Petter (Aksel Hennie) und sein Bruder Knut (André Eriksen) sind Teil eines Teams von Tiefseetauchern, die Mitte der Siebziger für die norwegische Regierung arbeiten. Im Rahmen eines Versuchsprogramms sollen die Spezialisten ein neuartiges Gasgemisch austesten, das es ermöglichen soll, in extremen Tiefen zu überleben.

Als Knut bei einem Tauchgang tödlich verunglückt, kann sich Petter nicht mit der offiziellen Ursache, es sei ein tragischer Unfall gewesen, abfinden. Der Taucher beginnt, unangenehme Fragen zu stellen, stößt auf Ungereimtheiten und befindet sich plötzlich in großer Gefahr.

Norwegen ist heute dank seiner reichhaltigen Öl- und Gasvorkommen in der Nordsee eines der reichsten Länder der Erde. Kaum jemand weiß hierzulande, unter welch großen Risiken junge Männer ab Mitte der Siebziger in die Tiefe getaucht sind, um den Abbau der wertvollen Rohstoffe zu ermöglichen.
Das skandinavische Kino verpackt die unrühmliche Episode norwegischer Zeitgeschichte in einen spannenden Thriller. Der Filmemacher Erik Skjoldbaerg lieferte 1997 die Vorlage für Christopher Nolans erfolgreiches Remake “Insomnia”. Schon das Original wurde von Kritikern gefeiert. Der Regisseur drehte 2001 mit bescheidenem Erfolg das Hollywood-Drama “Prozac Nation”. Statt Blockbustern füllen vornehmliche norwegische TV-Produktionen und Werbespots Skjolbaergs weiteren Lebenslauf. Mit “Pioneer” ist der Norweger wieder im Thriller-Genre gelandet.

Der Film ist eine Hommage an das Kino der New-Hollywood-Ära. Skjolbaerg inszeniert einen Neo-noir, der sich an moderne Klassiker wie “Die Tiefe” und “Chinatown” anlehnt. Visuelle Höhepunkte sind die Unterwasserszenen. Die Tauchgänge sind klaustrophobische Seh-Erfahrungen. Die Kamera nimmt den Zuschauer mit in die engen Druckkammern, in denen die Taucher einerseits nach getaner Arbeit an die Oberfläche akklimatisiert werden. Andererseits absolvieren sie in den engen Stahlkabinen zur Vorbereitung auf die Tiefsee-Jobs lange Testtauchgänge, bei denen sie – wie Versuchskaninchen – den Experten in weißen Kitteln ausgesetzt sind.

“Pioneer” erzeugt nicht nur eine pessimistische Grundstimmung, die die volle Spieldauer durch den Saal zirkuliert. Der Thriller transportiert die finster wirkende Enge, der sich die Figuren ausgesetzt sehen, in den Kinosessel. Der Spannungsbogen bleibt bis zur Schlussszene erhalten. Ein “Happy End” ist dem Protagonisten (stark gespielt von Aksel Hennie) nicht vergönnt.

Norwegen/S/D 2013, R: Erik Skjoldbjaerg, D: Aksel Hennie, Wes Bentley, Andre Eriksen, Stephanie Sigman, 106 Min, FSK 12.

Filmstart ist der 30. Oktober, zu sehen in der Schaubühne Lindenfels.

www.farbfilm-verleih.de/filme/pioneer.html

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