Stress der Tage? Dann mal los – wir haben Platz:
Da bin ich ratlos. Aber einen scheenen Satz hab ich neulich gehört, egal ob er dazu passt: “Planung ist der Ersatz des Zufalls durch den Irrtum.” Und ich möchte hinzufügen, dass auch das Irren ok ist. Und ansonsten soll man versuchen es sich so gemütlich zu machen, wie irgend geht. Und da fällt mir noch ein schicker Satz ein, den ich neulich hörte: “Versuchen impliziert Scheitern.” Schöner Scheitern! Frohe Weihnachten!
Danke für das Gespräch. Es war und ist mir eine Ehre.
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