Ab Sommer 1945 erschienen die ersten Plakate in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ), die für den Neuaufbau mobilisieren, zur Sicherung elementarer Lebensbedingungen und zur Abrechnung mit dem Nationalsozialismus beitragen sollten. Die künstlerische Vielfalt wurde anfänglich nicht beschränkt. Doch das sollte sich nach Gründung der DDR sehr bald ändern. Mit der Gründung der beiden deutschen Staaten begann die DDR-Kulturpolitik, sich von der „dekadenten bürgerlichen Kunstschule“ abzugrenzen.
Plakate wiesen „blattfüllende zeichenhafte Bilderfindungen, zurückhaltende Farbigkeit und klare Sprache“ auf und sorgten so für „optische Distanz zu den heroisierenden Blättern der Nazizeit. Dargestellt wurden hauptsächlich Veranschaulichungen von Zuständen, die für die Zukunft gewünscht sind, visuelle Manifestierungen von Machtansprüchen, die symbolische Vernichtung von politischen Gegnern, Personenkult (Lenin, Marx, Engels, Thälmann) sowie Gedenk- und Jahrestage.
Besonders häufig findet man bei der letzteren Kategorie Darstellungen zu Ehren des Bestehens der DDR oder anlässlich des Internationalen Kampftages der Arbeiterklasse am 1. Mai oder des Tages der Republik am 7. Oktober.
Weitere Sujets der Sichtagitation waren Anti-Militarismus, Gesundheitskampagnen und die Sowjetunion als sozialistisches Vorbild für die DDR.
Die Ausstellung zeigt vielfältige Beispiele von den Anfängen der DDR bis zur Friedlichen Revolution von 1989. Der Wandel von der vordergründig agitatorisch-propagandistischen Wirkungsabsicht hin zu einem visuell ausgefeilten Kommunikationsmedium wird ausführlich dargestellt. Plakate werden gezeigt aus den Archiven der ehemaligen Bezirksstädte, dem DDR-Museum, Kunstvereinen und von privaten Sammlern.
Die Ausstellung ist ein Projekt des Kunst+Projekte e.V. und wird gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Die Ausstellung ist bis zum 15. Januar 2024 im Neuen Rathaus in de Unteren Wandelhalle zu besichtigen.
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