Am Samstag, 25. Mai, wird im ehemaligen Atelier des Malers Werner Tübke im Dachgeschoss der Tübke Villa in der Springerstraße 5 eine neue museale Dauerausstellung zu Leben und Wirken des berühmten Leipziger Malers und Grafikers eröffnet. Anlass ist der Todestag Werner Tübkes, der sich am 27. Mai zum 20. Mal jährt. Zur Begrüßung wird der Sächsische Landtagspräsident, Matthias Rössler, sprechen.

Der Ort, an dem Werner Tübke (1929–2004) seit 1989 gearbeitet hatte, war zuvor durch die 2006 gegründete Tübke Stiftung genutzt worden. Nach dem Auszug der Stiftung im Dezember 2022 in das Leipziger Museum der bildenden Künste, dem der Stiftungsbestand seit jeher angegliedert ist, gab es den Wunsch nach Erhalt der Atelierräume. So gründete sich 2023 der gemeinnützige Verein Tübke Atelier e.V., mit dem Ziel, die Räume wieder herzurichten und der Öffentlichkeit kostenfrei zugänglich zu machen.

Eine Dauerausstellung mit Gemälden und Papierarbeiten des Künstlers wurde eingerichtet. Die Arbeiten stammen teilweise aus dem künstlerischen Nachlass oder sind Leihgaben öffentlicher sowie privater Sammler. Zudem gibt eine Auswahl an persönlichen Gegenständen Werner Tübkes Einblicke in private Gewohnheiten und Arbeitsvorgänge. Kabinettartige Sonderausstellungen werden die Präsentation künftig ergänzen.

Das erste Mal in Deutschland ausgestellt: Werner Tübkes Figurengruppe am Strand, 1968, 148 x 148 cm. Foto: Tübke Atelier e.V.
Das erste Mal ist es in Deutschland ausgestellt: Werner Tübkes Figurengruppe am Strand, 1968, 148 x 148 cm. Foto: Tübke Atelier e.V.

Den Auftakt bildet die Schau „Werner Tübke. Strandbilder“, die Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen zum Motiv des Strandes versammelt – den Höhepunkt bildet das Gemälde „Am Strand“ (1968), welches als Leihgabe aus dem Angermuseum Erfurt gezeigt werden kann.

Der Strand ist im Werk Werner Tübkes von den 1950er bis in die 2000er Jahre ein zentrales, wiederkehrendes Motiv mit vielfältigen Ausdrucksformen. In den 60er Jahren intensiviert sich die Bedeutung des Strandmotivs, als Tübke für Studienzwecke mit seiner Seminargruppe in den Sommermonaten der Jahre 1966 bis 1968 nach Zingst an die Ostsee reist, wo in dieser kurzen Zeit mehr als 250 Zeichnungen und Aquarelle entstehen.

Der Strand ist für Tübke viel mehr als ein idyllischer, sehnsuchtsverheißender Ort, sondern gilt ihm als Welt im Kleinen. Etliche Figur- und Aktstudien entstehen: Manieristisch verformte Körper, neben- und übereinander gedrängte Leiber zeigen Tübkes Neigung zu komplexen Kompositionen. Eine inhaltliche Erweiterung erfährt das Strandthema durch die Kombination mit aufgeladenen Sinnbildern, die teilweise in Zusammenhang mit metaphorischen Sujets in Tübkes Werk stehen.

Mysteriöse Geschichte: Das einst von Tübke übermalte Bild namens Großer stehender weiblicher Akt, 1968/69, 180 x 80 cm. Foto: Tübke Atelier e.V.
Mysteriöse Geschichte: Das einst von Tübke übermalte Bild Großer stehender weiblicher Akt, 1968/69, 180 x 80 cm. Foto: Tübke Atelier e.V.

Die Besonderheit der neu konzipierten Ausstellung im ehemaligen Atelier liegt auch in der Auswahl der Exponate: Es werden Bilder zu sehen sein, die noch nie in Deutschland ausgestellt waren. Darunter befindet sich das Großformat „Figurengruppe am Strand“ aus dem Jahr 1968, welches in der mehrteiligen Ausstellung Werner Tübkes 1971/72 in Italien gezeigt und dort in italienischen Privatbesitz verkauft wurde. Das Museum Tübke Atelier hat dieses Gemälde wieder entdeckt und konnte es als Dauerleihgabe gewinnen.

Andere Bilder sind nach aufwendigen Restaurierungsmaßnahmen erstmals der Öffentlichkeit zugänglich: Die beeindruckende Arbeit „Schlachtberg 1525“, 1976 als eine der ersten Vorarbeiten zum Panoramagemälde entstanden, erstrahlt so in neuem Glanz. Über die Geschichte eines anderen Gemäldes kann man nur spekulieren: Ein „Großer stehender weiblicher Akt“ von 1968/69 wurde von Tübke 1975 übermalt.

Auch dieses Gemälde war Teil der Ausstellungsreihe in Italien, kam aber danach zum Künstler zurück. Dieser hatte kurzerhand den Kopf der weiblichen Figur übermalt. Bis zu seinem Tod behielt er das Bild im Atelier. Das Museum Tübke Atelier hat den ursprünglichen Zustand wiederherstellen lassen und zeigt das Gemälde nun erstmals in einer Ausstellung.

Die Eröffnung von „Werner Tübke. Strandbilder“ findet am Samstag, dem 25. Mai, um 15 Uhr beim Tübke Atelier e.V., Springerstraße 5, statt. Zu sehen ist die Ausstellung vom 25. Mai bis 10. August 2024.

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