Denkt man zehn Jahre zurück, bemerkt man, wie sich die Nacht der Kunst entwickelt hat. Zur fünften, also 2014, konzentrierte sich das Event noch, mehr oder weniger, entlang der Georg-Schumann-Straße mit 46 teilnehmenden Locations. 2024 ist der Einzugsbereich größer geworden und es sind einige Standorte nicht mehr dabei, dafür sind andere dazugekommen. Insgesamt sieht und hört man Kunst an 56 Orten.
Es war übrigens die heißeste Nacht der Kunst, die Temperaturen am Samstag lagen zu Beginn bei etwa 30 Grad. Das wirkte sich aber nicht auf die Stimmung der Besucherinnen und Besucher aus.
Traditionell habe ich meinen Rundgang von K bis K gemacht, also vom Kaufland Gohlis-Süd bis zum Kloster der Dominikaner in Wahren und es gab vieles zu sehen und zu hören. Einiges möchte ich hier beschreiben, alles wäre vermessen. Die Auswahl ist aber nicht der Qualität der Künstlerinnen, Künstler und Werke geschuldet.
Im Kaufland war, wie immer Fotografie, Malerei, Grafik und Objektkunst zu sehen. Leipzig-Foto war zum wiederholten Mal dabei. Über sie haben wir bereits berichtet. Die Fotografen von Lichtküche behandelten das Thema „Wasserstadt Leipzig“ und Steve Lewis zeigte seine farbenfrohen, aber etwas verstörenden Gemälde, um nur einige zu nennen.
Einige Zwischenstopps später im „Jedermanns“ stellten Thomas Bachler und Karen Weinert ihre Fotografien aus, die das Buch „Provinzlust“ von Uta Bretschneider und Jens Schöne illustrieren. Ich habe Uta Bretschneider gefragt, was Sie zu der Beschäftigung mit dem Thema „Sex-Shops in der Ost-Provinz“ animiert hat.
„Wir, Jens Schöne und ich, haben das Buch zusammen gemacht und haben überlegt, welches Kapitel der deutsch-deutschen Geschichte muss noch erforscht werden, wo vor allem auch männliche Räume eine Rolle spielen. Es ist eine sogenannte Transformation zur Zeit, die uns lange umtreibt, also was passierte nach dem Ende der DDR. Irgendwie bin ich über Land gefahren und habe diesen Sex-Shop in Herzberg entdeckt: ‚Sexshop und Aquaristik Patrick Heidler‘.
Da habe ich gedacht: Das klingt irgendwie interessant und ein bisschen amüsant und habe es an Jens Schöne geschickt. Daraus wurde dann ein ernsthaftes Forschungsprojekt, das wir komplett in unserer Freizeit, in den letzten Pandemiejahren umgesetzt haben. Und in diesem Jahr ist das Buch dazu erschienen und Karin Weinert und Thomas Bachler haben Fotos dazu gemacht. Die werden heute erstmals in so einer Form hier präsentiert und ich freue mich total, dass das Buch nochmal einen neuen Aggregatzustand bekommen hat. Die Bilder in dieser Zusammenschau zu sehen, ist einfach hervorragend.“
Die Ausstellung ist noch länger während der Öffnungszeiten des „Jedermanns“ zu sehen, also einfach anfragen. Weiter zum Informationszentrum in der Nr. 126. Dort stellte unter anderem die Restauratorin und Textildesignerin Constanze Arndt ihre Stoffe vor, die mit historischen Ornamenten aus Leipziger Häusern bedruckt sind. Allemal ein Hingucker.
Im Heisenberg-Gymnasium war gerade Pause zwischen den musikalischen Darbietungen, dafür waren in den Klassenzimmern im Erdgeschoss vielfältige Malereien, Zeichnungen und Fotografien zu sehen. Übrigens auch eine gute Gelegenheit, bei den Innentemperaturen der Räume, über Hitzetage und Schulbetrieb nachzudenken.
Weiter auf die andere Straßenseite in die Auferstehungskirche: Dort zeigte das Atelier Energie e.V. Zeichnungen und kleinformatige Gemälde, die sich optisch perfekt in den Kirchenraum einpassten.
Einige Zwischenstopps weiter kam schon das Dominikanerkloster St. Albert. Dort verpasste ich die „Broadway Moments“ knapp, konnte aber die Ausstellung der Malgruppe Britta Schulze in Ruhe betrachten. Zu den „Broadway Moments“ komme ich später zurück. An der angebotenen Klosterführung nahm ich, wegen hohem Andrang, nicht teil.
Richtungswechsel, also zurück in Richtung Stadt und ein Abstecher zum Gartenhaus der Gnadenkirche auf dem Opferberg: Dort gab es Malerei, Töpferei und Zeichnungen verschiedener Künstlerinnen und Künstler.
In der Klavierschule Olbrich traf ich dann Emilia und Tom, die ich mit ihren „Broadway Moments“ im Kloster verpasst hatte und hörte dafür „Musical Magic“ mit Songs aus Aladdin, Elisabeth und Abba.
Ich habe die beiden gefragt, was sie zur Nacht der Kunst geführt hat:
Emilia: Wir beide sind Auszubildende der Musical-Akademie in Delitzsch, der Theaterakademie Sachsen. Wir sind jetzt im zweiten, beziehungsweise jetzt angehendes drittes Semester. Und wir sind durch meine Mutter, die ja auf der Georg-Schumann-Straße die Nacht der Kunst mitmacht, auf die Nacht der Kunst aufmerksam geworden und dachten uns, da können wir doch auch mal eine kleine Performance darbieten.
Tom: Genau, und so haben wir heute einige Musical-Hits präsentiert, es hat super viel Spaß gemacht, das Publikum war richtig gut, hatte Spaß und hat übelst mitgemacht. Es war richtig toll.
Wieder einige Zwischenstopps. Es war schon dunkel. Vor dem Kaufland spielten schon die „Dragonflies“, die Band der International School.
Eine schöne Nacht der Kunst war es auf jeden Fall. Ich freue mich auf nächstes Jahr!
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“Sexshop und Aquaristik Patrick Heidler‘” – erinnert mich an ein Geschäft mit dem Schild “Erotik, Waffen und Getränke”, den es in Pirna gab.