Nachdem Denzel Washington zuletzt mit seinen Auftritten in den Action-Krachern "Unstoppable" und "Safe House" das Popcorn-Publikum bediente, ist der Hollywood-Star in "Flight" endlich wieder in einer ernsten Rolle zu sehen. Regie-Legende Robert Zemeckis ("Forrest Gump", "Cast Away") kürte den 58-Jährigen zum Hauptdarsteller seines ersten Real-Films seit zwölf Jahren.

“Flight” erzählt die bewegende Geschichte des Piloten Whip Whitaker (Denzel Washington). Als sein Jet abstürzt, erlangt der Captain mit einem waghalsigen Manöver die Kontrolle über die trudelnde Maschine zurück. Mit einer Notlandung bewahrt er zig Passagiere vor dem sicheren Tod.

Die Öffentlichkeit feiert Whip als Held. Niemand sonst hätte die Maschine landen können. Doch die Ermittlungen der Flugsicherheit werfen ein anderes Licht auf den Lebensretter. Whitaker hatte vor dem Flug Drogen genommen und sich vor dem Absturz einen Schnaps gegönnt. Er muss sich entscheiden. Zwischen einer Lüge, um Ruf und Job zu retten, oder der Wahrheit, die ihn hinter Gitter bringen wird.
Zemeckis kreiert das Paradebeispiel des amerikanischen Helden, und lässt ihn rasch zum Antihelden mutieren. Eine beeindruckende Wendung, die der Regisseur in verstörenden Bildern festhält. Wir sehen Whitaker beim Sex mit der Prostituierten vor dem Abflug. Beim Konsumieren von Drogen. Beim Entsorgen seiner zahlreichen Alkoholvorräte nach der Entlassung aus dem Hospital. Und beim erneuten Griff zur Flasche. Keine Frage. Dieser Mann hat nicht nur etwas zu verbergen, sondern möchte uns etwas mitteilen.

Denzel Washington läuft in seiner Charakterrolle wieder einmal zu Bestform auf. Sein Whitaker ist irgendwo zwischen Jetlag, Drogenexzess und jeder Menge Selbstmitleid zu verorten. Eine tragische Figur, wie sie nur das amerikanische Erzählkino erzeugen kann. Zemeckis Meisterleistung besteht wieder einmal darin, aus der Geschichte eines scheinbaren Nobodys eine Parabel über den modernen Zeitgeist zu formen. Termindruck und Dumpinglöhne sind in Cockpits längst keine Seltenheit mehr. Dass angesichts dieser Rahmenbedingungen jemand zur Flasche oder anderen Wundermitteln greift? Wohl nur eine Frage der Zeit. Wer den Mut zur Wahrheit hat, wird bitterböse sanktioniert. Nicht nur in den USA. “Flight” ist ein klasse inszeniertes Melodram, das die Ausbeutung der Maschine Mensch treffend auf den Punkt bringt. Kurzweilig, fesselnd, dramatisch. Fazit: Sehenswert.

USA 2012, R: Robert Zemeckis, D: Denzel Washington, Nadine Velazquez, 138 Min, FSK 12.

Filmstart ist der 24. Januar, zu sehen im CineStar, Regina Palast und UCI Nova Eventis.

Die Seite zum Film:
www.flight.studiocanal.de/#start

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