Seit 2005 "Der Exorzismus von Emily Rose" erfolgreich in den Kinos lief, stehen Teufelsaustreiber bei Hollywood-Produzenten wieder hoch im Kurs. Vergangenes Jahr führte Anthony Hopkins in "The Rite" einen jungen Priester in das jahrhundertealte Ritual ein. Und 2010 erlebte in der Mockumentary "Der letzte Exorzismus" ein hochstapelnder Priester sein dämonisches Wunder.
Dem großen Genre-Klassiker konnten diese Filme freilich nicht das Wasser reichen. Auch “Devil Inside” bleibt weit hinter William Friedkins Meilenstein “Der Exorzist” aus dem Jahr 1973 zurück.
In dem Horrorstreifen erforscht eine junge Katholikin die Umstände, unter denen ihre Mutter drei Menschen ermordete. Zu Beginn des Films ist das verwackelte Polizeivideo von der ersten Begehung des Tatorts zu sehen. Die Wohnung von Maria Rossi (Suzan Crowley) entspricht dem Klischee-Bild einer Messie-Bude: Bis unters Dach stapeln sich hier Kartons, Gerümpel und anderer Hausrat. Mittendrin die blutverschmierten Leichen dreier Geistlicher. Während die Kamera hier den dritten Leichnam filmt, ist aus dem ein Rascheln zu hören. Ein Polizist leuchtet in die hinterste Ecke des dunklen Raums, wo er eine verwahrlost aussehende Frau entdeckt, die ihn unvermittelt attackiert. An dieser Stelle reißt das Band ab.
Maria Rossi wird wegen der Tat in ein psychiatrisches Krankenhaus der katholischen Kirche in Rom eingewiesen. Zwanzig Jahre später macht sich ihre Tochter Isabella (Fernanda Andrade) auf den Weg nach Italien, um herauszufinden, ob ihre Mutter psychisch krank oder von einem Dämonen besessen ist. Denn als sie ihre Tat begann, wurde an ihr ein Exorzismus vorgenommen. Dazu heuert sie die versierten Teufelsaustreiber Ben (Simon Quarterman) und David (Evan Helmuth) an, die ihre Mutter zu heilen versuchen. Dumm nur, dass sie mit ihren mit unkonventionellen Methoden zwischen Religion und Wissenschaft Marias dunkelstes Inneres in Form von vier Dämonen zu Tage befördern.
Angesichts des Dokumentar-Stils, in dem “Devil Inside” gedreht wurde, könnte man meinen, Regisseur William Brent Bell sei ein Fan seines Hamburger Kollegen Daniel Stamm. Der Deutsche inszenierte 2010 “Der letzte Exorzismus” im Stil einer Mockumentary, also einer fiktiven Dokumentation. Der Streifen zählt zu den besten Gruselmovies seines Jahrgangs. Bell, bisher nur eingefleischten Horror-Fans durch das schwache Splattermovie “Stay Alive” (2005) bekannt, greift Stamms Grundidee auf, indem er seine an der Existenz von Dämonen zweifelnde Protagonistin auf ihrer Suche nach dem “Warum” von einem Kamerateam begleiten lässt. Die Parallele ist unverkennbar. Das unter Horrorfilmern derzeit trendige Stilmittel ist jedoch passend, nur an der exakten Umsetzung hapert es manchmal.
Trotz manch extrem verwackelter Aufnahme entwickelt sich rasch ein unterhaltsamer Gruselthriller, über dessen kleinere Logikbrüche man gerne hinweg sieht. Fernanda Andrade überzeugt dabei als das lässige College-Girl Anfang zwanzig, dass sich auf die Suche nach der eigenen Identität begeben hat. Simon Quarterman und Evan Helmuth fehlt es dagegen an Ernsthaftigkeit. Sie erwecken eher den Eindruck, als seien sie auf Frauen- statt auf Dämonenjagd, und wären in einer Teenie-Komödie besser platziert. Wahrhaft gruselig dagegen Suzan Crowley, die mit ihren zerlotterten Strubbelhaaren, unterlaufenen Augen und eingeritzten Satanskreuzen auf dem Unterarm einem Zombie-Klassiker entlaufen sein könnte. Spätestens wenn sie in bester “Exorzist”-Manier ihre Gliedmaßen extrem verrenkt und ihrer Tochter Schuldgefühle einzureden versucht, läuft es einem eiskalt den Rücken hinunter.
Insgesamt lässt sich resümieren, dass sich “Devil Inside” in die 2005 wiedererweckte Tradition der Exorzismusfilme mühelos einreiht. Allerdings lässt der Streifen die kritische Auseinandersetzung mit seinem Sujet vermissen. Kritik an den fragwürdigen Praktiken der katholischen Kirche? Fehlanzeige. Anders als Hans-Christian Schmidts Drama “Requiem” spielt der Film in keinster Weise auf reale Begebenheiten an. Die Teufelsaustreibung scheint wie Anfang der 1980 er Jahre wieder eine makabere Form der Massenbespaßung geworden zu sein, die Ende März mit der Low-Budget-Produktion “Der Exorzismus der Emma Evans” seinen vorläufigen Höhepunkt erreichen wird.
William Brent Bell bedient in erster Linie die gängigen Klischees und zitiert dabei mehrfach erkennbar aus “Der Exorzist”. Das ist nett anzusehen, aber wo bleibt das Neue, das Unerwartete? Genre-Kenner können den Ausgang des Plots nach etwa der Hälfte des Films erahnen. Die überraschende Wendung am Schluss bleibt aus.
Filmstart ist der 1. März, zu sehen im CineStar und UCI Nova Eventis.
Die Seite zum Film:
www.devilinside-film.de
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