Mit persönlichem Engagement beginnt es zumeist. So wie durch die über 50 Jahre aufgebaute Sammlung zur Welt der Clowns von Dieter Hormann, die im Leipziger Clown-Museum zu besichtigen ist. Noch. Denn dem Leipziger Clown-Museum droht das Aus. Nicht gänzlich, denn andere Städte haben schon Interesse an dieser einmaligen Sammlung signalisiert. Aber für Leipzig würde diese Attraktion verloren gehen. Eine Petition versuchte, das zu verhindern. Der Petitionsausschuss schlug nun eine Lösung vor. Aber mit Arbeitsauftrag.
„Im Rahmen einer Besichtigung und fachlichen Führung im Januar 2024 durch Herrn Dieter Hormann vom Clown – Museum wurde informiert, dass das Museum wohl voraussichtlich in absehbarer Zeit schließen muss und vorgesehen sei, es für immer nach Wien zu verlagern.
Sollte dies eintreten, dann würde unserer Stadt der Verlust eines absolut einmaligen Ortes der kulturellen Begegnung drohen, denn das Clown-Museum in Leipzig verkörpert mit seiner bewegten Geschichte und seinen europaweit einmaligen Beständen nicht nur ein kulturelles Zentrum mit enormer und nachhaltiger Strahlkraft weit über die Grenzen Leipzigs, Sachsens und Deutschlands hinaus, sondern erfüllt mit seinen vielfältigen Aktivitäten seit nunmehr über 15 Jahren einen Bildungsauftrag mit hoher Qualität, nicht nur für die vielen Kinder unserer Stadt, sondern für alle Altersstufen der Leipziger Bevölkerung“, stellte Joachim Philipp in seiner Petition für das Clown-Museum fest.
„Unsere Bitte richtet sich an die Stadt Leipzig und speziell an alle gewählten Vertreter/-innen des Stadtrates, den weiteren Erhalt des Clown-Museums in Leipzig nicht nur zu ermöglichen, sondern durch geeignete Maßnahmen zum Erhalt des Museums beizutragen und somit den drohenden Umzug in einer anderen europäischen Stadt zu verhindern.“
Die Petition zum Clown-Museum.
Der Gründer und Betreiber des Museums, Hans-Dieter Hormann, ist inzwischen bereits 76 Jahre alt und der bestehende Mietvertrag mit der LWB in der Breite Straße 22, Leipzig-Reudnitz, endet wohl zum 31. Juli 2024. Eine Verlängerung sei dem Verein nicht möglich, so Philipp.
„Im Rahmen unseres interessanten und erlebnisreichen Besuchs im Januar 2024 informierte Herr Dieter Hormann, dass wohl auch zwischenzeitlich Anfragen von verschiedenen Städten vorliegen, darunter aus der Stadt Wien, das Museum und seine großen und kulturell wertvollen Bestände künftig und nicht nur mit mittelfristiger Bestandsfähigkeit aufzunehmen.“
Versuche zu helfen seit 2019
Es ist nicht die erste Bitte an die Stadt, dem Clown-Museum zu helfen, wie das zuständige Kulturamt in seiner Stellungnahme schildert: „Mit Unterstützung des Kulturamtes und des großen Engagements von Thorsten Wolf wurde ab 2019 aufgrund angekündigter Mietererhöhungen in der Breiten Straße 22 intensiv nach einem neuen Standort für das Clown-Museum gesucht.
Mit Unterstützung der Wohnungsbaugenossenschaft (WBG) Kontakt wurden größere Räumlichkeiten in Paunsdorf gefunden sowie die museale Aufarbeitung und Inventarisierung der Sammlung angestoßen. Die WGB organisierte eine Museologin, stellte zur Finanzierung Honorarmittel zur Verfügung und kündigte Unterstützung für die Vorrichtung neuer Räumlichkeiten sowie den Umzug an.
Im März 2021 hat das Clown-Museum die Anmietung der Räumlichkeiten der WBG Kontakt in Paunsdorf aufgrund der Höhe der Mietkosten abgelehnt.
Eine institutionelle Förderung für das Clown-Museum ist aufgrund von anderen Schwerpunktsetzungen nicht vorgesehen.
Der Träger des Clown-Museums Dipetos e.V. wurde in der Projektförderung im Fachbereich Stadtgeschichte 2020 mit 6.800 Euro, 2021 mit 6.800 Euro und 2022 mit 3.500 Euro sowie im Fachbereich Soziokultur im Jahr 2020 mit 4.000 Euro gefördert.
Eine Förderung über Projektantragstellung im Kulturamt im Rahmen der Förderung freier Kunst – und Kultur ist weiterhin möglich.“
Jetzt braucht es ein Konzept
Eine verzwickte Lage, könnte man meinen. Das Kulturamt empfahl deshalb, die Petition abzulehnen. Aber der Petitionsausschuss des Stadtrates folgte in diesem Fall der Empfehlung der Stadt nicht ganz.
Denn einfach so ein Ende des Clown-Museums zu riskieren, fanden die Ausschussmitglieder nicht gut und schlugen deshalb vor: „Die Verwaltung unterstützt ab 1. September 2024 die Bemühungen des Vereins, die Sammlung des Clownmuseums Leipzig auch zukünftig – d.h. nach Auslaufen des aktuellen Mietvertrages für den jetzigen Standort – der Öffentlichkeit in Leipzig zugänglich zu machen. Konkrete Hilfe wird insbesondere bei der Beantragung geeigneter Fördermittel gewährt. Der Verein ‚Dipetos Welt der Clowns e.V. – Clownmuseum‘ wird bis zum 31. August 2024 ein Zukunftspapier erarbeiten.“
Das ist auch ein Appell an den Verein, ein tragfähiges Konzept vorzulegen, auf dem dann eine Förderung durch die Stadt aufbauen könnte. Und das klingt auch in der Begründung des Beschlussvorschlags noch einmal an: „Das Clownsmuseum im Leipziger Osten umfasst rund 8.000 Clownsfiguren sowie weitere Exponate und ist in seiner Art etwas Besonderes.
Es sollte für und in Leipzig erhalten bleiben. Dafür müssen die nötigen Voraussetzungen geschaffen werden – durch alle Beteiligte. Grundvoraussetzung ist die Erarbeitung eines soliden Zukunftspapiers durch den Trägerverein, der der Sammlung eine Perspektive eröffnet.“
Zwei Monate Zeit also für den Verein, ein Konzept zu schreiben, das tatsächlich beschreibt, wie das Clown-Museum in Leipzig dauerhaft etabliert werden könnte.
Und das sah am 19. Juni auch die Stadtratsmehrheit so, die dem Vorschlag des Petitionsausschusses zustimmte.
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