Karl-Friedrich und Tilman König sind Teil der Kinogruppe cinemabstruso, die unabhängig Filme produziert. Schon 2006 sorgten sie mit ihrer Groteske "Sikumoya-Der schwarze Nazi" in Leipzig für Aufsehen. Nun schreiben sie von dem Traum, diesen Film in größerem Stil neu zu produzieren und damit ein Stück weit gegen Alltagsrassismus vorzugehen.

Fangen wir mal so an: wir träumen schlecht! Nicht nur, aber auch. Gründe für schlechte Träume gibt’s ja genug: persönlicher und gesellschaftlich erzeugter Leistungsdruck, eigene Schwächen oder auch die ganzen schrecklichen Sachen, die weltweit “passieren” wie z. B. der alltägliche Rassismus. Dahinter stehen nicht nur “die Nazis” sondern charakterliche Dispositionen und Einstellungen von ganz normalen Menschen, die im Konzept der “autoritären Persönlichkeit” von Adorno bestens zusammengefasst wurden.

Durch Rassismus und autoritäre Persönlichkeiten kriegt man aber nicht nur schlechte Träume und Wut, sondern in der Umkehrung auch mal den Traum, dass alles besser sein könnte. Aber wie? Diskutieren, informieren, engagieren! Und darüber hinaus? Als Filmemacher könnte man doch sogar einen Film drehen mit dem Thema Nazis und Rassismus. Aber keinen Film, den eh niemand sehen will. Nein! Was Neues, was Krasses, Was Witziges und Entlarvendes.

Und so träumen wir schon lange von unserer Filmgroteske “Der schwarze Nazi”. Vor drei Jahren wurden wir mit der Idee für die Regieweiterbildung TP2-Talentpool ausgewählt. Im Juli haben wir mit großem Team, vielen Schauspielern und Massenszene einen Trailer gedreht. Und im Sommer 2014 ist es nun endlich soweit- der Dreh für unseren Langspielfilm beginnt!

In Kurzfassung geht es im Film um den Kongolesen Sikumoya, der sich unter Druck von Rassismus und Vorurteilen immer stärker an die sogenannte “deutsche Kultur” anpasst und doch nie Anerkennung findet. Schließlich bricht er zusammen und eine Metamorphose findet statt. Sikumoya ist jetzt der “deutscheste aller Deutschen”, er ist “Der schwarze Nazi”.
Ein Schwarzer überholt jetzt also die Neonazis einfach mal von rechts und beginnt ihnen Teile ihrer Ideologie streitig zu machen. Dabei steigert er ihre Forderungen so sehr ins Absurde, dass sie diesen selbst nicht mehr Genüge tragen. Ob es sich um amerikanische Handys, um sächsischen Akzent, der die deutsche Sprache verunreinigt oder um Textschwächen bei deutschen Volksliedern handelt. Mit den Stilmitteln der Groteske- in unserem Fall einer Mischung aus Umkehrung, Satire und Dokumentation- wollen wir den plumpen Rassismus entlarven, der sich hinter dem konstruierten Bild des Fremden, der grundsätzlich nicht in unsere Kultur passe, verbirgt.

Aber Stopp! Schon wieder schlechte Träume. Einen Monat Drehzeitraum mit 30-köpfigen Team, 20 Schauspielern und 50 Komparsen. Wer soll das alles bezahlen? Also los: Förderanträge stellen und ein Sponsoringkonzept machen. Viel Arbeit, viel Druck und die bange Frage ob gefördert wird oder nicht. Doch was ist, wenn alle absagen?

Dann ist uns “Crowdfunding” eingefallen – das Thema hat doch Relevanz und die Geschichte lässt aufhorchen. Also starten wir nun im Februar 2014 eine große Crowdfundingaktion auf “VisionBakery”, bei der alle Interessierten unser Projekt unterstützen können. Und jetzt träumen wir wieder: dass wir die Technikmiete, die Fahrtkosten und einen Monat Essen für 50 Leute bezahlen können. Wir träumen von der Realisierung unseres Films aber auch davon, etwas besser zu machen.

Denn mit der unkonventionellen Herangehensweise an das Thema wollen wir auch jüngere Leute und bildungsferne Schichten erreichen. Gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern planen wir neben der deutschlandweiten Kinotour auch eine Auswertung vor Schulklassen und in soziokulturellen Zentren mit anschließender Diskussion. Dabei sind dann nicht nur Regie und Hauptdarsteller, sondern auch Leute aus Asylbewerberheimen vor Ort, die den Zuschauern von Mensch zu Mensch erzählen können, was es bedeutet Opfer von Rassismus zu sein. Und wenn man an Schneeberg, Greiz oder auch Leipzig denkt, könnte dadurch vielleicht schon einiges verbessert werden …

http://derschwarzenazi.de

www.cinemabstruso.de
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Die schönsten “Leipziger Träumereien” werden in den kommenden Tagen hier auf L-IZ.de von heute bis Januar zum Jahresstart 2014 veröffentlicht. Wir freuen uns auf alle Wünsche, Träume und Ideen – in der Länge der Beiträge gibt es kein Limit. Senden Sie gern auch Fotos, Impressionen oder andere Bildeindrücke mit. Ein Foto von einem selbst ist ausdrücklich nicht zwingend nötig.

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