Fünf Studenten machen in einer abgelegenen Hütte im Wald Urlaub. Obwohl sie ein alter Mann an der Tankstelle vor einer drohenden Gefahr warnt, beginnt ihre Auszeit unbeschwert. Was sie nicht ahnen: Sie werden aus der Ferne von zwei Fremden auf Schritt und Tritt überwacht. Die beiden Schlipsträger Mitte vierzig spielen mit ihnen ein tödliches Spiel.
Wer jetzt meint, das hätte man bereits so oder so ähnlich irgendwann gesehen, wird sein blaues Wunder erleben. Das muntere Stalker-Spielchen entwickelt sich nicht nur zu einem Überlebenskampf der Extraklasse, sondern liefert auf der Metaebene eine mögliche Antwort auf die Faust’sche Frage, was die Welt im Innersten Zusammenhält. Vor dem Hintergrund der internationalen Finanzkrise kämpfen fünf Wirtschaftsstudenten gegen das ultimative Böse. Der Athlet, das Superhirn, der Kiffer, die Verliebte und die Jungfrau. Fünf Charaktere, ausnahmsweise mit halbwegs fähigen Schauspielern besetzt, treten gegen eine Gefahr an, welche wir uns bisher in selbst unseren kühnsten Alpträumen nicht vorzustellen vermochten.
Drew Goddard, Autor von “Cloverfield” sowie diversen “Lost”- und “Alias”-Episoden, gelingt mit “The Cabin in the Woods” ein Meilenstein des Genres. Sein Film besticht nicht durch ein sauberes Handwerk à la Stanley Kubrick, sondern durch seine Konsequenz, die Story bis zum denkbar grausamsten Ende zu erzählen. Eine Fortsetzung verbietet der in sich geschlossene Plot per se. Das ist gut so. Allzu häufig verwässerte Hollywood in den vergangenen drei Dekaden kassenträchtige Stoffe, saugte ihnen den letzten Tropfen Blut aus, warf sie schließlich auf den Trash-Flohmarkt.
Schon deshalb ist das Gruselkino ein höchst streitbares Genre. Ein Markenzeichen: Sehr wenige gute Werke heben sich von der schier endlosen Fülle von 08/15-Mist ab. Viele Geschichten sind im Laufe der Filmgeschichte bereits erzählt worden. Das Publikum dürstet nach neuen Inhalten. Dummerweise wachsen gute Stoffe nicht wie Blätter an Bäumen. Also legt Hollywood bekannte Themen jedes Jahr aufs Neue neu auf.
Goddards Film ist anders. Der Regisseur verknüpft im Grand Finale vorzeitliche Mythen mit zeitgemäßem Horror-Trash. Die Story erinnert unfreiwillig an den französischen Geheimtipp “Martyrs” und Stephen King’s Roman “Es”. Zwei Fragen drängen sich auf: Wie viel Schmerz kann ein Mensch ertragen? Existiert hinter dem Bösen etwas noch böseres?
Goddard liefert unterhaltsame Antworten. Nebenbei nimmt der Filmemacher das Genre aufs Korn. Etwa wenn die mysteriösen Beobachter Wetten darauf abschließen, welche Monster ihre Opfer herbei beschwören. Schon lange nicht mehr durfte man in einem Horrorfilm so viel lachen. Oder wenn sie geschickt eine Liebesszene arrangieren, weil sie scharf auf nackte Tatsachen sind. Bei allem Humor: “The Cambin in the Woods” ist nichts für schwache Nerven. Im Finale fließt kanisterweise Filmblut. Für Goddard schlicht ein Stilmittel. Mehr nicht. Wer einen Gewaltporno erwartet, sieht sich besser in der Erwachsenenvideothek um.
USA 2012, R: Drew Goddard, D: Kristen Connolly, Chris Hemsworth, Anna Hutchison, 95 Min, FSK 16.
Filmstart ist der 6. September, zu sehen im CineStar und UCI Nova Eventis.
Die Seite zum Film:
www.thecabininthewoods.de
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