Die Heilangskirche Plagwitz besitzt glücklicherweise ein ausgeprägtes Gemeindeleben. Dadurch geht auch der "Alternative Adventsmarkt" mittlerweile ins sechste Jahr. Aber was soll dies ganze alternative Adventen? Katja Cremer und Kathrin Schmutzler wissen Bescheid und lassen Volly Tanner teilhaben an ihrem Wissen. Denn Händler und Krämer im Tempel....war da nicht was?

Am 08.12.2012 veranstaltet ihr den “6. Alternativen Adventsmarkt” in der Heilandskirche Plagwitz. Wie kam es vor Jahren dazu, dass Menschen sich zusammenfanden, um gemeinsam Alternativadvent zu begehen?

Die Idee kam uns zu einem Westpaket: Daniel Alteruthemeyer, im Jahr 2006 Kirchenvorstandsmitglied – schwärmte von Erlebnissen in seiner Kindheit – das Dorf bei Osnabrück, in dem er aufwuchs, organisierte einen solchen alternativen Markt in der Adventszeit. Die Gemeindemitglieder boten dort insbesondere selbst hergestellte Dinge an. Von dieser Idee, kreative Leute und Hobbykünstler aus der Gemeinde zusammenzuführen und einen Markt zu gestalten, waren seine Frau Veronika, Annett Klafke und eine Handvoll andere Frauen – auch ich (Katja Cremer) begeistert. Der Kirchenvorstand war schnell überzeugt und so ging es im Dezember 2007 los.

Jesus vertrieb meines Wissens die Händler aus dem Tempel. Beißt sich das nicht etwas mit Eurer Herangehensweise?

Es ist verführerisch, diesen Markt kommerziell zu machen. Auch unsere Gemeinde braucht Geld, um die Kirchendachlöcher zu stopfen.

Die Standbetreiber verkaufen ihre Dinge, das ist richtig. Jedoch liegt der Schwerpunkt des Marktes nicht beim Geld und Geldverdienen. Der alternative Adventsmarkt soll in erster Linie Gemeindeleben aktivieren und beleben und die versteckten Potentiale der Gemeindemitglieder ans Tageslicht bringen. Etablierte Gewerbetreibende sind nicht unsere Zielgruppe. Wir wollen fernab vom Kommerz der großen Weihnachtsmärkte Raum schaffen für Gemeinschaft. Einen Adventsmarkt in der eigenen Kirchgemeinde mitzugestalten, zu besuchen und mitzuerleben ist identitätsstiftend.

Dazu tragen auch unsere, von Gemeindemitgliedern gestalteten musikalischen, kulturellen und kulinarischen Angebote bei.

Der Markt ist ja nur durch das Engagement von Menschen möglich. Wer hilft euch denn, stellt doch einfach mal Euer Kernteam vor.
Keine einfache Aufgabe, die Du da stellst. Engagiert haben sich seit 2007 sehr viele hauptberuflich z.T. vollzeittätige Frauen und Mütter. Die Zusammensetzung des Teams wechselte aus verschiedenen Gründen jährlich. In diesem Jahr sind wir drei Frauen, Kathrin Schmutzler, Anja Mohr und Dr. Katja Cremer, also ich, bin von Anfang an dabei gewesen. Wir sind alle drei verheiratet, berufstätig und Mütter von je zwei Kindern und … nun ja, da müssen wir organisieren und manchmal auch ein bisschen verrückt sein können. Wir haben uns riesig über das Engagement gefreut. Bei uns hatten sich innerhalb kurzer Zeit über 30 Helfer gemeldet, ohne die der Markt nicht stattfinden könnte.

Und was gibt es als Programm? Ich hörte von Märchen und Puppenspiel.

14:00 Uhr ist Eröffnung. Ab 14:00 Uhr weihnachtliche Verkaufsstände + Adventscafé, Kinderbasteln mit dem Bastelkreis der Kirchgemeinde, Herstellen von Perlensternen (Fr. Goewe) und Töpfern (Hr. Welsch); 15:00 Uhr Wurzelkind, Lesung mit Trommel und Gesang von Margit Krause; 15:30 – 16:00 Uhr Prof. Holm Vogel Orgelmusik zur Adventszeit; 16:00 Uhr Puppenspiel “Peter und der Wolf”, Jörg Bretschneider (Dresden); 15:30 Uhr Lesehalbstunde für Kleine mit Annette Singer; 16:30 Uhr Geschichten für Kinder mit Hinnerk Peitmann und 17:00 Uhr kommt die Märchenerzählerin Rebekka Balogh. Nähere Informationen können alle Interessierte auf der Homepage der Heilandskirche erfahren.

Schon Da-Gewesene schwärmen von der emotionalen Qualität Eures Marktes, von der mitmenschlichen Wärme. Wie entsteht so etwas – das ist ja nicht der Normalfall in der Adventszeit – der ist ja doch zumeist Stress und schlechte Laune.

Da gibt es kein Geheimrezept. Der Markt lebt von und mit den Menschen, die ihn besuchen, die ihn mitgestalten. Jedes ehrenamtliche Zutun ist uns willkommen, das Ergebnis ist deshalb bunt, vielfältig, nicht immer perfekt, eben so, wie unsere Gemeinde ist. “Dient einander ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat.” (1. Petr. 4, 10a) Das ist das Leitbild unserer Schwestergemeinden Lindenau-Plagwitz, Tabor und Bethanien.

Euer Fokus liegt auf den Handmade-Händlern, nicht auf Kommerz. Wie viele und was für Angebote habt ihr denn an Bord? Und gibt es eigentlich eine Standgebühr?

Jedes Jahr melden sich circa 25 Standbetreiber an, so auch diesmal. Die Besucher können sich freuen auf: Mineralien, selbstgemachte Spielsachen aus Biobaumwolle, Töpferwaren, Gedichte, Gestricktes, Gefilztes, Lederwaren, Ernteprodukte (Marmelade und Säfte), Schmuck, natürlich Kerzen, von den Kindergartenkindern getöpferte Dachziegel, Puppenbekleidung, original Druckgrafiken, Tiffany-Glasarbeiten, internationales Kunsthandwerk, Fotografien und vieles mehr…

Standgebühr ist ein selbstgebackener Kuchen für das Adventscafé.

Das Kirchendach der Heilandskirche ist auch dringend reparaturbedürftig, da fehlen meines Wissens noch 25.000 Eus – fließen da die Einnahmen aus dem Verkauf der Stand-Kuchen mit hinein oder wofür wird Euer Geld eingesetzt?

Ja, das ist richtig. Bislang fehlen für die Sanierung des Daches immer noch rund 25.000 EUR, die die Gemeinde selbst aufbringen muss (Stand: Nov. 2012). Dieser Eigenanteil muss, um die geplante Sanierung im Jahr 2014 durchzuführen, bis Mitte 2013 zusammen getragen werden.

Die Gemeinde ist hier insbesondere auf Privatspenden und auch auf Spenden von Unternehmen angewiesen. Wir möchten an dieser Stelle gern die Gelegenheit nutzen und diejenigen, die dies lesen, darum bitten uns zu helfen, den noch fehlenden Eigenanteil zusammenzutragen. Eine steuerlich abzugsfähige Spendenquittung kann selbstverständlich ausgestellt werden. Auch Ideen für weitere Fördermittel oder Benefizveranstaltungen sind herzlich willkommen. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter www.kirchgemeinde-lindenau-plagwitz.de/aktuelles/aufruf

Im Übrigen sind die eher geringen Einnahmen aus dem Kuchenverkauf zur Refinanzierung des Adventsmarktes notwendig.

Danke für die Antworten.

www.kirchgemeinde-lindenau-plagwitz.de/aktuelles

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