Hendrik Domrös ist Referent beim Landesfilmdienst Sachsen und organisiert mit seinem Team die Medienwoche "Courage leben gegen Rassismus" - und da der Mann auch der heldenhaften RockandRollKapelle "Granmas Darlehen" vorsteht und in dieser Funktion schon so manchen Bembel mit Volly Tanner zu leren hatte, war es nur zwangsläufig ein Interview zu initiieren. Hier ist es und das Thema ist die Medienwoche, welche Donnerstag, den 08.11. unter dem Motto "Courage leben gegen Rassismus" beginnt.

“Courage leben gegen Rassismus” ist ein breites Thema. Dabei bietet Ihr die unterschiedlichsten Sparten an – an wen wendet Ihr Euch mit welcher Sparte aber genau?

Die Medienwoche richtet sich zum einen an jugendliche Schüler_innen zum anderen aber auch an Erwachsene, das heißt, an die sogenannte interessierte Öffentlichkeit, an Lehrer_innen oder Multiplikator_innen. An den verschiedenen Tagen setzen wir unterschiedliche thematische Schwerpunkte. Als Eröffnungsveranstaltung präsentieren wir einen Vortrag zu NS-Ästhetik, in den der Olympiafilm Leni Riefenstahls “Fest der Völker” eingebettet werden ist.

Andere Tagesschwerpunkte werden u.a. das Judentum, die aktuelle Situation von Flüchtlingen, Widerstand in der Zeit des deutschen Faschismus oder die Auseinandersetzung mit Ideologien der Ungleichwertigkeit sein. Es wird einen “Kindertag” (14.11.) geben sowie einen Tag, welcher sich der Gender-Thematik (16.11.) widmet.

Medienarten, welche wir einsetzen, werden Spiel- und Dokumentarfilme, Kinder- und Jugendfilme oder auch Hörspiele sein. Darüber hinaus bieten wir ein breites Spektrum von Fortbildungsveranstaltungen zu den Themen Rassismus, Antisemitismus, (Neo-)Nazismus an. Ein zusätzlicher Aspekt liegt zudem auf dem Bereich des Globalen Lernens.

Am Freitag liest Thomas Gsella und am nächsten Dienstag Paula Bulling. Wieso die Beiden? Was verbindet Euch mit Paula und Thomas? Wie passen die beiden Autoren ins Programm? Und was werden sie eigentlich lesen?

Weil wir die Arbeiten dieser beiden Autor_innen sehr schätzen; sowohl die satirische Annäherung an den “normalen” deutschen Wahn durch Gsella, als auch die bedrückende Realität der Gravic Novel von Paula Bulling haben uns einfach überzeugt. Darüber hinaus finden wir es wichtig, Kontrapunkte zum gesellschaftlichen Mainstream zu setzen (Gsella) oder Menschen(-gruppen) eine Plattform zu geben, die diese nur selten haben.

Thomas Gsella, der ehemalige Chefredakteur der TITANIC wird am 09.11. “das beste aus fünfzig jahren” sowie Auszüge aus seinem neuesten Werk “Komische Deutsche” lesen.

Paula Bulling präsentiert am Dienstag, dem 13.11., mit ihrem Kollegen Salissou Oumarou die Gravic Novel “Im Land der Frühaufsteher”, welche den bitteren Alltag von Asylbewerber_innen und deren Unterbringung in Sachsen-Anhalt porträtiert. Dieses Porträt kann exemplarisch auch für die Zustände in Sachsen oder anderswo in Deutschland gelten.
Eure Medienwoche ist ja im besten Sinne Demokratieförderung; wie stehts aber mit der Unterstützung in Sachsen. Verstehen die Landes-Politiker, dass Ihr eigentlich denen ihre Arbeit mitmacht?

Was Politiker verstehen und was nicht, können wir leider nicht beurteilen. Die Politiker als solche gibts ja sowieso nicht. Fest steht, wir versuchen unsere Arbeit zu machen, die machen ihre. Tauschen möchte ich nicht. Wir haben verschiedene Förderer, zu denen u.a. die Stadt Leipzig, das Land Sachsen, die Aktion Mensch oder auch die Stiftung Nord-Süd Brücken gehören.

Alle unterstützen unsere Arbeit, in erster Linie materiell, manche aber durchaus auch ideell. Und diese Unterstützung bekommt man, wenn man mal höhere, mal niedrigere bürokratische Hürden genommen hat.

Und Euer Team? Stellt Euch mal bitte kurz vor, damit die Leser eine Vorstellung :-)! haben, wer solch ein Programm eigentlich stemmt.

Veranstalter der Medienwoche ist der Landesfilmdienst Sachsen für Jugend- und Erwachsenenbildung e.V. Wir machen das nicht zum ersten, sondern bereits zum 12. Mal. Wir haben hier Mitarbeiter_innen, die sich, zum Teil seit vielen Jahren mit der Materie auseinander setzen, die Situation vor Ort und darüber hinaus kennen, sich engagieren und die Medienwoche diesbezüglich auch als einen persönlichen Beitrag und als Statement zur aktuellen Situation begreifen. Insgesamt kann man die Medienwoche als ein Gemeinschaftswerk des Landesfilmdienst bezeichnen, an welchem unsere derzeitigen Praktikantinnen Franziska und Katharina großen Anteil haben.

Wie funktioniert eigentlich die Zusammenarbeit mit dem Cineding. Schließlich gab es da vor nicht allzu langer Zeit einen Betreiberwechsel. Zufrieden? Ausbaufähig? Grummelig?

Der Betreiberwechsel ist ja nun schon wieder eine ganze Weile her, ein ganzes Jahr genau genommen. Am Anfang muss man sich immer an neue Partner gewöhnen. Was nicht heißt, dass die neue Betreiberin Nora uns unbekannt ist. Sie war ja vorher lange Zeit Filmvorführerin, nicht nur im Cineding, sondern auch in anderen Programmkinos der Stadt. Insofern konnte sie ne Menge Erfahrung einbringen und hat auch, so wie ich das einschätzen kann, in Sebastian eine große Unterstützung.

Zusammen rocken die beiden das (Cine)Ding ganz ordentlich. Wenn man den nötigen Rock’n’Roll hat, kriegt man so einiges gestemmt! Die Zusammenarbeit mit dem Cineding funktioniert einwandfrei. Ausbaufähig ist sie natürlich, wie jede andere Zusammenarbeit auch. Das ist aber nix Negatives, eher Ausdruck einer guten Fähigkeit zur Reflexion.

Danke für das Gespräch. Und ein interessiertes, des Denkens mächtiges Publikum Euch diese Woche.

Danke ebenfalls. Wir freuen uns auf Dein und auf das Kommen möglichst Vieler.

Weitere Informationen
www.kompetent-mit-medien.de

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