Es wird auch eine Premiere für die europäische Reenactment-Szene der napoleonischen Epoche, wenn die Historische Gefechtsdarstellung am 20. Oktober auf dem Südlichen Schlachtfeld bei Leipzig stattfindet. Denn um das Großereignis von 1813 mit all seinen teilnehmenden Nationen und Armeen darzustellen, kommen diesmal rund 6.000 Akteure aus Europa und Übersee nach Leipzig. Das hat es so noch nicht gegeben.
Auf dem 500.000 Quadratmeter großen Gefechtsfeld gelangen Einheiten der Infanterie, Kavallerie und Artillerie zum Einsatz. Das hügelige Gelände mit seinem Wasserlauf und das historische Kulissendorf bilden einen nahezu authentischen Rahmen, auch wenn das Feld nur ein winziger Teil des historischen Schlachtengeländes von 1813 ist.
Beeindruckend und sehenswert werden auch die bis ins Detail getreu nach historischen Vorlagen gefertigten Uniformen und die Ausstattung der Darsteller sein, die sich in der Regel in ihren Heimatländern diesen historischen Darstellungsformen widmen. Dass Darsteller aus allen Teilen Deutschlands jedes Jahr im Oktober nach Leipzig kommen, ist nichts Ungewöhnliches. Württemberger, Sachsen, Preußen – auch die Armeen der deutschen Kleinstaaten waren bunt und auf beiden Seiten der Front im Einsatz. Neu im Jubiläumsjahr 2013 ist die breite internationale Beteiligung von Russland bis Frankreich und England.
Das Szenario für die 2013er Gefechtsdarstellung ist verbürgt, betonen die Veranstalter, und wurde von einer militärhistorischen Kommission entwickelt und geprüft. Rund 20.000 Besucher werden am 20. Oktober zu dieser Veranstaltung erwartet.Die gigantischen Ausmaße der Veranstaltung stellen sowohl die Organisatoren als auch die Akteure vor große Herausforderungen. Allein auf der Seite der Alliierten Preußen, Russland, Österreich und der übrigen Verbündeten nehmen an der Historischen Darstellung 3.000 Reenactors teil.
Wie gelingt es, den Einsatz der Darsteller authentisch auf dem Gefechtsfeld zu organisieren und die Handlungen aller Beteiligten erfolgreich zu koordinieren?
Dafür wurde 2011 unter anderem die “Arbeitsgemeinschaft Preußischer Generalstab 1806-1815” ins Leben gerufen, deren Sprecher Dr. Martin Klöffler die Aufgaben und Aktivitäten des Generalstabes wie folgt umschreibt: “Unsere Generalstabsarbeit für die Großveranstaltung bei Leipzig begann bereits vor anderthalb Jahren und umfasst die Mitarbeit bei der Ausarbeitung des militärhistorischen Szenarios, die Aufstellung und ständige Anpassung der Ordre de Bataille (Schlachtordnung), die Lageraufteilung und Ordnung sowie die militärhistorische Führung der Einheiten zur Darstellung”.Das notwendige Rüstzeug dafür holen sich die Offiziersdarsteller in Stabsfunktionen in mehreren thematischen Workshops und militärhistorischen Schulungen – alljährlich stattfindende Schulungen der Offiziere, wie sie so auch vor 200 Jahren stattfanden. “Dabei orientiert sich die theoretische Ausbildung an den Ideen der Scharnhorstschen Reformen von 1810, Carl von Deckers Handbuch zu den Generalstabswissenschaften und an Memoiren jener Epoche”, so Klöffler. Darüber hinaus spielen die Stabsoffiziere in historischen Planspielen nach Georg Leopold von Reiswitz taktische Aufgaben und Szenarien durch. Die Teilnehmer erhalten praktische Lektionen in den Bereichen Recognoszieren = Erkunden, Krokieren = Zeichnen von Karten oder Korrespondenz = militärhistorischer Briefwechsel etc.
Wichtig für eine erfolgreiche Gefechtsdarstellung seien klare Strukturen der handelnden militärhistorischen Einheiten. “Wir haben deshalb den Stab aufgeteilt in den übergeordneten alliierten Corpsstab und die vier untergeordneten Brigadestäbe der Alliierten. Artillerie und Kavallerie werden in Reserven zusammengefasst, die direkt dem Corpsstab unterstehen. Für die Brigaden sind die Kommandeure ernannt, die wiederum ihre eigenen Stäbe organisieren. Die Darstellungsgruppen werden zu Bataillonen, Batterien und Eskadronen zusammengefasst, um die kleinsten taktischen Einheiten abbilden zu können”, erläutert Dr. Martin Klöffler.
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Die Darsteller der Historischen Persönlichkeiten übrigens wie König Friedrich-Wilhelm III., Blücher, Scharnhorst, Gneisenau, Zar Alexander und so weiter nehmen repräsentative Aufgaben wahr, sind also nicht in das Tagesgeschäft des Stabes eingebunden.
Das Stabslager wird am Festanger von Markkleeberg, dem preußischen Hauptlager zu finden sein, ein weiteres Lager in Liebertwolkwitz.
Die Arbeitsgemeinschaft Preußischer Generalstab 1806-1815 und ihre Vorgänger waren bisher an den Veranstaltungen in Jena 2006 und 2011, Leipzig 2012, Großgörschen 2013 beteiligt und haben auch Exerzierwochenenden ausgerichtet. 2015 dann will die Arbeitsgemeinschaft die 200-Jahrfeier in Waterloo in Kooperation mit anderen Stäben und dem Veranstalter ausrichten.
Die Nachstellung der Schlacht findet am Sonntag, 20. Oktober, statt. Motto: “Kriegsfeuer 1813 – Friedensfeuer 2013”. Das Vorprogramm beginnt um 10 Uhr, 12 Uhr Gottesdienst, ab 12.30 Uhr Gefechtsdarstellung, ab 17 Uhr Nachprogramm mit historischem Markt.
Tickets ab 15 Euro bekommt man an den bekannten Vorverkaufsstellen.
Die Website von Dr. Martin Klöffler: www.ingenieurgeograph.de
www.facebook.com/PreussischerStab1813
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