Zum letzten Mal meldete sich am Mittwoch, 19. August, die Cinémathèque Leipzig als Cinémathèque Leipzig zu Wort und verkündete: Der von ihr initiierte Kreis zur Gründung einer Genossenschaft Filmkunsthaus eG hat am Montag, 17. August, fristgerecht sein Konzept für die Übernahme und Nutzung der Immobilie in der Gottschedstraße 16 beim Liegenschaftsamt der Stadt Leipzig eingereicht.

Schon bevor der Stadtrat bestätigte, dass das Haus in der Gottschedstraße mit der Auflage verkauft werden soll, es als Spielstätte zu erhalten, hatte die Cinémathèque Leipzig darum gekämpft, an diesem durch das Schauspiel Leipzig eingeführten Spielort neue Räume für die freie Szene zu schaffen. Entsprechend entsetzt war man, als das Kulturamt das Haus einfach so verkaufen lassen wollte, um damit einen Teil der neuen Spielstätte in den Räumen der ehemaligen Diskothek Schauhaus zu finanzieren. Das war dann sozusagen das Stopfen des einen Loches mit einem neu entstehenden Loch.

Der Stadtrat sah es dann anders und bestätigte im Frühjahr, dass zumindest versucht werden sollte, einem Akteur aus der Kulturszene hier die Gründung eines selbsttragenden Projekts zu ermöglichen.

Und genau das hat die jetzt in Gründung befindliche Genossenschaft vor. Sie hat das Ziel, den denkmalgeschützten Kulturort zu erwerben und als “Filmkunsthaus” als regional und überregional wirkenden Brennpunkt filmischen Schaffens kontinuierlich und zukunftsweisend zu entwickeln.

Die Initiative zur Gründung der Genossenschaft Filmkunsthaus eG ging aus einem vom Cinémathèque Leipzig e.V. initiierten Netzwerk von Unterstützern und Partnern aus der Kultur und der Kreativwirtschaft hervor. Vertreten sind u.a. der Filmverband Sachsen e.V., Celluloid Fabrik, AG Animationsfilm e.V., Gangart Werbung GmbH, DOK Leipzig, OSTPOL e.V., und viele weitere Institutionen und Einzelpersonen.

„Das Filmkunsthaus Leipzig soll kulturelle Lücken schließen und Stärken in der Leipziger Medienszene bündeln“, erklärt dazu Angela Seidel, Geschäftsführerin der Cinémathèque Leipzig e.V. und Teil der Initiative. „Gemeinsam und solidarisch können wir einen neuen Ort für Film und Kino der Zukunft gestalten und wirtschaftlich nachhaltig betreiben. Das ist eine große Chance für alle Beteiligten sowie für Leipzig insgesamt. Wir hoffen nun auf einen positiven Bescheid seitens der Stadt.”

Das Filmkunsthaus soll kulturelle/künstlerische und wirtschaftliche Partner aus dem Film- und Medienbereich unter einem Dach als Mieter in einem starken genossenschaftlichen Netzwerk zusammenführen. Ziel sei es, “durch intensive partnerschaftliche Vernetzung progressive Synergieeffekte und über die jeweiligen beruflichen Grenzen hinweg neue Horizonte für das Medium Film zu schaffen.”

Das vom Cinémathèque Leipzig e.V. betriebene Kino soll dabei das Herzstück des Filmkunsthauses Leipzig werden. Hier sollen anspruchsvolle Filme aller Genres laufen und Filme in Originalfassung mit Untertiteln gezeigt werden, die der Internationalität Leipzigs Rechnung tragen. Thematische Reihen, Festivals und kuratierte Projekte sollen häufiger und stärker als bisher spannende inhaltliche Akzente setzen und den Zuschauern erlauben, Kino immer wieder neu zu entdecken und zu diskutieren.

Das Konzept soll aber noch über den Kinobetrieb hinausgehen: Film- und Medienkunst liegt der Initiative ebenfalls am Herzen. Das “Filmkunsthaus” soll dafür viel Raum bieten: Ausstellungen, Medienlabore, Ateliers, Seminare und Sonderprojekte wie beispielsweise Artists-in-residence-Programme sollen spannende Gäste und neue (film)künstlerische Impulse aus aller Welt nach Leipzig holen. Umfangreiche medienpädagogische Angebote und Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene ergänzen das Konzept ebenso wie ein qualitativ hochwertiges gastronomisches Bar- und Restaurantangebot und Künstler_innenunterkünfte bzw. eine Pension im 4. Obergeschoss.

Die Entwicklung und das Management des Hauses sollen dann schon in Verantwortung der sich in Gründung befindenden Genossenschaft Filmkunsthaus eG erfolgen.

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