Obwohl das Opernhaus in Leipzig erst 1960, als einziger Opernneubau der DDR, erรถffnet wurde, findet man dort, mit dem Technischen Kabinett in seinen Kellern, die Geschichte der elektrischen Theaterbeleuchtung von etwa 150 Jahren. Angeregt durch den damaligen technischen Direktor Helmut Ernst und den Lehrmeister Hans-Gรผnther Haustein, wurde in den Jahren 1981 bis 1984 im Unterkeller des Opernhauses ein technisches Lehrkabinett fรผr die Ausbildung von Bรผhnenhandwerkern und Beleuchtern eingerichtet.

Am 8. Oktober 1984 wurde das Kabinett in Betrieb genommen. Bevor dies geschah, musste aber erst Bauschutt aus den Kellerrรคumen entfernt werden und die beim Bau, teilweise provisorisch verlegte, Elektroinstallation erneuert, die FuรŸbรถden instandgesetzt und Tรผren zu den Kellerrรคumen eingebaut werden.

Zuerst entstand das Lehrkabinett fรผr die Berufsausbildung, wo neben der Vermittlung von theoretischen Kenntnissen auch praktische รœbungen an Gerรคten, die meist in anderen Leipziger Theatern ausgesondert wurden, durchgefรผhrt wurden. Noch heute sieht man in diesem Raum einige Exponate, wie die optische Bank zur Demonstration optischer Systeme, die damals von den Lehrlingen und Lehrmeistern angefertigt wurden.

Besonders Hans-Gรผnther Haustein begann auch mit dem Aufbau der Sammlung und besuchte dazu zahlreiche Theater und Institutionen der ehemaligen DDR, in deren Kellern noch historische Gerรคte lagerten. Das Lehrkabinett wurde zu klein und es kam ein weiterer Raum dazu. Gleichzeitig begann auch die Dokumentation der Gerรคte und die Suche nach den ursprรผnglichen Herstellerfirmen, die sich als schwierig erwies.

Das Modell des Alten Theaters Leipzig im Technischen Kabinett. Foto: Thomas Kรถhler
Modell des Alten Theaters Leipzig im Technischen Kabinett. Foto: Thomas Kรถhler

Als der Ausbildungsbetrieb 1991 eingestellt wurde, wurde das Technische Kabinett zu einem Ort des Sammelns und Bewahrens historischer Beleuchtungstechnik und es kamen auch aus der alten Bundesrepublik, unter anderem aus Bayreuth, Exponate dazu.

Wir besuchten das Technische Kabinett und wurden von Detlef Hahn durch die Rรคume gefรผhrt.

Was findet man dort?

Wir haben nicht nachgezรคhlt, die Anzahl von รผber 300 Gerรคten historischer Beleuchtungstechnik ist aber glaubhaft, es finden sich daneben aber auch andere Exponate wie die Trage mit den Vogelkรคfigen des Papageno, einige Puppen mit Kostรผmen und zwei Bรผhnenhausmodelle, davon eines des Alten Theaters der Stadt Leipzig von 1830.

Der Hauptteil der Sammlung ist der Beleuchtungstechnik vorbehalten und wer da nur verschiedene Scheinwerfer und Leuchtmittel erwartet, der irrt.

Bereit 1876 baute Hugo Bรคhr in Dresden Beleuchtungstechnik fรผr die Erzeugung von Lichteffekten, wie die Bรคhrโ€™sche Scheibe und den Regenbogenvorsatz, diese wurden uns auch vorgefรผhrt. Diese Exponate waren bis vor kurzem die รคltesten in der Sammlung. Es ist noch der Nachbau eines Kalklichtscheinwerfers, nach Thomas Drummond von 1826 dazu gekommen. Dieser ist noch nicht restauriert.

Der Wolkenapparat von Willy Hagedorn. Foto: Thomas Kรถhler
Wolkenapparat von Willy Hagedorn. Foto: Thomas Kรถhler

Besonders beeindruckend, schon anhand der GrรถรŸe, sind die Wolkenapparate, von denen sogar zwei vorhanden sind. Ein AEG-Wolkenapparat, mit 12 Projektionssystemen aus den 1930er Jahren und ein Modell von Willy Hagedorn Berlin mit 20 Projektionssystemen aus der gleichen Zeit.

Ob nun Bogenlicht-Scheinwerfer, bei denen der Lichtbogen zwischen Kohlespitzen erzeugt wird, Scheinwerfer mit Parabolspiegeln, die aus facettenartig angebrachten polierten Metallscheiben bestehen, Gerรคte, die mit Gleich- oder Wechselstrom betrieben werden: Es lรคsst sich nicht alles auffรผhren.

Dazu kommt selbstverstรคndlich die Schalttechnik, vom manuell zu steuernden Stellwerk bis zu solchen, die mit Lochstreifen oder schon computergestรผtzt arbeiten, findet sich auch hier eine groรŸe Auswahl. Vieles kann auch vorgefรผhrt werden.

Was ist noch zu sagen?

Das Technische Kabinett ist nicht nur eine Sammlung historischer Beleuchtungstechnik, denn bereits bei der Lehrausbildung bis 1991 und bis heute wurden die Gerรคte funktionsfรคhig gemacht, sie kรถnnen den Besuchern und anderen Interessierten auch vorgefรผhrt werden.

Eine Elektrische Lichtstellwarte aus dem Jahr 1973. Foto: Thomas Kรถhler
Elektrische Lichtstellwarte aus dem Jahr 1973. Foto: Thomas Kรถhler

Im Kabinett befindet sich auch eine umfangreiche technische Dokumentation dieser Gerรคte und der Herstellerfirmen.

Hans-Gรผnther Haustein, den man als Grรผnder des Technischen Kabinetts bezeichnen kann, verรถffentlichte auch mehrere Beitrรคge zur Beleuchtungstechnik in โ€žPodiumโ€œ wie โ€žHugo Bรคhr โ€“ Vater des Lichtsโ€œ, โ€žHistorische Bรผhnengasbeleuchtungsanlagenโ€œ und โ€žHistorische Lichtstellgerรคteโ€œ, die noch heute als Referenzen in Facharbeiten dienen.

Ein Raum der Ausstellung ist der Geschichte der Theaterbeleuchtung in der DDR, also den Eigenproduktionen, vorbehalten. Dort werden auch die Anfรคnge der computergesteuerten Beleuchtungstechnik gezeigt.

Fazit: Es gรคbe noch viel mehr zu schreiben, ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall fรผr theater- und technikbegeisterte Menschen. Fรผhrungen durch das Kabinett kรถnnen online gebucht werden.

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