Es war einst das prächtigste Renaissancegebäude Leipzigs, wurde aber im Zweiten Weltkrieg bis auf die Grundmauern zerstört: das sogenannte Fürstenhaus. Von den reich verzierten Erkern sind noch originale Steinfragmente erhalten, die ab dem 24. Oktober erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden. Am ehemaligen Standort Grimmaische/Ecke Universitätsstraße – heute Standort der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät – werden ausgewählte Teile an einer Wand im Foyer dauerhaft installiert.
Die Kustodie der Universität begleitet diese neue Präsentation mit einer Ausstellung.
Die Ausstellung „Gebaute Renaissance – Das Leipziger Fürstenhaus und seine Erker“ ist bis zum 31. Januar 2025 in der Galerie im Neuen Augusteum zu sehen. Sie zeichnet die Geschichte des Bauwerks nach und informiert über seine Erbauer und späteren Nutzer mit Bauzeichnungen, Plänen, Ansichten (Grafik und Fotografien) und Archivalien.
Die aussagekräftigsten Steinfragmente aus Rochlitzer Porphyr werden in Form eines Lapidariums (Steinsammlung) an einer Wand im Foyer der Wirtschaftswissenschaften präsentiert. Sie sollen am Originalstandort über das verlorene Gebäude informieren. Im Rahmen der Vernissage am Donnerstag, 24. Oktober, erfolgt die feierliche Enthüllung.
Die Geschichte des Fürstenhauses
Errichtet wurde das Fürstenhaus 1558 durch den Baumeister und Steinmetz Paul Wiedemann im Auftrag des Juristen und Stadtrats Dr. Georg Roth. Dessen Vater, der Mediziner Dr. Sebastian Roth, war ein direkter Neffe des berühmten Heinrich Stromer von Auerbach, Eigentümer von Auerbachs Hof. Seinen Namen erhielt das Gebäude, da es im 17. Jahrhundert als Unterkunft für adelige Studenten gedient hatte, darunter auch vier Altenburger Prinzen.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg, im Jahr 1648, erwarb die Universität das Gebäude. In den Repräsentationsräumen beherbergte sie hochgestellte Gäste wie Peter den Großen. Nach umfassenden Umbauarbeiten in der Gründerzeit nutzte man das Fürstenhaus als modernes Kaufhaus.
Wiederaufbaupläne nach der Kriegszerstörung mündeten 1976 in ein verkleinertes Projekt: die Rekonstruktion eines Erkers auf der diagonal gegenüberliegenden Straßenecke, Grimmaische Straße/Nikolaistraße. Der historisch anmutende Erker wurde 1986 vollendet und erinnert bis heute im Stadtbild an das zerstörte Renaissancegebäude.
Ausstellungseröffnung für „Gebaute Renaissance – Das Leipziger Fürstenhaus und seine Erker“ ist am Donnerstag, dem 24. Oktober, um 18 Uhr im Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli, Altarbereich, Neues Augusteum, Campus Augustusplatz.
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