Am Mittwoch, dem 24. April, wurde im Museum der bildenden Künste die Ausstellung „Leak. Das Ende der Pipeline“ eröffnet, in der sich Philipp Goll, Oleksiy Radynski und Hito Steyerl mit der Vorgeschichte der Sprengung der Gaspipelines Nordstream I und II beschäftigen. Denn die Sprengung beendete ein langes Kapitel guter Geschäfte. Und dazu kommt der lodernde Hintergrund mit dem russischen Überfall auf die Ukraine. Kunst kann sehr politisch sein – mit eindrucksvollen Bildern.

Die Ausstellung thematisiert die Entwicklung des Gaspipelinesystems zwischen Sibirien und (West-)Deutschland seit den 1970er Jahren und besteht aus der installativen Videoskulptur „Leak“ und dem Essayfilm „Where Russia Ends“, die inhaltlich miteinander korrespondieren.

Die Künstlerin Hito Steyerl (*1966, München) integriert in die Installation „Leak“ ihre 5-Kanal-Videoerzählung, die sich mit dem Nord Stream-Pipelinesystem und seinen Vorläufern auseinandersetzt. Dabei geht Steyerl auf die Geschichte der sogenannten „Kulturpipeline“ zwischen der Sowjetunion, später der Russischen Föderation, und (West-)Deutschland ein.

Die „Kulturpipeline“ war ein wichtiger Bestandteil des „Erdgas-Röhren-Geschäfts“: Das sowjetische Kulturministerium und seine Nachfolger organisierten kulturelle Großausstellungen in Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen wie der Deutschen Bank, um so für die über Jahrzehnte gemeinsam aufgebaute fossile Infrastruktur zu werben.

Die Installation „Leak“. Foto: MdbK
Installation „Leak“. Foto: MdbK

Zu „Leak“ gehört außerdem eine begehbare Skulptur aus Rohren und Videoelementen, die als Leinwand für das essayistische Roadmovie „Where Russia Ends“ dient. Der Film untersucht die oft übersehene Geschichte des Kolonialismus und der Umweltzerstörung in den von Russland besetzten Gebieten der indigenen Völker Sibiriens.

„Where Russia Ends“

Im Jahr 2022 wurden in den Studios für wissenschaftlichen Film in Kyjiw (Kyiwnaukfilm) bisher unbekannte Filmaufnahmen entdeckt. Sie dokumentieren mehrere Expeditionen, die in den 1980er Jahren von einer Gruppe ukrainischer Filmemacher/-innen in verschiedene Teile Sibiriens und des Hohen Nordens unternommen wurden. Dieses Material bildet die Grundlage für die Rekonstruktion der ausgelöschten Geschichte der zahlreichen imperialistischen Kriege, die Russland gegen seine späteren Kolonien geführt hat.

Aufnahme der Installation „Leak“. Foto: MdbK
Installation „Leak“. Foto: MdbK

„Where Russia Ends“ untersucht die vielfältigen Formen der Komplizenschaft, die dabei eine Rolle spielten, und beleuchtet die Ausbeutung und Aneignung natürlicher Ressourcen sowie die dahinterstehende extraktivistische Ideologie. Der Film ist eine Zusammenarbeit zwischen dem ukrainischen Filmemacher Oleksiy Radynski (*1984, Kyjiw) und dem deutschen Kulturforscher Philipp Goll (*1984, Wetter/Ruhr).

Die Installation „Leak. Das Ende der Pipeline“ von Philipp Goll, Oleksiy Radynski und Hito Steyerl ist vom 25. April bis 4. August im Museum der bildenden Künste zu sehen.

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