David Gordon Green verbrachte Kindheit und Jugend in Texas. Als verheerende Brände 1988 weite Teile des Waldbestands im "Lone Star State" vernichteten, war der Filmemacher gerade einmal elf Jahre alt. Die Katastrophe scheint sich nachhaltig in das Gedächtnis des Künstlers eingebrannt zu haben.
Nach seinen Mainstream-Komödien “Pineapple Express” (2008) und “Your Highness” (2011) widmet sich der Regisseur wieder dem Indie-Film. Die Arthouse-Sparte bescherte ihm 2003 mit “All The Real Girls” immerhin in Sundance den Spezialpreis der Jury. Sein neuestes Machwerk, “Prince Avalanche”, heimste bei der Berlinale den Silbernen Bär für die beste Regie ein.
Der Streifen handelt von Alvin (Paul Rudd) und Lance (Emile Hirsch). Die beiden Männer, der eine Mitte 40, der andere Anfang 20, haben die öde Aufgabe, eine schier endlose Straße mit neuen Pfosten und gelben Mittelstreifen zu verzieren. Mitten im abgebrannten Wald, irgendwo in der texanischen Einöde.
Alvin, der bei der Katastrophe seine Familie verloren hat, grübelt ständig und schreibt seiner neuen Liebe Madison lange Briefe. Lance hat er nur unter seine Fittiche genommen, weil er ihr Bruder ist. Schon bald gehen sich die konträren Typen auf den Geist.
Green inszeniert auf hohem künstlerischem Niveau eine Tragikomödie über zwei Männer, denen die Frauen fehlen. Eineinhalb Stunden reden, debattieren, streiten sie über ihre großen Lieben, sehen sich nach Veränderung und Neubeginn. Der Zuschauer taucht tief in ihre Gedankenwelt ein, nimmt Anteil, lacht und leidet mit. In beeindruckenden visuellen Kompositionen führt der Regisseur dem Betrachter ganz nebenbei die fatalen Auswirkungen der Waldbrände vor, die jedes Jahr im amerikanischen Süden grassieren.
Liebe, Sehnsucht, Hoffnung lauten die Leitmotive, vor denen Green seine Fabel ausbreitet. Dass der Film eine Neuinterpretation des isländischen Movies “Either Way” darstellt, bemerkt der Zuschauer Dank Greens Veränderungen nur, weil der Vorspann es erwähnt. Das Duo Rudd/Hirsch hätte Green kaum besser casten können. Die beiden Hauptdarsteller agieren routiniert, harmonisch, abgeklärt. “Prince Avalanche” ist großes Gefühlskino. Melancholisch, geradlinig, schnörkellos. Hut ab!
USA 2013, R: David Gordon Green, D: Paul Rudd, Emile Hirsch, 94 Min, FSK 6.
Filmstart ist der 26. September, zu sehen in den Passage Kinos.
Die Seite zum Film:
www.princeavalanche-film.de
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