200 Jahre nach der Exekution von Johann Christian Woyzeck in Leipzig setzt die Schaubühne Lindenfels ihre künstlerische Auseinandersetzung mit diesem historischen Ereignis fort. Gemeinsam mit den Szenografinnen Shahrzad Rahmani und Lisa Schiller-Witzmann richten die Schaubühne dabei den Blick auf die gegenwärtige Lage von Inhaftierten weltweit. „Hab keine Angst“ feiert am 25. August um 18 Uhr seine Eröffnung.

Das Projekt basiert auf der Rekonstruktion des Woyzeck-Schafotts, das bereits 2017 im Rahmen des Büchner Festivals auf dem Leipziger Markt zu sehen war. In diesem Jahr errichten die Künstlerinnen einen Kubus im Zentrum Leipzigs, der Berichte und Briefe von Inhaftierten aus verschiedenen Unrechtssystemen der Vergangenheit und Gegenwart wiedergibt. „Hab keine Angst“ wird vom 25. August bis 4. September auf dem Leipziger Markt zu erleben sein.

200 Jahre nach den historischen Ereignissen um die Exekution von Johann Christian Woyzeck in Leipzig entwickelt die Schaubühne in Zusammenarbeit mit dem Stadtgeschichtlichen Museum die künstlerische Annäherung an die letzte öffentliche Hinrichtung auf dem Leipziger Markt weiter und nimmt dabei die aktuelle Situation von Inhaftierten weltweit in den Blick. Dafür konnten Szenografinnen Shahrzad Rahmani aus Berlin und Lisa Schiller-Witzmann aus Leipzig gewonnen werden.

Unter Verwendung von Briefen und Berichten aus Gefängnissen verschiedener Unrechtssysteme aus der Geschichte und der Gegenwart ist es ihnen gelungen, den 6 × 7 × 4 Meter großen Kubus im Zentrum von Leipzig als einen eindrücklichen äußeren und inneren Erfahrungsraum zu gestalten, der Opfern von Willkür und Unrecht eine eigene Stimme gibt.

„Hab keine Angst“: Diesen Satz hat ein politisch inhaftierter Häftling im berüchtigten iranischen Evin-Gefängnis in die Wand seiner Einzelzelle eingeritzt. Gerichtet an sich selbst und die nachfolgenden Gefangenen.

„Zeichne mir wieder Blumen in deinen Briefen, ja? Und schick mir auch Fotos. Aber keine Fotos von Landschaften. Das ist verboten. Es ist seltsam, aber die Natur zu betrachten, und sei es nur auf einem Stück Papier, ist verboten.“ Dieses Zitat stammt aus „Wir werden auch schöne Tage sehen – Briefe aus dem Gefängnis“ (Zehra Doğan)

„Es gibt Momente in der Zelle, wo du das Gefühl hast, die Wände bewegen sich auf dich zu. Du hast das Gefühl, sie kommen dir immer näher und werden dich zerquetschen“, schrieb Marzieh Amiri in „Frau, Leben, Freiheit – Frauen in iranischen Gefängnissen erzählen“ (Narges Mohammadi)

Programmüberblick am 25. August

Beginn der Veranstaltung 18:30 Uhr im historischen Ratssaal im Alten Rathaus

Begrüßung und Grußworte von René Reinhardt (Künstlerischer Leiter der Schaubühne Lindenfels) und Dr. Johanna Sänger (Kuratorin des Stadtgeschichtlichen Museums). Vorstellung der Künstlerinnen, Kooperationspartner/-innen und Gäste. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, sich mit den Künstler:innen und weiteren Gesprächsgästen auszutauschen. Während der Gespräche ist die Besichtigung des Kubus auf dem Markt möglich. Weitere Gesprächsgäste an den Thementischen: Gisela Kallenbach, Pfarrer Martin Stemmler-Michael und Amnesty International Leipzig.

Weitere Termine: 26. , 28. und 29. August sowie 1., 2. und 4. September jeweils 10.30 bis 20.30 Uhr

Abschlussveranstaltung mit Podiumsdiskussion: 4. September, 19 Uhr

Der Eintritt ist frei.

Diese Veranstaltung ist Teil Jubiläumstour 94/24 der Schaubühne Lindenfels.

Künstlerische Leitung: Shahrzad Rahmani, René Reinhardt, Lisa Schiller-Witzmann
Szenografie: Shahrzad Rahmani, Lisa Schiller-Witzmann
Produktionsleitung: Jennifer Krebs, Hannes Raetz
Recherche: Elisa Liebscher
Bau: Robert Schiller
Technische Leitung: Benjamin Henkel

Eine Produktion der Schaubühne Lindenfels in Kooperation mit dem Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig. In weiterer Kooperation mit Amnesty International Leipzig.

Gefördert durch die Stadt Leipzig. Die Residenz im Rahmen des Projektes wurde gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Eine Residenz bei der Schaubühne Lindenfels in der Residenzförderung des Fonds Darstellende Künste in Kooperation mit flausen+. Mit freundlicher Unterstützung von Leipzig Tourismus und Marketing und der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar