Vor diesem Mann sollten Sie sich in Acht nehmen. Jack Reacher (Tom Cruise) nimmt das Gesetz selbst in die Hand. Seit 1997 hat Lee Child 17 Bände über den Ex-Militärermittler geschrieben, der alleine durch die USA streift und ganz nebenbei Mordkomplotte und Verschwörungen aufdeckt. Was nach großem Stoff für Hollywood klingt, entpuppt sich in der Adaption als mittelmäßiges Genre-Movie.

In einer Kleinstadt in Indiana werden auf offener Straße fünf Menschen exekutiert. Weil alles gegen ihn spricht, wird kurz nach der Tat der ehemalige Scharfschütze James Barr (Joseph Sikora) verhaftet. Der Fall scheint gelöst. Doch statt die Tat zu gestehen, um der Giftspritze zu entgehen, verlangt der Verdächtige nach Jack Reacher. Der ehemalige Militärermittler ist als zynischer Einzelgänger noch immer auf Verbrecherjagd. In dieser Eigenschaft hatte er Barr im Irakkrieg kennengelernt. Der Sniper erschoss kaltblütig vier Zivilisten, wurde jedoch aus politischen Gründen nicht bestraft. Damals hatte ihm Reacher geschworen, den Mörder irgendwann doch noch hinter Gitter zu bringen.

Dass ausgerechnet er ihm nun helfen soll, scheint dubios. Mit Barrs junger Anwältin (Rosamund Pike) macht sich Reacher widerwillig ans Werk. Schon bald erkennt der notorische Schnüffler, dass er einem Komplott auf der Spur ist, in dem der ehemalige Sowjet-Gefangene “The Zec” (Werner Herzog) eine Schlüsselrolle spielt.
Bereits die Ankündigung, den Band “Sniper” unter dem schlichten Titel “Jack Reacher” mit Tom Cruise zu verfilmen, sorgte unter den vielen Fans für helle Aufruhr. Zu Recht. Denn die Romanfigur ist 1,96 Meter groß, wiegt über 100 Kilo und hat grellblaue Augen. Cruise, grün-grauäugig, kommt nur auf 1,70 Meter. Nicht nur die Besetzung der Titelrolle dürfte die Anhänger verstimmen. Christopher McQarrie inszeniert den Thriller als gähnend langweiliges Genre-Movie. Echte Überraschungen braucht man bei einer Romanadaption wirklich nicht erwarten.

Doch McQuarries Inszenierung erinnert stark an Durchschnittsthriller der 80er- und 90er-Jahre. Keine innovative Kameraführung, ein platter, geradliniger Erzählstrang, kein cooler Soundtrack. Von guten Schauspielern ganz zu schweigen. Tom Cruise macht seinen Job solide, aber bei weitem nicht oscarverdächtig. Rosamund Pike ist nicht mehr als ein netter Sidekick. Robert Duvall ist als kauziger Army-Veteran nett anzusehen. Die besten Szenen gehören allerdings Werner Herzog. Der deutsche Regisseur mimt in wenigen Auftritten einen der kaltherzigsten Bösewichte des noch jungen Kinojahres. Hut ab! Schade nur, dass sich seine Qualitäten nicht auf das Gesamtniveau des Films übertragen lassen.

USA 2012, R: Christopher McQuarrie, D: Tom Cruise, Rosamund Pike, Robert Duvall, Richard Jenkins, Werner Herzog, 130 min, FSK 16.

Filmstart ist der 3. Januar, zu sehen im CineStar, Cineplex, Regina Palast und UCI Nova Eventis.

Die Seite zum Film:
www.jackreacher.de

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