Die vielfältigen Beziehungen zwischen Kunst und Psychiatrie stehen im Mittelpunkt des Festivals "kunst : verrueckt", das der Psychiatrieverein Durchblick e.V. in den ersten Oktoberwochen nun bereits zum 19. Mal in Leipzig veranstaltet. - "Wie verrückt ist die Kunst? - Wie kreativ ist die Psychiatrie" - unter diesem Leitmotiv wurden Künstler der unterschiedlichsten Genres eingeladen, die sich aus verschiedenen Perspektiven mit dem Festivalthema auseinandersetzen.
Die Idee des Festivals ist es, sowohl professionelle Künstler zu präsentieren als auch Menschen, die ihre Erfahrungen mit psychischen Krisen und der Psychiatrie kreativ bearbeiten.
Das Festival startet am Dienstag, 1. Oktober, mit “Franz Kafka und das Jahr 1913”. Der Kafka-Biograf Reiner Stach und der Schauspieler Stephan Thiel lesen und kommentieren Texte, die eines der wichtigsten Jahre im Leben des Dichters auf komische, traurige und bewegende Weise dokumentieren.
Ebenfalls in der Moritzbastei stehen am 8. Oktober Leipziger Künstler und Persönlichkeiten bei einem Benefizabend unter dem Motto “kunst : verrueckt” auf der Bühne.
Zu den Höhepunkten des Festivals gehört der Auftritt des Slam-Poeten und Kabarettisten Nico Semsrott, der mit der Leipzig-Premiere seines ersten Soloprogramms “Freude ist nur ein Mangel an Information” am 9.10. in der Moritzbastei gastiert.
Einem besonderen Aspekt im Wagner-Jahr widmet sich die Veranstaltung “Wahn, Wahn, Malvinas Wahn” am 10. Oktober in der Aula der Nikolaischule, bei der die tragische Lebensgeschichte Wagners erster “Isolde”, der Sängerin Malvina Schnorr von Carolsfeld, wiederentdeckt wird.
Am 4. Oktober eröffnet im Sächsischen Psychiatriemuseum der erste Teil der neuen Dauerausstellung, der sich mit der Geschichte der Psychiatrie in der DDR auseinandersetzt, einem bisher wenig aufgearbeiteten Kapitel der Psychiatriegeschichte.
Mit dem Thema “Zwangsjacke” beschäftigen sich junge Kreative, die ihre neue Betrachtungsweisen und Interpretationen zur Zwangsjacke am 11.10. im Psychiatriemuseum präsentieren.Ausstellungen und Lesungen:
Dienstag, 1. Oktober, 19 Uhr in der Moritzbastei: “Ich bestehe aus Literatur – Franz Kafka und das Jahr 1913” Ein Abend mit Reiner Stach. Lesung: Stephan Thiel. – Eintritt: 7 Euro/ erm. 5 Euro. – 1913 ist eines der wichtigsten Jahre im Leben Franz Kafkas. Sein Ringen um Felice Bauer wird zum innerpsychischen Kampf, der einen beispiellosen Schub literarischer Energien entfesselt. Der Schauspieler Stephan Thiel liest Texte, die diesen Prozess auf kunstvolle, traurige, komische und bewegende Weise dokumentieren, erläutert und kommentiert von dem Kafka-Biografen Reiner Stach.
Mittwoch, 2. Oktober, 18.30 Uhr in der “durch blick galerie”: “konkret verdreht”, Malerei und Skulpturen von Günter Brendel & Jürgen Jänel. Ausstellungseröffnung und Performance. – Den Lautleis-Maler und Grafiker Günter Brendel und den Holzgestalter Jürgen Jänel verbindet eine langjährige Künstlerkommunikation. Trotzdem ist es ihre erste gemeinsame Ausstellung, die mit Brendels Performance “Vom Euro zum Büro” eröffnet wird.
Freitag, 4. Oktober, 18.30 Uhr im Sächsischen Psychiatriemuseum: Eröffnung der Ausstellung “Psychiatrie in der DDR (Sachsen 1945-1993)”. – Die Psychiatrie war in der DDR ein Tabubereich. Das Sächsische Psychiatriemuseum widmet sich erstmals in der neu konzipierten Dauerausstellung diesem viel diskutierten und facettenreichen Kapitel der Psychiatriegeschichte.
