Wilhelm Reich (1897 - 1957) war schon zu Lebzeiten eine höchst streitbare Person. Von den Nazis verfolgt, emigrierte der Psychoanalytiker mit jüdischen Wurzeln 1939 in die USA. Dort sah sich der Kommunist nach dem Krieg erneut politischer Verfolgung ausgesetzt. Filmemacher Antonin Svoboda bringt ein bemerkenswertes Portrait des Sexualforschers ins Kino.
Der Regisseur beleuchtet binnen gut zwei Stunden die schillernden Facetten des Erfinders der umstrittenen “Ogonomie”. Die Suche nach der Energie des Lebens wird von der amerikanischen Gesundheitsbehörde torpediert. Der Widerstand gegen das ausgesprochene Denkverbot während der McCarthy-Ära bringt den Wissenschaftler hinter Gitter, wo er schließlich unter ungeklärten Umständen stirbt. Ein Jahrzehnt später avanciert der Österreicher zur Ikone der 68er-Bewegung.
Mit Klaus Maria Brandauer konnte Svoboda für seinen Film einen der besten Schauspieler im deutschsprachigen Raum gewinnen. Der Österreicher spielt Reich einfühlsam, aber mit der gebotenen Distanz. Svobodas Drehbuch kreist mondartig um die zentralen Fragen von Reichs Lehre: Orgasmus-Theorie, Orgon-Therapie, Cloudbuster.
Der Regisseur, der 2009 bereits eine TV-Dokumentation über Reich produzierte, stellt dessen Thesen zur Debatte. Zugleich hinterfragt er kritisch den mehr als fragwürdigen Umgang von Reichs amerikanischen Zeitgenossen mit dem querulanten Wissenschaftler. In Zeiten von NSA und Prism-Skandal keine falsche Entscheidung.
Österreich 2012, R: Antonin Svoboda, D: Klaus Maria Brandauer, Jeanette Hain, Julia Jentsch, Birgit Minichmayr, Jamie Sives, Gary Lewis, David Rasche, 110 Min, FSK 12.
Filmstart ist der 5. September, zu sehen in der Schauburg.
Die Seite zum Film:
www.reich-derfilm.de
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