Treuhand - ein Schlagwort, hinter dem sich der wohl größte Wirtschaftsskandal der Nachwendezeit verbirgt. Profithungrige Wessis wanderten nach der Wiedervereinigung in den Osten aus, steckten ihre Claims ab, rissen DDR-Betriebe an sich. Der Journalist Dirk Laabs hat eine Doku über die Geschichte der umstrittenen Behörde gedreht, die die Privatisierung "volkseigener" Firmen abwickeln sollte.
“Goldrausch – Die Geschichte der Treuhand” startet unter schwierigen Vorzeichen. Denn Laabs hat nach heftigem Disput seinen Namen von dem Streifen zurückgezogen. Ihm gefiel die Schnittfassung nicht, die Verleih und Produzenten über seinem Kopf hinweg in die Kinos bringen wollten. Zugegeben: Fesselnde Kost ist der Streifen nicht. In träger Manier zeichnet der Film die Historie der Treuhandanstalt nach.
Treuhanddirektoren, DDR-Bürgerrechtler, Volkskammer-Abgeordnete. Laabs lässt zahlreiche Beteiligte zu Wort kommen. Aus Archiven hat er historische Filmaufnahmen ausgegraben, die den Zuschauer zu einer kleinen Zeitreise einladen. Der Rechercheur, der im Frühjahr schon ein Buch über seine Recherchen auf den Markt gebracht hat, skizziert im Schnelldurchlauf, wie eine Behörde in rasanter Zeit 256 Milliarden Mark an Schulden anhäufte. Und wie die Verantwortlichen größtenteils ungestraft davon kamen.
Das macht aus heutiger Sicht nachdenklich. Gedankliche Brücken zur Banken- und Euro-Krise sind schnell geschlagen. Ist ein Kapitel deutscher Geschichte dabei, sich zu wiederholen? “Goldrausch” ist ob gewisser Parallelen zur Tagespolitik ein wichtiger Film. Wegen seiner staubtrockenen Erzählweise leider ein Nischenprodukt statt ein packender Wirtschaftskrimi. Schade.
Deutschland 2011, Dokumentarfilm, mit: Klaus Klamroth, Gerd Gebhardt, Matthias Artzt, 94 Min.
Filmstart ist der 30. August, zu sehen in der Schaubühne Lindenfels.
Die Seite zum Film:
www.realfictionfilme.de/filme/goldrausch/index.php
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