Der Norweger Jo Nesbø ist hierzulande vor allem durch seine Krimis bekannt geworden. In den meisten sieht sich sein Komissar Harry Hole, alleinstehender und alkoholkrank, mit brutalen Mordfällen konfrontiert, die ihn tief in soziale Abgründe führen. Gesellschaftskritik und Krimi. Spätestens seit Henning Mankells Wallander-Reihe ist dieser Mix auch in Deutschland ein Kassengarant.

Hat ein Autor erst mal die internationalen Bestseller-Listen erobert, steht die ideenlos gewordene Filmindustrie meist schon Schlange. Um Nesbøs Hole-Reihe machte die Branche trotz Millionenauflagen bisher einen Bogen. Das Kino hat den Skandinavier dennoch für sich entdeckt. “Headhunters” erzählt die Geschichte zweier skrupelloser Ganoven, die sich eine Hatz auf Leben und Tod liefern.

Das Leben von Roger Brown (Aksel Hennie) scheint perfekt: Der Headhunter ist erfolgreich, verheiratet und besitzt eine traumhafte Villa. Was niemand ahnt: In seiner Freizeit jagt der Mittdreißiger ganz andere Köpfe. Seinen Lebensstil finanziert er, indem er die Kunstwerke seiner Klienten raubt. Als er für ein GPS-Unternehmen einen neuen Geschäftsführer finden soll, lernt er den Geschäftsmann Clas Greve (Nikolaj Coster-Waldau) kennen. Während die Männer ins Geschäft kommen, erfährt Brown nebenbei, dass Greve ein verloren geglaubtes Gemälde von Rubens besitzt. Der Räuber sieht die Chance für einen letzten großen Coup, der all seine Geldprobleme auf einen Schlag lösen soll. Zwar gelingt ihm der Diebstahl. Doch rasch merkt er, dass er in Greve einen ebenbürtigen Gegner gefunden hat. Eine brutale Verfolgungsjagd beginnt.
Nach dem Ende der “Millenium”-Trilogie ist der Skandinavienkrimi endlich wieder zurück auf der Leinwand. Die Produzenten sind dieselben, die Qualität stimmt. Regisseur Morten Tyldum, bisher nur Kennern mit des skandinavischen Kinos mit “Buddy” (2003) und “Der Wolf – Gefallene Engel” (2008) bekannt, darf mit “Headhunters” seinen internationalen Durchbruch feiern. Hauptdarsteller Aksel Hennie zählt zu den profiliertesten Schauspielern Norwegens. Ihm gelingt das Kunststück, seiner äußerlich kalten Figur feinste Charakterzüge einzuhauchen. Der Däne Nikolaj Coster-Waldau verkörpert Greve als gnadenlosen Karrieristen, der im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen geht. Auch Newcomerin Synnøve Macody Lund macht als Rogers Frau Diana einen ordentlichen Job.
“Headhunters” ist ein düsteres Kammerspiel in den Weiten Norwegens. Berauschende Landschaftsbilder wechseln sich ab mit Szenen brutalster Gewalt. Die Verrohung unserer Gesellschaft zieht sich wie ein Leitmotiv durch das Werk Nesbøs. Tyldum verwässert die Romanvorlage nicht, sondern bringt sie so konsequent wie schonungslos auf die Leinwand. Im Mittelpunkt seiner finsteren Inszenierung steht das Jagen zweier kongenialer Psychopathen nach Erfolg, in dem der eine dem anderen hoffnungslos überlegen zu sein scheint. Browns abenteuerliche Flucht quer durchs Hinterland kostet nicht nur manch Nebenfigur das Leben, sondern führt dem Zuschauer auch die Schönheit Norwegens vor Augen. Ein fesselndes Meisterwerk skandinavischer Filmkunst, bei dem Zuschauen einfach nur Spaß macht.

Norwegen/Dänemark/Deutschland 2011, R: Morten Tyldum, D: Aksel Hennie, Nikolaj Coster-Waldau, Synnøve Macody Lund, 101 Min, FSK 16.

Filmstart ist der 15. März, zu sehen im CineStar und der Schauburg.
Die Seite zum Film: www.headhunters-derfilm.de

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar