Nadja Rüdenbusch lebt in Hamburg und kommt am 17.11.2012 nach Leipzig - und da Volly Tanner von seinem Hamburger Kumpel Benjamin (der dort beim Gran Hotel van Cleef arbeitet, ja genau, der Statt um Kettcar und Tomte) auf die junge Dame verwiesen und mit ihrem neuesten Album beschickt wurde, musste natürlich Interview gemacht werden.
Hallo Nadja Rüdenbusch. Ich habe gerade Dein Album “There Is Not Enough Space In The Dark” gehört – und es ist wunderschön. Da steht aber nicht Dein Name Nadja Rüdenbusch drauf, sondern Binoculers. Was sind denn diese Binoculers für Leute?
Binoculers ist der Name, unter dem ich Musik mache. Wie viele andere Künstler nutze ich dafür nicht meinen eigenen Namen. Das ist für mich stimmiger. Dahinter verbirgt sich aber tatsächlich keine Band oder mehrere Leute – auch wenn ich gerade damit begonnen habe, meine Musik live mit anderen Musikern umzusetzen. Die Musik komponiere und schreibe ich allein. Der Name “Binoculers” ist ein Fantasiewort und leitet sich ab von “Binoculars” (engl: Fernglas). Meine Variation steht für Menschen, die ihre Welt durch Ferngläser betrachten und in die man gleichzeitig von der anderen Seite wieder hineinschauen kann.
An manchen Stellen klingt die Gitarre wie beim großen Leonard Cohen, Du selber singst dazu flatternd weich und warm. Was hält Dich in diesem musikalischen Korsett? Ich meine, willst Du nicht auch mal richtig lauthals schreien?
Als Korsett empfinde ich meine Art Musik zu machen nicht. Im Gegenteil fühle ich mich mit der Entscheidung, mich auf die Unaufgeregtheit im Gesang und in der Musik zu konzentrieren sehr frei und bin gleichzeitig sehr fokussiert. Ich mache das auf genau diese Art und Weise, weil ich nach langem Ausprobieren gemerkt habe, dass ich meine Songs so am besten transportieren kann.
Für Deine Binoculers hast Du jetzt Dein eigenes Label Insular Music gegründet. Was waren die Gründe? Kein Bock aufs Grand Hotel van Cleef?
Ich habe mir im Laufe der letzten Jahre ein ziemlich gutes Netzwerk aufgebaut und mit sehr unterschiedlichen Menschen zusammen gearbeitet. Dabei habe ich gemerkt, dass ich vieles auch sehr gut allein kann und mir lieber gezielt Leute suche, mit denen ich Dinge umsetze, anstatt mich in einer fertigen Struktur zu bewegen, in der ich nur bedingt Einfluss auf das habe, was mit meiner Musik passiert. Momentan habe ich ein gutes Gefühl damit, so viel selber kontrollieren zu können. Vielleicht kommt ja auch mal wieder eine Zeit, in der ich mehr aus der Hand geben möchte.
Am 17.11.2012 spielst Du mit Band im Leipziger Westen – im Dr. Seltsam. Deine Musik stelle ich mir eigentlich beim Hören in viel größeren Räumen vor an Deinen Lippen hängenden oder in Deinen Welten schwebendem Publikum vor. Nun ist das Dr. Seltsam doch recht klein. Wie soll das denn funktionieren? Zwischen Flaschengeklimper und Indiegelaber?
Im Dr. Seltsam habe ich noch nicht gespielt und bin gespannt. Es kann sehr nett sein in so kleinen Läden. Ich habe gehört, dass dort Fahrräder repariert werden. Freut mich, dass du dir meine Musik in großen Räumen vorstellen kannst. Da müssen aber noch ein paar mehr Menschen auf mich aufmerksam werden. Zuerst mal sollen alle zum Dr. Seltsam kommen!
Und wie lebt Frau Rüdenbusch zwischen den Auftritten? Von Leipziger Musikern weiß man hier so Einiges, aber Du kommst ja von “außerhalb”. Was machst Du neben Deiner Musik noch?
Ich lebe in Hamburg und kann von Glück sagen, dass es in den letzten Jahren meistens ganz gut funktioniert hat, von meiner Musik zu leben. Hin und wieder mache ich Nebenjobs, wenn ich nicht auf Tour fahren möchte, wenn meine Musik Sommerschlaf macht zum Beispiel.
Danke, Nadja, für Deine Antworten.
Binoculers im Dr. Seltsam (Merseburger Straße 25); 17.11.2012; 20:00 Uhr.
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