Manches geht dann doch etwas schneller, als selbst der Künstler dachte. Zum Dok-Film-Festival war Schwarwels neuer Trickfilm "1989 - Unsere Heimat, das sind nicht nur die Städte und Dörfer" schon einmal zu sehen. Und wer's verpasst hat, kann am Mittwoch, 5. November dabei sein. Dann gibt es im Zeitgeschichtlichen Forum die Filmpräsentation mit Rahmenprogramm "Sekt und Soljanka, Kuchen und Muckefuck".

Nach den beiden Trickfilmen zu den beiden 2013er Jubiläen – Wagner und Völkerschlacht – hat Schwarwel nun auch fürs Jubiläum des Jahres 2014, den 25. Jahrestag des Herbstes ’89 – einen Trickfilm gemacht, der die Ereignisse aus seiner Sicht ins Bild bringt.

Dieser Trickfilm erzählt semidokumentarisch die Ereignisse und die Geschichte der „Friedlichen Revolution“ in der DDR, die mit der Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989 in Leipzig ihren entscheidenden Wendepunkt nahm, hin zum Gelingen einer allumfassenden Wende, zum Mauerfall am 9. November und schließlich zur Wiedervereinigung Deutschlands 1990.

An diesem 9. Oktober wurde eine Staatsmacht durch den Willen der Menschen gebrochen und sie sah sich gezwungen, aus ihrer jahrzehntelangen Starre zu erwachen, um – viel zu spät – echte Demokratie zu wagen.

Bei der Entfaltung der Handlung setzen die Macher für ihre Dramaturgie alle Genres vom klassischen Funny-Trickfilm über Cartoons und politische Karikaturen bis hin zu semirealistischen und realistisch gestalteten Charakteren und Backgrounds ein, um trotz oder gerade wegen der teilweise niederdrückenden Geschehnisse, die in diesem Film thematisiert werden, beim Betrachter die Lust am Leben, am freien Erzählen und an unglaublichen Wendungen zu entfachen – denn genau das war auch Ziel der „Friedlichen Revolution“: Freiheit.

Die Filmemacher folgen dabei den Lebenssträngen zweier Figuren, deren Leben genauso einzigartig wie gleichzeitig archetypisch für die späte DDR und ihre Bürger waren: Mit all ihren Reglementierungen, Heilsversprechen und plumper Gleichschaltung gelang es der DDR-Führungsriege nie, die Persönlichkeit aus den Menschen in ihrem Land zu pressen – vielmehr erzeugte der Druck nur Gegendruck. Simple Physik.

Als Blaupause diente die Familienvita von Regisseur und Drehbuchautor Schwarwel, der als gebürtiger Leipziger und „engagierter Bürger“ selbst ein aktiver Teil der „Friedlichen Revolution“ war – wie so viele andere, die vor 25 Jahren ihre Arschbacken zusammenkniffen und sich jeden Montag trotzig auf dem Karl-Marx-Platz zusammenfanden, um der Hausverwaltung einfach nur mitzuteilen: „Wir bleiben hier!“.

Der Kurzfilm erzählt nicht nur, wie die DDR endete – er schafft auch spielerisch den Bogen bis zu ihren Anfängen, als Nazideutschland durch die Alliierten niedergerungen wurde und die Chancen für einen Neuanfang bei Stunde Null gegeben waren. Dabei versucht der Film – ganz im Gegensatz zu diesem reißerischen Aufmachertext – nicht zu werten und zu urteilen, sondern die Geschichte für sich sprechen zu lassen … und das mit möglichst vielen Stimmen.

Tatsächlich ist der Film nur 13 Minuten lang. Deswegen gibt es am 5. November noch ein bisschen was dazu: „Sekt und Soljanka, Kuchen und Muckefuck“ eben. Der Regisseur Schwarwel und das Trickfilm-Team sind mit dabei. Moderation: Corina Ries (info tv leipzig).

Grußwort: Winifred König (MDR). Und live zu erleben ist der Pop- und Goselpchor der ev.-luth. Kirchgemeinde Holzhausen unter der Leitung von Johannes Seger. Und ganz besonders live: Die zärtlichen Mauerbauarbeiter.

Der Film entstand in Koproduktion mit dem MDR und wurde gefördert durch die Mitteldeutsche Medienförderung, die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und die Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und Neue Medien.

Die Ausstrahlungen des Films im im MDR Fernsehen gibt es am Donnerstag, 6. November, 23:35 Uhr und am Sonntag, 9. November, 8:30 Uhr.

Termin zum Vormerken:
Mittwoch, 5. November, 18 Uhr im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig (Grimmaische Straße 6).

www.schwarwel.de

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