"Für die Arbeiterklasse ist das Beste gerade gut genug." Als der Leipziger Ring nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut wurde, griff Walter Ulbricht persönlich in die Planungen ein. Was die Stalinallee damals für Berlin war, sollte der Ring am historischen Rossplatz für Leipzig werden: Eine gigantische Prachtmeile zum Ruhme des Sozialismus.
Da wurde geklotzt, nicht gekleckert – moderne Wohnungen, Ateliers, Geschäfte, ein Kindergarten, eine Bibliothek. Und mitten drin: Das Ringcafé mit seiner 40 Meter langen Terrasse.
Ab sofort bietet Treffpunkt Leipzig eine neue Führung rund um das legendäre Ringcafé an. Ute Mauersberger und Hans-Weking Franke spannen als Gästeführer den Bogen vom alten Rossmarkt des 17. Jahrhunderts über die Einweihung des Rings 1952 bis zum 150. Geburtstag der SPD 2013. Sie entführen ihre Gäste durch das imposante Treppenhaus in das einst mondäne Konzertcafé. Noch immer versprüht der Ballsaal den Charme der Fünfziger. Höhepunkt der Tour ist der Panoramablick von der Terrasse des Ring-Cafés. Bis dahin dreht sich alles um Pracht und Prominente von einst und um den kleinen Luxus im Alltag der Leipziger.
Lange vor dem Ringcafé war das Hotel de Prusse die erste Adresse am Rossplatz. Hier übernachtete Napoleon in der historischen Nacht der Völkerschlacht vom 18. zum 19. Oktober 1813. In der Gründerzeit ließ Stadtbaudirektor Hugo Licht hier die Städtischen Markthallen errichten. Das Café Bauer galt um 1900 als das prächtigste Leipziger Café.
Seine Stelle nahm in DDR-Zeiten das Ring-Café ein. Zu dessen legendären Gästen gehörten Che Guevara und Hans-Dietrich Genscher. Für Jazzsängerin Uschi Brüning und Entertainer Heinz Quermann war es ein Karriere-Turbo. Arbeiter und Adel eroberten das einst größte Café der DDR, dessen Bar oder die “Mokkadiele”. Glanzvolle Moderevuen, Dessous-Modeschauen nur für weibliches Publikum, Tanztees, Faschingsbälle und Betriebsfeiern – zwei Generationen von Leipzigern genossen das legendäre Unterhaltungsangebot. Apropos genießen: Die Gastronomie war für mehr als 30 Gebäcksorten, eine schier endlose Speisekarte, unverschämte Preise und – Krawattenzwang bekannt.
Ob Genießer oder Nostalgiker, Geschichts- oder Architekturfreunde – alle sind zur Führung im Ringcafé willkommen. Was es heute bietet, das erfahren die Gäste aus erster Hand. Und was die Zukunft bringt, darüber dürfen sie nach Herzenslust spekulieren.
Premiere der neuen Ringcafé-Tour ist am Samstag, 15. Juni, um 14:00 Uhr. Treffpunkt ist die Brunnenanlage direkt vor dem Ringcafé. Preis : 9 Euro. Weitere Termine 2013 ebenfalls 14:00 Uhr: 20. Juli, 17. August, 21. September, 19. Oktober und 16. November.
Unabhängig von diesen festen Terminen ist der ca. einstündige Rundgang für Gruppen buchbar unter Tel. (0341) 1497879, E-Mail info@treffpunktleipzig.de.
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