Bennett Miller interessiert sich fรผr die Abgrรผnde des (amerikanischen) Hochleistungssports. In "Moneyball" warf der Regisseur einen Blick auf die wirtschaftlichen Aspekte des Profi-Baseballs. Sein neuer Film "Foxcatcher" portrรคtiert das zwiespรคltige Verhรคltnis zwischen dem Olympiasieger Mark Schultz und seinem Fรถrderer John du Pont.

Ringer Mark Schultz (Channing Tatum), der 1984 Olympia-Gold gewonnen hat, steckt fest in einem eintรถnigen Kreislauf aus Training mit seinem Bruder Dave (Mark Ruffalo) und gelegentlichen รถffentlichen Auftritten. Der sportbegeisterte Multimillionรคr John du Pont (Steve Carrell) lรคdt den Athleten ein, in dessen Trainingsgruppe โ€œFoxcatcherโ€ an den Vorbereitungen fรผr die Olympiade 1988 teilzunehmen. Der Mรคzen hรผllt seinen Liebling in Luxus, treibt den Sportler aber zugleich unaufhรถrlich zum Training an. Nach mehreren vergeblichen Versuchen gelint es du Pont, auch dessen Mentor und Coach Dave auf das รผppige Anwesen zu locken. In Seoul nimmt der Druck auf alle Beteiligten weiter zu. Die Katastrophe scheint unausweichlich.

โ€œFoxcatcherโ€ beruht auf wahren Begebenheiten. David Schultz wurde am 26. Januar 1996 von John du Pont im Streit erschossen. Ein Gericht verurteilte den exzentrischen Millionรคr 1997 wegen Totschlags. Du Pont verstarb 2010 im Alter von 62 Jahren im Gefรคngnis. Bennett Miller hรคlt sich nicht stur an historische Fakten, sondern entschlieรŸt sich, wie schon in โ€œMoneyballโ€, zu einer eigenen, artifiziell aufgepeppten Version der Geschichte. So grรผndete Du Pont etwa das Trainingszentrum auf der Foxcatcher-Farm erst 1989, also nach den Olympischen Spielen in Seoul.

Als Bruder Dave (Mark Ruffalo, re) auf dem รผppigen Anwesen dazustรถรŸt, nehmen die Dinge einen unheilvollen Lauf. Foto: Koch Media
Als Bruder Dave (Mark Ruffalo, re) auf dem รผppigen Anwesen dazustรถรŸt, nehmen die Dinge einen unheilvollen Lauf. Foto: Koch Media

Sieht man von den historischen Ungenauigkeiten ab, die zweifelsfrei dramaturgischen Grรผnden geschuldet sind, offenbart der Film die dunklen Abgrรผnde des Leistungssports abseits der groรŸen Arenen. Die Gebrรผder Schultz sind keine Millionรคre, sondern mรผssen in den Achtzigern unter schlechten Bedingungen trainieren. Zweifelsohne sind die Randsportarten auf Fรถrderer angewiesen. An diesem Umstand hat sich bis heute nichts geรคndert. Der Mรคzen in Gestalt von John du Pont entpuppt sich als stinkreicher Sonderling. Der Millionรคr hat ausgefallene Hobbys: Vรถgel beobachten, Briefmarken sammeln und Ringen.

Schauspielerisch ist dieser Film groรŸes Kino. Steve Carell zeichnet ein ausdifferenziertes Bild von den seltsamen Charaterzรผgen des Grenzgรคngers, der sich final als Psychopath entpuppen wird. Channing Tatum spielt dagegen den guten Nachbarsjungen. Brav, reserviert, zurรผckhaltend. Mark Ruffalo portrรคtiert David Schultz als Familienmenschen, der auch mal aus der Haut fahren kann. Ein Wesenszug, der ihm zum Verhรคngnis werden wird. Im Gedรคchtnis bleibt auch Bennett Millers dezente, leicht unterkรผhlte Inszenierung. Kamera-Mann Greig Fraser fรคngt die Story in kalten, aber realistischen und mitunter schonungslosen Bildern ein. โ€œFoxcatcherโ€ kann deshalb getrost zu den seriรถsen Kinohighlights dieses Winters gezรคhlt werden.

USA 2014, R: Bennett Miller, D: Channing Tatum, Steve Carell, Mark Ruffalo, Sienna Miller, Vanessa Redgrave, 134 Min, FSK 12.

Filmstart ist der 5. Februar, zu sehen in den Passage Kinos.

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