Mit der ehemaligen Skala in der Gottschedstraße hat es nicht geklappt. Die Cinémathèque e.V. hätte hier nur zu gern ein innenstadtnahes Filmkunsthaus eröffnet. Aber den Zuschlag bekam am Montag, 13. November, im Grundstücksverkehrsausschuss die Kulturstätten Jäger GmbH & Co. KG i. G., die hier dem Jazzclub Leipzig e. V. ein Zuhause geben will. Und die Cinémathèque? Da muss jetzt die Stadt helfen, finden SPD, Linke und Grüne.
Sie haben jetzt gemeinsam einen Antrag gestellt: „Die Stadt Leipzig bekennt sich zu der Etablierung eines Filmkunsthauses in Leipzig und unterstützt die Cinémathèque e.V. bei der Suche nach einem geeigneten Standort und bei dem Aufbau des Filmkunsthauses. Die Fachausschüsse Kultur und Wirtschaft und Arbeit sind regelmäßig über die Fortschritte zu informieren. Fördermöglichkeiten sind im größtmöglichen Umfang von externen Partnern einzubeziehen. Die Stadt Leipzig prüft, inwiefern städtische Mittel zur Verfügung gestellt werden können.“
In der Begründung weisen die drei Ratsfraktionen darauf hin, dass es hier um lokal verwurzelte Medienstrukturen im Filmbereich geht.
Die Geschichte: „Die Cinémathèque Leipzig, gegründet 1991, versteht sich als Ort kultureller und gesellschaftlicher Auseinandersetzung mit und über Film – kunstformübergreifend. Das Anliegen des Antrages ist, ein Zentrum für Filmkunst mit kollaborativen Strukturen als regional und überregional wirkenden Brennpunkt filmischen Schaffens zu unterstützen.“
Aber wovon träumt man bei der Cinémathèque?
„Ein Filmkunsthaus bietet für die Fernseh- und Filmbranche die Möglichkeit eines öffentlichen Treffs, Screeningmöglichkeiten in einem gut ausgestatteten Kinosaal und unterstützt das Wachsen der Branche in Leipzig weiter“, so die Antragsbegründung. „Geplant sind nach jetzigem Stand drei Säle mit rund 300 Plätzen, Ausstellungsmöglichkeiten, eine umfassende Gastronomie, viel Platz und Ideen für experimentelle Ansätze, Film- und Medienforschung sowie film- und medienpädagogische Projekte für alle Alters- und Zielgruppen.
Das Programm des zukünftigen Filmkunsthauses soll ausgewählte historische und aktuelle internationale Filme in thematisch-künstlerischen Kontexten zeigen und kunstformübergreifend sein, also auch Medienkunst, Performances, Lesungen oder Musik umfassen. Kooperierend sollen Filmreihen, Festivals, Projekte und Diskussionsveranstaltungen mit unterschiedlichen lokalen und internationalen Partnern entwickelt werden.“
Da scheint also ein solcher Ort zu fehlen, quasi ein Treffpunkt der Filmenthusiasten, die wissen wollen, was vor Ort an kreativer Filmarbeit stattfindet.
„Es gibt in Leipzig keine Institution, die kontinuierlich die vielschichtige Verflechtung des Films in seinen kunsthistorischen Zusammenhängen für Publikum aufbereitet und zugänglich macht. Es gibt keinen Ort für die notwendige Repräsentation des modernen und aktuellen/zeitgenössischen Niveaus des Kinos in seinen intrakulturellen Zusammenhängen – ganz wie es das Publikum bei Bildender Kunst, Theater und Konzert als selbstverständlich empfindet. Auch diesem Bereich gilt es – neben film-/bildhistorischen, ästhetischen und thematisch-zentrierten Aspekten – für eine breite Öffentlichkeit erfahrbar zu machen“, heißt es im Antrag. „Das Filmkunsthaus will die Chance eröffnen, auch überregional Impulsgeber für filmische Entwicklung zu werden und einen wichtigen Akzent für die Kultur, Film- und Kreativwirtschaft in Leipzig zu setzen.“
Und dann noch der Hinweis auf gerade geendete Bewerberverfahren um die Gottschedstraße 16: „Die Cinémathèque e.V. sucht seit Jahren nach einem geeigneten Standort für ein Filmkunsthaus in Leipzig. Nach dem Scheitern beim Bieterverfahren für die Skala fordern wir die Stadt auf, sich zum Aufbau eines Filmkunsthauses zu bekennen und die Cinémathèque e.V. bei der Suche nach einem geeigneten Standort zu unterstützen.“
Die Meldung aus dem Grundstücksverkehrsausschuss:
Zukunft der ehemaligen Theaterspielstätte Skala gesichert
Der Grundstücksverkehrsausschuss der Stadt Leipzig hat in seiner gestrigen Sitzung dem Verkauf der ehemaligen Theaterspielstätte Skala in der Gottschedstraße 16 zugestimmt. Die Verkaufsvorlage für das städtische Grundstück war zuvor mit hoher Zustimmung in der Dienstberatung des Oberbürgermeisters, im Fachausschuss Kultur sowie im Stadtbezirksbeirat Mitte beraten worden. Erwerber ist die künftige Kulturstätten Jäger GmbH & Co. KG i. G. mit Sitz in Leipzig, der Kaufpreis beträgt 1,8 Millionen Euro.
„Durch den Verkauf zieht wieder neues Leben in die Skala ein – ein großer Erfolg für die Leipziger Kultur- und Kreativwirtschaft. Das Gebäude bleibt der Öffentlichkeit zugänglich, es wird erfolgreich an die kulturellen Traditionen des Standortes anknüpfen. Dafür schuf der Grundstücksverkehrsausschuss mit seiner gestrigen Entscheidung die Voraussetzung“, kommentiert Uwe Albrecht, Bürgermeister für Wirtschaft und Arbeit.
Der private Investor wird das Gebäude sanieren und die bisherigen Theaterräume im Erdgeschoss als feste Spielstätte an den Jazzclub Leipzig e. V. für Konzerte und Veranstaltungen vermieten. An spielfreien Tagen stehen die Räumlichkeiten anderen Künstlern und ihren Projekten zur Verfügung. Der angrenzende Gastronomiebereich soll als Jazzkneipe neu eröffnen.
Auch die übrigen Etagen werden vorwiegend kulturell genutzt. Der bereits ansässige Sächsische Verein zur Förderung des kulturellen Austausches nationaler und internationaler Tanz- und Theatergruppen e. V. (Festival euro-scene Leipzig) bleibt fester Bestandteil des Gesamtkonzeptes.
Hintergrund: Mit dem Beschluss A-00215/14-NF-002 Dauerhafte kulturelle Weiternutzung der ehemaligen Theater-Spielstätte Skala (V/A 509) hatte der Stadtrat festgelegt, dass die Skala wieder einer „dauerhaften kulturellen Nutzung zugeführt“ wird. Die Stadtverwaltung sollte dieses Objekt potenziellen Nutzern aus der Freien Szene gezielt für Erbbaurecht oder Kauf anbieten.
Auf die Ausschreibung des Objektes gingen ausschließlich Kaufangebote ein, es gab keine Nachfrage nach einem Erbbaurecht.
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