Das amerikanische Kriegs-Epos ist wieder massentauglich. Sei es in der Fantasy-Variante Ć la "Pacific Rim" oder, wie bei "Herz aus Stahl", in der sich lose an historischen Fakten orientierenden Spielart. Anders als zuletzt in den Kassenschlagern von Kathryn Bigelow ("Zero Dark Thirty"), die auch von der Fachwelt gelobt und prƤmiert wurden, legt Action-Spezialist David Ayer ("End of Watch") den Fokus in seinem Panzer-Drama weniger auf starke Figuren, sondern auf Ć¼berzeugende Spezialeffekte.
Geschlagene 16 Jahre sind vergangen, seit Hollywood mit “Der Soldat James Ryan” den letzten guten Film Ć¼ber die Eroberung Westeuropas durch die alliierten StreitkrƤfte wƤhrend des Zweiten Weltkriegs in die Kinos brachte. Das Publikum wird sich weiter gedulden mĆ¼ssen. David Ayer tritt nƤmlich keineswegs in die FuĆstapfen von Steven Spielberg. Und Hauptdarsteller Brad Pitt ist nicht der nƤchste Tom Hanks.
Der Film handelt von der Besatzung eines Sherman-Panzers, den die Soldaten liebevoll “Fury” (dt. Wut) getauft haben. Der Groll des AnfĆ¼hrers der fĆ¼nfkƶpfigen Einheit, Don “Wardaddy” Collier (Brad Pitt), richtet sich zuallererst gegen die fanatischen SS-KƤmpfer. Immer wieder rĆ¼cken die MƤnner (u. a. Shia LaBeouf, Michael PeƱa, Logan Lerman und Jon Bernthal) mit ihrem GefƤhrt in feindliche Gefilde vor, wo sie ein Feind erwartet, der technisch und bisweilen auch personell besser ausgestattet zu sein scheint.
David Ayers Film ist ein Festessen fĆ¼r Freunde des saftigen Action-Kinos. Der Regisseur projiziert die amerikanische Version des Krieges auf die groĆe Leinwand. Die deutschen Soldaten agieren dĆ¼mmlich, aber absolut fanatisch. Die Amis dagegen kƤmpfen und sterben stets heroenhaft. Klischee und Pathos geben sich die Klinke in die Hand. Viel explodiert. Kriegsalltag und Panzerschlachten wirken lebensnah in Szene gesetzt.
Das Misshandeln und Tƶten von Kriegsgefangenen geht in diesem Film natĆ¼rlich in Ordnung. Zwei Szenen erwecken beim Zuschauer sofort Erinnerungen an GrƤueltaten der US-Soldaten in jĆ¼ngerer Vergangenheit, etwa wƤhrend des letzten Irak-Kriegs. Ayer hebt nicht den moralischen Zeigefinger, sondern legitimiert die ErschieĆungen in der Filmhandlung, indem er Protagonist Collier auf die SS-Zugehƶrigkeit der Betroffenen verweisen lƤsst. Die Darstellung mag der RealitƤt entsprechen. Kritik wƤre dennoch angebracht. Selbstjustiz ist auch in den Vereinigten Staaten ein Verbrechen.
Der Regisseur zeigt auch die hƤssliche Seite des “totalen Krieges”, den Josef Goebbels 1944 ausgerufen hatte: Kindersoldaten, Leichenberge, entsetzliche Wunden, Verbrennungen bei lebendigen Leibe. “Herz aus Stahl” ist kein Streifen fĆ¼r zarte GemĆ¼ter. Brad Pitt Ć¼berzeugt als stoischer Anti-Held. Logan Lerman, der einen blutigen AnfƤnger in Colliers Einheit verkƶrpert, befreit sich ein fĆ¼r allemal von seinem Milchbubi-Image. Shia LaBeouf bleibt auffallend unauffƤllig.
Trotz starker Momente knĆ¼pft “Herz aus Stahl” nicht an die Tradition groĆer amerikanischer Weltkriegs-Epen an, die 1998 mit “Der schmale Grat” und “Der Soldat James Ryan” ihr vorlƤufiges Ende gefunden hat. Ayer setzt mit zunehmender Spieldauer zu sehr auf Effekthascherei, verliert dabei aber die Entwicklung der Charaktere aus den Augen. Deshalb ist der Streifen vorzeigbare Kriegsaction. Dem Film fehlt die starke Antikriegs-Message, welche ein hervorstechendes Kriegsepos charakterisiert. Was Ć¼brig bleibt, ist ein durchschnittliches Darsteller-Ensemble mit zwei, drei Stars. AuĆerdem zielgerichtet eingesetzte Effekte, die die todbringende AtmosphƤre fĆ¼r 134 Minuten in den Kinosaal transportieren.
USA/GB/China 2014. R: David Ayer, D: Brad Pitt, Shia LaBeouf, Logan Lerman, 134 min, FSK 16.
Filmstart ist der 1. Januar, zu sehen im CineStar, Cineplex, Regina Palast und UCI Nova Eventis.
Die Seite zum Film:
www.herzausstahl-film.de/site
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