Ein getanztes Erfolgsprojekt zieht um. Kaum gestartet im frühen Leipziger Osten, fliegt der Flugfisch nun ins Waldstraßenviertel. Am 1. Juli ist es so weit. Dann wird die neue "Tanzerei Flugfisch" eingetanzt. Eingeweiht. Endlich Kultur im Waldstraßenviertel. Ist so. Bislang hat sich gerade dort kein Plätzchen für so etwas gefunden. Jetzt schon. Ganz nah am Waldplatz.

Sechs Jahre lang war die Tanzerei im Grafischen Hof in der Hans-Poeche-Straße zu Hause. Ein Multi-Kultur-Projekt im Leipziger Osten. Leider an der Nahtstelle gelegen – nicht ganz Grafisches Viertel, nicht ganz Osten. Das macht die Eigenwerbung schwieriger. Die Buchkinder sind hier zu Haus. Und hätte auch nur irgendjemand eine Idee gehabt, wie man das Grafische Viertel auch wieder mit der Alten Buchdruck- und Verlagstradition, die hier mal stampfte und schwärzte und Geld verdiente, in Verbindung bringen könnte – die Adresse Hans-Poeche-Straße würde eine Rolle spielen in Leipzigs Kulturlandschaft.

Aber die Chance wurde bisher nicht genutzt. Die Übergänge nach Neu-Schönefeld und Neustadt und Reudnitz wurden durch die stillose Ludwig-Erhard-Straße völlig verbaut.

Trotzdem fand die von Gesa Volland und Sebastian Weber gestartete Tanzerei Flugfisch ihre Schüler und Anhänger. Weil ihr Angebot stimmte. Weil die Kurse Spaß machen und nicht nur die Profis ansprechen. Sondern auch Kinder und Senioren. “Die zeitgenössische Tänzerin Gesa Volland und Steptänzer Sebastian Weber gründeten Anfang 2006 die Tanzerei Flugfisch als einen Tanzraum, in dem sie ihre unabhängigen Tanzproduktionen produzieren und ungestört arbeiten können”, schreiben die beiden über ihren Beginn in der Hans-Poeche-Straße.Im Laufe der Zeit kamen immer neue Gastdozentinnen dazu. Wurden immer neue Kurse angeboten: Ballett für Kinder, zeitgenössischer Tanz, kreativer Kindertanz. Am Ende reichen Raum und Zeit nicht mehr aus. Kurse mussten verschoben werden.

Höchste Zeit, was zu ändern.

“Anfangs gab es nur zwei Steptanzkurse und je einen Termin für Ballett und zeitgenössischen Tanz. Inzwischen ist der Stundenplan an fünf Tagen der Woche gefüllt und deckt die ganze Palette des Bühnentanzes vom Ballett über Steptanz bis zum zeitgenössischen Tanz ab”, erinnern sich die beiden Gründer.

Zehn professionelle Dozenten unterrichten mittlerweile.

Weil der Betrieb im ehemaligen Maleratelier nun aus allen Nähten platzt, steht ein Umzug an. In einer Eröffnungsparty am 1. Juli wird der Neustart auf 300 Quadratmeter Fläche am Waldplatz mit kostenlosem Tanzvergnügen für alle gefeiert. Danach gibt es zwei Monate lang einen besonderen Sommerstundenplan mit offenem Training und zahlreichen neuen Angeboten.

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Neue Adresse ist das Hinterhaus in der Gustav-Adolf-Straße 45. Das ist wirklich nicht weit vom Waldplatz. Man steigt dort an der Straßenbahnhaltestelle aus, läuft die Waldstraße hoch bis zur Kreuzung Gustav-Adolf-Straße und findet dann – wenn man rechts einbiegt – die Toreinfahrt bald auf der rechten Seite. Das Sommerprogramm ist schon auf der Webseite der “Tanzerei Flugfisch” zu finden.

Und Gesa Volland und Sebastian Weber arbeiten hinter den Kulissen auch weiter an eigenen Aufführungen. Nachdem in den vergangenen Jahren Stücke wie “Homo Hippocampus” und “The Groove Journals” in der Hans-Poeche-Straße entstanden – beide mit dem Leipziger Bewegungskunstpreis ausgezeichnet – beginnen Mitte Juli die Proben für Sebastian Webers neue Produktion. Das soll ein abendfüllendes Stück für Steptanz, Schauspiel und Live-Musik werden. Premiere ist Ende September im LOFFT, das jetzt vorerst ja am Lindenauer Markt bleiben kann. Bis es umziehen darf.

Leipzig ist eine Stadt der Umzüge. Alles ist in Bewegung, wenn man von ein paar homogenen Zeitgenossen aus den Stadtrandgebieten absieht.

www.flugfisch.de

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