Montag, 7. Oktober, 18.30 Uhr im Durchblick: “(W)irre Sprüche kreuz und quer machen manchmal Sinn”. – Lesung mit der Gruppe “Kauderwelsch” und Peter Mannsdorff. – Peter Mannsdorff, einer der profiliertesten und produktivsten Autoren der Psychiatrieszene, liest Geschichten aus dem Erzählband “Spuren der Zeit”. – “Wirre Schreie aus dem Schreiblabor. Stücke, die Kreativität entfachen”. Das ist ein Kennzeichen von “Kauderwelsch”. Wir stellen einige unserer Ultrakurzgeschichten vor, sowie Lyrik, die von unseren Mitgliedern geschaffen wurde.
Dienstag, 8. Oktober, 20 Uhr in der Moritzbastei: “kunst : verrueckt” – Benefizveranstaltung. Eintritt: 10 Euro / erm. 6 Euro. – Wie verrückt ist die Kunst? Wie kreativ ist die Psychiatrie? Eine Antwort geben prominente Leipziger Künstler und Persönlichkeiten mit ihren ganz speziellen Beiträgen zum Festivalthema “kunst : verrueckt”. Das Programm mit Musik und Gesang, Lesungen und Gesprächen wird von der psychiatrischen Bluesband “Stadtasyl” begleitet.
Mittwoch, 9. Oktober, 20 Uhr in der Moritzbastei: Nico Semsrott: Freude ist nur ein Mangel an Information. Kabarett und Standup-Tragedy. Eintritt: 14 Euro / erm. 10 Euro. – Nico Semsrott, einer der erfolgreichsten Slam-Poeten und Kabarett-Neueinsteiger der vergangenen Jahre betreibt in seinem ersten Soloprogramm das, was er am besten kann: Als bitterböse Gesellschaftskritik getarnte Leistungsverweigerung. Dafür wird er mit Preisen überhäuft. Ihn macht das traurig: “Für einen Loser bin ich ein ziemlich schlechter Verlierer.”
Donnerstag, 10. Oktober, 19:30 Uhr in der Alten Nikolaischule (Aula): “Wahn, Wahn, Malvinas Wahn”. – Das Leben der Wagner-Sängerin Malvina Schnorr von Carolsfeld. – Vortrag mit Musik und Gesang mit Gabriele Lamotte (Sopran), Franns Promnitz von Promnitzau (Klavier) und Thomas R. Müller. – Malvina Schnorr von Carolsfeld war Richard Wagners erste “Isolde”. Nach dem plötzlichen Tod ihres Ehemanns, des Heldentenors Ludwig Schnorr von Carolsfeld, der bei der Münchner Premiere den “Tristan” verkörpert hatte, glaubte Malvina über ein Medium im Kontakt mit ihm zu stehen. Für die Ärzte waren diese Botschaften eine “Paranoia”, die die einst gefeierte Opernsängerin in die Psychiatrie brachte. Die Veranstaltung zeichnet ihren tragischen und dramatischen Lebensweg nach. Eintritt: 8 Euro / 5 Euro.
Freitag, 11. Oktober, 16 Uhr im Sächsischen Psychiatriemuseum: “Zwangsjacke.” Neue Betrachtungsweisen und Interpretationen, Ausstellungseröffnung. – Ein Zusammenschluss von Kreativen hat sich mit der Darstellung und Wahrnehmung der Zwangsjacke beschäftigt. Die Ausstellung zeigt die dabei entstandenen Arbeiten, u.a. Mode, Kleidungsstücke, Fotografien, Illustrationen und Objekte.
Folgende Filme werden gezeigt:
Montag, 14. Oktober, 21 Uhr in der Kinobar Prager Frühling: “Adams Äpfel”
Dienstag, 15. Oktober, 21 Uhr in der Kinobar Prager Frühling: Leipzig-Premiere des Siegerfilms des letztjährigen Dokfilm-Festivals “Heino Jäger – look before you kuck (2012)”
Mittwoch, 16. Oktober, 21 Uhr in der Kinobar Prager Frühling: “Die totale Therapie”
Tickets: Für die Veranstaltungen am 1.10., 8.10. und 9.10. über www.moritzbastei.de. Kartenbestellungen für Veranstaltung am 10.10. über kunstverrueckt@durchblick-ev.de. Wenn nicht anders angegeben, ist der Eintritt frei.
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