In Leipzig gibt es rund ein Dutzend Kinos, die aktuell von der Coronakrise betroffen sind. Obwohl sie seit Wochen geschlossen sind, fällt weiterhin teils die Hälfte der Kosten an. Während es in manchen Kinos nun Kurzarbeit gibt, brechen anderswo Jobs für Studierende weg. Um bald wieder Besucher/-innen empfangen zu können, sind kreative Schutz- und Abstandsregelungen denkbar. Schon jetzt kann man Kinos helfen, indem man beispielsweise Gutscheine kauft.

Das Kino als Ort, an dem man der teils bitteren Realität entfliehen und neue Perspektiven entdecken kann, wäre in Zeiten der Coronakrise so nötig wie selten zuvor. Doch genau wie die meisten anderen Kultureinrichtungen in Leipzig sind die örtlichen Filmtheater seit fast einem Monat geschlossen.

Der Ausnahmezustand trifft große Ketten genau so wie kleine Betriebe, die von einer Person betrieben werden. In Leipzig gibt es rund ein Dutzend Orte, an denen normalerweise das ganze Jahr über Kinofilme zu sehen sind. Hinzu kommen in den Sommermonaten einige Freiluftkinos.

Die bislang betroffenen Monate März und April gelten aus Sicht vieler Kinobetreiber/-innen eher zu der Zeit, in der es noch viele Menschen ins Kino treibt, bevor es sie im folgenden „Sommerloch“ zu anderen Orten zieht. „Es sind gerade Filme angelaufen, die hohe Besucherzahlen erwarten ließen“, schätzt Susanne Schönberg aus der Schauburg in Kleinzschocher die Lage ein. Ein Beispiel dafür sei die am 5. März gestartete Romanverfilmung „Die Känguru-Chroniken“.

Je nach Größe der Betriebe entgehen den Kinos in Leipzig wenige tausend bis viele zehntausend Euro. Während die Einnahmen komplett wegbrechen, fallen einige Kosten auch weiterhin an – beispielsweise für Miete und Strom. Bei der Schauburg sind es nach eigenen Angaben rund 50 Prozent der normalen Kosten, die trotz Schließung entstehen.

Gema ausgesetzt, aber trotzdem abgebucht

Laut Nora Freytag aus dem Plagwitzer Cineding haben die Kinoverbände immerhin einen Kompromiss ausgehandelt, demzufolge die Gema im Schließungszeitraum keine Gebühren erheben wird. „Anfang April wurde allerdings trotzdem abgebucht.“

Miriam Pfeiffer aus der Connewitzer Kinobar Prager Frühling hofft, dass im Sommer wieder Besucher/-innen in dieses Kino und die Freiluftkinos kommen dürfen. „Wenn wir diese Spielstätten dann allesamt wieder in Betrieb haben können, sorge ich mich nicht.“ Aus anderen Leipziger Kinos sind ähnliche Einschätzungen zu vernehmen: Sollten sie im Sommer nicht wieder öffnen dürfen und keine zusätzlichen Hilfen erhalten, wird die Situation existenzbedrohend.

Für einige Mitarbeiter/-innen der Kinos ist sie das möglicherweise jetzt schon. „Um die nächsten Wochen überleben zu können, waren leider harte finanzielle Einschnitte für jeden persönlich nötig“, teilt Georg Wehrstedt mit. Er leitet das Cineplex in Grünau. Von diesen „Einschnitten“ seien alle 35 Mitarbeiter/-innen des Kinos betroffen.

Hilfsprogramme nützen bislang wenig

Wehrstedt verweist darauf, dass es in den vergangenen Jahren gelungen sei, im als „Problemviertel“ bezeichneten Grünau ein „florierendes, wachsendes mittelständisches Unternehmen aufzubauen“. Doch genau diesen nützen die Hilfsprogramme bislang wenig, beklagt Wehrstedt. Davon würden eher Großkonzerne und Kleinstunternehmer/-innen profitieren.

Auch in den Passage-Kinos in der Innenstadt gibt es für die Mitarbeiter/-innen starke Einschnitte. Diese befinden sich laut Geschäftsführerin Petra Klemann bereits seit März in Kurzarbeit. In der Schauburg seien normalerweise studentische Aushilfskräfte auf Stundenbasis tätig. „Diesen ist die Verdienstmöglichkeit vollständig weggebrochen“, erklärt Susanne Schönberg.

Einigkeit besteht bei allen Befragten, dass kreative Maßnahmen möglich seien, um gegebenenfalls unter bestimmten Auflagen wieder Besucher/-innen empfangen zu dürfen. Dazu zählen Mundschutz, Plexiglasscheiben, eine begrenzte Gästezahl, Abstands- und Einlassregelungen sowie angepasste Spielzeiten.

Solidarisch Werbung anschauen

Bereits jetzt ist es möglich, viele Kinos zu unterstützen. Das geht beispielsweise auf der Seite hilfdeinemkino.de, wo man sich „freiwillig“ Werbung anschauen kann, wovon wiederum das ausgewählte Lieblingskino finanziell profitiert. Zudem gibt es Streamingangebote kleiner Filmverleihe, die Kinos an den dadurch erzielten Einnahmen beteiligen möchten.

Davon abgesehen hilft etwas, was auch in normalen Zeiten gekauft werden kann, aktuell ganz besonders: ein Gutschein. So berichtet Petra Klemann, dass das Passage allein in der ersten Aprilwoche mehr als 500 Online-Gutscheine verkaufen konnte. „Das ist echt großartig und übertrifft alle meine Erwartungen und in dieser Größenordnung hilft es tatsächlich.“

Die Schauburg im Netz

Passage Kinos im Netz

Cineding Leipzig im Netz

Kinobar Prager Frühling im Netz

Cineplex Leipzig-Grünau im Netz

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