Sven Taddicken reüssierte beim Publikum mit Filmen wie „Emmas Glück“ und „Mein Bruder, der Vampir“. Nach siebenjähriger Schaffenspause hat der Autorenfilmer mit „Gleißendes Glück“ ein mitreißendes Beziehungsdrama inszeniert.
Helene Brindel (Martina Gedeck) fühlt sich vom Glück verlassen. Und von Gott. Und der Welt um sie herum. Die Mittfünfzigerin erträgt den fortwährenden Druck ihrer scheiternden Ehe nicht mehr. Ihr Mann Christoph (Johannes Krisch), aufbrausend und gewalttätig, betrachtet Helene nur noch als seinen Besitz. Von romantischer Zärtlichkeit kann längst nicht mehr die Rede sein.
Als die Hausfrau im Radio den Ratgeberautoren Eduard E. Gluck (Ulrich Tukur) hört, ist sie von dessen Theorien über das Glück auf Anhieb fasziniert. Sie liest sein neuestes Buch, schreibt ihm einen Brief und besucht ihn schließlich im fernen Hamburg. Dem ersten Treffen folgt ein Abendessen.
Schnell fühlen sich die beiden unterschiedlichen Menschen zueinander hingezogen. Helene begreift nur langsam, dass Gluck hinter seiner charmanten Fassade mit den eigenen Dämonen, seiner Sexsucht, zu kämpfen hat. Womöglich ist Helene der Schlüssel, um die Paraphilie zu besiegen? Doch was passiert, wenn Christoph von der geheimen Beziehung erfährt?
Der Plot klingt auf den ersten Blick nach einem flachen TV-Film. Sven Taddicken gelingt jedoch das Kunststück, den faden Stoff, der auf einem Roman von A.L. Kennedy beruht, mit zwei großartigen Darstellern in ein packendes Liebesdrama zu verwandeln, das geeignet ist, den Zuschauer an den Kinosessel zu fesseln.
Die große Schwäche des Films ist seine Hauptfigur. Martina Gedeck brilliert zwar darstellerisch in der Rolle der tapferen Hausfrau, die höchst widerwillig, angetrieben von ihrem christlichen Glauben, die Strapazen der kaputten Ehe erträgt. Der Figur mangelt es jedoch an Tiefe. Während wir über Eduard, hervorragend verkörpert von Tatort-Star Ulrich Tukur, immerhin erfahren, wo er studiert hat, bleibt Helenes biografischer Background in der horizontalen Beliebigkeit haften. Das Duo Gedeck und Tukur erweist sich in der Besetzung als wahrer Glücksgriff. Das Spiel der beiden Charakterdarsteller sorgt für knisternde Dauerspannung.
Dass Taddickens intensive Inszenierung bisweilen kammerspielartige Züge aufweist, führt dem Betrachter eine weitere Schwäche in der Umsetzung vor Augen, die nicht durch die inhaltlich starken Dialoge aus der Feder des Regisseurs und seiner Co-Autoren Stefanie Veth und Hendrik Hölzmann zu kompensieren ist. Das Dreiecksdrama funktioniert auf der Schauspielbühne vermutlich besser als auf der Kinoleinwand.
„Gleißendes Glück“ gehört bei aller Kritik aufgrund seiner starken Darsteller und Dialoge gewiss zu den besseren nationalen Produktionen des Kinoherbstes.
D 2016, Regie: Sven Taddicken, Darsteller: Martina Gedeck, Ulrich Tukur, Johannes Krisch, 102 Min, FSK 16
Filmstart ist der 20. Oktober, zu sehen in der Schauburg.
Offifzieler Trailer
Die Seite zum Film:
http://www.wildbunch-germany.de/movie/gleissendes-glueck
In eigener Sache – Wir knacken gemeinsam die 250 & kaufen den „Melder“ frei
https://www.l-iz.de/bildung/medien/2016/10/in-eigener-sache-wir-knacken-gemeinsam-die-250-kaufen-den-melder-frei-154108
Keine Kommentare bisher