Nachdem am Sonntag, 19. Januar am jungen Abend die erste Sendung "Olaf verbessert die Welt" (MDR) über die Mattscheiben geflimmert war, stellte sich eine entscheidenden Frage: Was war das? Schon nach 16 Minuten drängte sich die Frage auf, wie es der Betroffenheitslyriker aus Dresden über einen so langen Zeitraum hinbekommen kann, nicht einen Funken Inhalt zu präsentieren.
Neben trashigen Showeinlagen, die eben so inhaltsleer wie mitleiderregend waren, ergießt sich Schubert in ewigen Wortschleifen darüber, was alles getan werden soll. Na dann bitte! Getan wurde dann doch relativ wenig. Neben gelegentlichen Besuchen im Showlabor, in dem Volker Michalowski (bekannt aus der Sat1 Comedysendung Zack!) Erfindungen erfinden wollte, die der Nachhaltigkeit und dem Umweltschutz dienlich sind, war vom Tun nicht viel zu sehen. Eine Käseschnitte, die den Ölteppich der Meere aufsagen kann, war in diesem Zusammenhang noch das Belustigendste, was erfunden wurde. Spaßig war auch die Umfrage, welches Tier aussterben soll. Zur Wahl standen der Pandabär oder die Nacktschnecke.
Ein fiktives Online-Ranking, dass, wie konnte es anders sein, am Ende nicht aufgelöst werden konnte, weil die Grafik den Rahmen der Leinwand sprengte, bestätigte nur, was ohnehin schon lange feststand: Ernst kommt heute keine Treppe runter. Warum auch?
Stattdessen kamen die Gäste via Fahrstuhl, um sich mit dem Showmaster über Belangloses zu Unterhalten. Judith Holofernes (ehemals Wir sind Helden) las Tiergedichte vor und präsentierte Produkte die durch sogenanntes Upcycling hergestellt wurden. Der allseits bekannte Aussteiger Öff Öff schwadronierte über die Missstände unserer globalisierten Welt, wurde dabei aber immer durch den dazwischenquakenden Schubert unterbrochen. Abwesenheit von Sinn, nicht Unsinn dominierte.
Auch eine Umfrage in der Dresdner Innenstadt, bei der die Menschen gefragt wurden, welche Probleme sie haben, führte zu dem Schluss, dass niemand Probleme zu haben scheint. Und das, obwohl Schubert sogar Lösungen für Probleme habe, die es noch gar nicht gibt. Die Verbesserung der Welt machte sich damit überflüssig – und damit auch die Show selbst. In manchen Momenten, vor allem dann wenn es um das Sparen von Strom geht – Schubert empfiehlt das Leisemachen des TV-Gerätes bei gleichzeitiger Steigerung seiner Stimme – hätte man besser abschalten und beginnen sollen, Marxs Kapital zu lesen.
Sollte sich aber doch ein tieferer Sinn hinter dem ganzen Ulk verbergen, was angesichts mitteldeutscher Mittelmäßigkeit des Senders nur schwer zu glauben ist, dann ist an diesem Abend eigentlich etwas Großartiges passiert. Schubert zeigt wie sinnlos und inhaltsleer das ganze mediale Unterfangen der Verbesserung ist. Es gibt kein richtiges Leben im Falschen. Damit hält er dem ganzen Medienbetrieb, der mit Spendengalas, Ernährungsformaten usw. an der Erhaltung des Status quo fleißig mitwirkt, den Narrenspiegel vor. Das ist nicht leicht zu ertragen. Und so ist am Ende der Show auch klar: Olaf verbessert die Welt nicht, aber er macht sie unerträglich transparent in ihrer Fragwürdigkeit.
Das ist schon mal was.
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