Wie immer im fünfjährigen Bestehen war der Leipziger Ring für Demokratie der erste Preis des Festivals. Wegen des Reformationstags am Freitag rückte die Preisverleihung schon auf den Mittwoch vor. Freuen durften sich neben Filmemacherin Laura Poitras auch Produzent Dirk Wilutzki und Cutterin und Produzentin Mathilde Bonnefoy, die der L-IZ beim Empfang noch einiges über den Film um Edward Snowden und seine brisanten Informationen verrieten.
Die Jury würdigte den Dokumentarfilm als einen Beitrag zur Freiheit aller und stellte heraus, dass Edward Snowden durch seine Enthüllungen sein Leben und seine Freiheit aufs Spiel setzte, um auf Geheimdienstpraktiken aufmerksam zu machen. So wenig es an der Qualität des aufrüttelnden Werks zu zweifeln gibt, mit dem erhöhten Zuschauerzuspruch hatte sie nichts zu tun, denn wie immer blieb bis zur Bekanntgabe geheim, welcher der zwölf Filme das Rennen machen würde.
So waren die Produzenten und Laura Poitras angenehm überrascht “Die Bedeutung ist für mich auch nach Nominierungen für Emmies und einen Oscar hoch. Die Geschichte hier in Leipzig zeigt, dass, auch wenn es finster aussieht und vielleicht keine Veränderung der Verhältnisse in Aussicht ist, es doch einen Wendepunkt geben kann. Das kann ein Vorbild auch jetzt und heute sein”, sagte die Filmemacherin bei einer Pressekonferenz zum Film.”
Leider reiste die Regisseurin gesundheitlich angeschlagen nach Leipzig und zog sich vernünftigerweise in ihr Hotel zurück. Doch Dirk Wilutzki und Mathilde Bonnefoy erzählten gegenüber der L-IZ gerne über die Geheimhaltungsmaßnahmen, die den Film begleiteten um Snowden und andere Quellen nicht zu gefährden. “Der gesamte Schnitt lief auf einem Computer, der zu keiner Sekunde eine Verbindung zum Internet hatte”, gab Bonnefoy einen Einblick in die Arbeit. “Außerdem schickten wir untereinander nur verschlüsselte E-Mails und verschlüsselten auch alle Festplatten mit einer der älteren und somit noch sicheren TrueCrypt-Versionen.”
Denn auch sie konnten recht sicher sein, dass sie mit der Gastfreundschaft für Laura Poitras ins Visier der Geheimdienste gerieten. Dirk Wilutzki fügte hinzu: “Zuhause haben wir tatsächlich, wenn es um wichtige Entscheidungen ging, auf Zettel geschrieben, die wir dann verbrannten.” Eine Paranoia, die der der Geheimdienste leider in nichts nachsteht und die in einer demokratischen Gesellschaft nicht notwendig sein sollte. Das Ehepaar war zudem wütend über die Praktik der sogenannten “National Security Letters” in den USA, mit denen Anbieter des E-Mail Dienstes Lavabit zur Aufgabe genötigt wurden, wie im Film zu sehen ist. Die Wahl, die Schlüssel zur Kommunikation der Kunden auszuhändigen und darüber absolutes Stillschweigen zu bewahren oder eine Haftstrafe auf sich nehmen zu müssen, ließ den Gründer den für ihn ethisch richtigen Weg gehen, den Dienst einzustellen und seine Kunden so vor den Maßnahmen der NSA zu schützen. Möglicherweise ereilte die Entwickler von TrueCrypt im Frühjahr das gleiche Schicksal, denn seitdem liegt das Programm auf Eis.
Wobei der Film eindrucksvoll zeigt, dass der britische Geheimdienst es noch wilder treibt als die Verbündeten, da er Befugnisse hat, die selbst die NSA für US-Bürger nicht bewilligt bekommt. Die Perversion der Bespitzelung durch die eigenen Regierungen wird im Film noch einmal geballt deutlich, doch es gibt einen Hoffnungsschimmer. Gegen Ende des Films wird deutlich, dass es weitere Informanten gibt, die bereit sind, für sie selbst gefährliches Material zu veröffentlichen. Es geht um die Drohnenangriffe der USA, die aus Ramstein in Deutschland koordiniert und wohl auch gesteuert werden, eine Thematik die seit einigen Wochen die Medien beschäftigt. Und es dürfte noch nicht alles bekannt sein in dieser Sache, auch das lässt der Film ahnen.
Link zur Seite des Films:
https://citizenfourfilm.com/about
Eine Liste zu Schutzmaßnahmen gegen das Ausspähen von Daten (Englisch, deutsche Fassung in Arbeit)
https://ssd.eff.org
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