Da war ein Toben und ein Schreien, wurden medial flankierte Umfragen veranstaltet und die meist älteren Leser einer gedruckten Zeitung dieser Stadt riefen nach Ruhe und gesitteter Bedächtigkeit am Gedenkort Völkerschlachtdenkmal. Denn der bunte Spaß des Leipziger Badewannenrennens soll sich eine andere Bleibe suchen. Wird er wahrscheinlich sogar - wenn auch aus ganz anderen Gründen.

Während die Stadträte im Ratssaal sitzen, hat das Dezernat Kultur bereits vorab eine Anfrage der Leipziger CDU, welche die Fragen nach der Ruhe am Völki besonders umtreibt, schriftlich beantwortet. Mit einigen durchaus überrraschenden Anmerkungen und Ausblicken und in einer ungewöhnlichen Ich-Form. Mutmaßen darf man, dass es sich hierbei um Michael Faber in seiner Funktion als Kulturbürgermeister der Stadt Leipzig handelt.

So fragt die Leipziger CDU die Verwaltung wie man denn generell zum Badewannenrennen stehen würde. Nach breiten Ausführungen zu den in dieser Frage nicht enthaltenen Teilgebieten der ungestörten Totenruhe, dem Gedenken und weiteren Veranstaltungen am Völkerschlachtdenkmal kommt der Ich-Verfasser des Dezernates zu einer weitreichenden Erkenntnis: “Ein zuletzt in der Öffentlichkeit diskutiertes regelrechtes Verbot dieser Veranstaltung mit der Begründung mangelnder Ernsthaftigkeit halte ich, abgesehen von der grundsätzlichen Fragwürdigkeit von Verboten vor einem rein ästhetisch-sittlich bestimmten Hintergrund, für bedenklich. Mit Blick auf eine Vielzahl weiterer Veranstaltungen von den beliebten Open-Air-Konzerten bis hin zum Sommerfest des Fördervereins Völkerschlachtdenkmal mit Kinderschminken und Hüpfburg würde eine solche Reglementierung kaum zu handhabende Nachfolgeprobleme schaffen.”

Womit die Frage nach der Ruhe am Ort beantwortet wäre, denn seitens der CDU, mit dem Bundestagsmitglied Dr. Thomas Feist an der Spitze will man das Badewannenrennen entfernen lassen – gegen vergnügte Kinder zu sein, ist hingegen weit weniger opportun. Dennoch ein klares Statement zum Verbleib des Badewannenrennens von dem seltsamen Verwaltungs-Ich gleich hinterher: “Grundsätzlich halten ich das Badewannerennen an diesem Ort für völlig unschädlich, freilich auch für verzichtbar.” (Fehler im Original)
Denn wie andere Veranstaltungen auch, sei das Badewannenrennen nicht organisch mit dem Völkerschlachtdenkmal verbunden. Und dann wird es konkret. Frage zwei lautet nämlich: “Sieht die Stadtverwaltung die Möglichkeit, a. Für das Jahr 2013, oder b. generell ab 2013 auf eine Standortverlegung des Badewannenrennens hinzuwirken?”

Die erhellende Antwort des Dezernates Kultur beendet das mediale Sommertheater dann wohl abschließend: “Das Stadtgeschichtliches Museum Leipzig hat dem Veranstalter seit jeher deutlich gemacht, dass eine Durchführung des Badewannenrennens einzig bis zur grundhaften Sanierung des Wasserbeckens denkbar ist. Die Sanierung des baulich verschlissenen Beckens und des schadhaften Untergrundes wird aus unserer Sicht erst nach den Jahrestagsfeierlichkeiten 2013 beginnen können. Im Zuge dieser Arbeiten wird auch eine völlig neue Bodenwanne gefertigt. Schon um diese nicht zu beschädigen, gehen wir ab diesem Zeitpunkt davon aus, dass das Badewannenrennen nicht mehr im Wasserbecken des Denkmals stattfinden wird.”

Damit scheint ein Umzug der naTo-Sommerveranstaltung aus gänzlich anderen, hier also baulichen Gründen, als den tagelang öffentlich debattierten nach 2013 unausweichlich. 2014 wird dann also voraussichtlich ein neuer Veranstaltungsort gelten, sollten die Sanierungen des Beckens vor dem Steinkoloss bis dahin durchgeführt worden sein.

Während also die Gespräche zwischen Verwaltung, der naTo als Veranstalter des Badewannenrennens, der Stiftung Völkerschlachtdenkmal als engagiertem Co-Sanierer und dem Stadtgeschichtliches Museum Leipzig über Sanierungsstarts dann beginnen, wenn die ersten Termine klarer werden, könnte man sich fragen, wann die Leipziger CDU mit erlebter Massivität nun die ersten Kinder- oder Vereinsfeste am Völkerschlachtdenkmal hinterfragt.

Zeit wäre dafür sicher im Sommer 2013.

Zum Artikel vom 14. Juni 2012 auf L-IZ.de
Ein bisschen Spaß muss sein: Wenn Badewannen verlegt werden sollen

Zur Antwort des Dezernates für Kultur auf die Anfrage der CDU
notes.leipzig.de | V-f-627-antwort PDF

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